Energie und Klimaschutz
Weniger Energieverbrauch und mehr naturverträgliche, erneuerbare Energie
Österreich wird zu 2/3 von importierter fossiler Energie betrieben. Öl aus Ländern wie Kasachstan, Nigeria und Saudi-Arabien sowie Gas aus Russland. Viele Milliarden Euro fließen dafür außer Landes und finanzieren die dortigen politischen Systeme. Österreichs Treibhausgase stammen zum Größten Teil aus der Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle.
Langer Weg zu 100 % naturverträglicher erneuerbarer Energie
Obwohl die erneuerbaren Energien hierzulande mit über 30% im europäischen Vergleich gut entwickelt sind ist es noch ein langer Weg zu 100 % naturverträglicher erneuerbarer Energie. Eine Orientierung auf diesem Weg bietet das Szenario Energie- und Klimazukunft Österreich von WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace. Auch weltweit ist der Energiesektor der bestimmende Faktor der Klimakrise. Einen Hoffnungsschimmer zeigt ein renommierter internationaler Report der Expertengruppe DNV GL aus Norwegen. Nach diesen Daten könnte der Höhepunkt der Erdölnutzung nun endlich überschritten sein und der globale Weg in eine Klimaschutz-Zukunft beginnen.
Zahlen & Fakten
- Weltweit kommen 75 % aller Treibhausgasemissionen aus dem Energiesektor
- Österreich wird zu 2/3 mit fossiler Energie betrieben
- Erneuerbare Energien müssen naturverträglich ausgebaut werden, das heißt nur dort, wo nicht zu viel Natur zerstört wird
- Die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor haben seit 1990 um 75 % zugenommen. Es braucht daher tiefgreifende Änderungen im Verkehrswesen: Eine echte Mobilitätswende
- Fossil betriebene Autos verwenden nur 25 % der getankten und bezahlten Energie für die Fortbewegung, 75 % werden als Abwärme verschwendet
- In Elektrofahrzeugen wird 75 % der eingekauften Energie für die Fortbewegung verwendet
Herausforderungen
Die größten Herausforderungen für Energie und Klimaschutz
Herausforderung 1: Energieverschwendung
Wir gehen leider viel zu verschwenderisch mit Energie um. Immer noch sind auf unseren Straßen fast nur fossil betriebene Autos unterwegs, die bis zu drei Viertel der bezahlten und getankten Energie als Abwärme verschwenden. In Elektrofahrzeugen wird 75 % der eingekauften Energie für die Fortbewegung verwendet. Wohnhäuser, die in den 1980er Jahren oder früher errichtet wurden, haben typischer Weise einen Heizwärmebedarf von 150 bis 250 kWh/m2a (Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr) obwohl sie zumeist auf 50 kWh/m2a zu sanieren wären. Hier wird bis zu 80% der Energie durch undichte Fenster, ungedämmte Wände oder schlecht gedämmte Dächer verloren.
Ohne die Vermeidung von Energieverschwendung und einer damit verbundenen Senkung des Energieverbrauchs auf ca. die Hälfte des derzeitigen Wertes wird der Klimaschutz in Österreich nicht gelingen.
Herausforderung 2: Naturverträgliche Energiewende
Österreich wird zu 2/3 von importierter fossiler Energie betrieben. Die Aufgabe „Energiewende“ ist also eine sehr große und dringende. Laut unseren Abschätzungen kann in Österreich nur etwa die Hälfte des derzeitigen Energieverbrauches aus heimischen erneuerbaren Energiequellen bereitgestellt werden. Energiewende heißt also Energieverbrauch senken und erneuerbare Energiequellen rasch in naturverträglichen Grenzen ausbauen um den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Nutzung von Kohle, Erdöl und fossilem Gas zu ermöglichen.
Herausforderung 3: Mobilität
Die Umweltbelastungen durch den Verkehr nahmen stetig zu. Die Treibhausgase im Verkehrssektor haben seit 1990 um 75 % zugenommen. Das schadet auch der Gesundheit der Menschen. Daher brauchen wir mehr denn je ein zukunftsfähiges Mobilitätssystem auf Basis erneuerbarer Energien. Diese Mobilitätswende ist für den Klimaschutz entscheidend.
Erfreulich ist, dass heute bereits ein Drittel der Personenverkehrsleistung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Fahrrad oder auch zu Fuß erfolgt. Die restlichen 71 % verteilen sich auf Pkw (69 %) und Inlandsflugverkehr (2 %). Absoluten Nachholbedarf gibt es in Sachen E-Autos. Der Elektrifizierungsgrad der privaten Pkw liegt in Österreich noch weit unter einem Prozent. Der Zielwert bis 2030 liegt bei 25 %. Beim Gütertransport ist die Situation ähnlich, 27 % des jährlichen Inlandgüterverkehrs werden auf der Schiene transportiert und der Grad der Elektrifizierung des gesamten Schienenverkehrs liegt bei 76 %.
Lösungen
Lösungsansätze im Bereich Energie und Klimaschutz
Lösung 1: Weniger Energie verbrauchen
Wie können wir unseren Energieverbrauch senken? Der wichtigste Bereich ist der Verkehr: Hier leisten wir uns mit Diesel- und Benzinmotoren immer noch die ineffizienteste Technologie und pflegen sie wie eine heilige Kuh. Eine Verkehrswende ist daher unverzichtbar. Diese sollte den Fokus auf Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung legen. Verkehrsvermeidung kann zum Beispiel durch eine Stärkung der Ortskerne, die Verbesserung der Nahversorgung, ein Ende der Zersiedelung und vorrangig regionale Produktion erzielt werden. Verkehrsverlagerung bedeutet einen Wechsel des Verkehrs von der Straße auf die Schiene und/oder vom Auto auf das Fahrrad. Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs muss mindestens verdoppelt werden. Beim verbleibenden Individualverkehr sollte ein möglichst rascher Umstieg auf elektrische Fahrzeuge erfolgen. Im Bereich der Gebäude ist eine österreichweite Sanierungsoffensive das Wichtigste. Hier gilt es die Wärmdämmungen zu verbessern und auf erneuerbare Heizungen umzusteigen. Dazu kommt ein großes Potential an Modernisierungen und neuen Technologien in der Industrie. All das ist ein riesiges Investitionspaket, das der Wirtschaft langfristige Erträge sichert und viele Arbeitsplätze schafft.
Lösung 2: Erneuerbare Energien naturverträglich ausbauen
Österreich braucht mehr sauberen Strom, der mit möglichst wenig Naturverbrauch produziert wird. In diesem Sinne stellt eine naturverträgliche Energiewende sicher, dass es nicht zu unwiederbringlichen Verlusten bei Biodiversität, Lebensräumen, Bodenflächen und Wasserressourcen kommt. Wie kann eine naturverträgliche Energiewende funktionieren? Bei Wasserkraft braucht es eine Zonierung der noch für Wasserkraftplanung möglichen Gewässerstrecken, sowie eine klare Ausweisung und Unterschutzstellung von Verbotszonen. Wasserkraftwerke dürfen nur noch unter Einhaltung strenger Naturschutzkriterien subventioniert werden. Auch hier muss der Fokus und Vorrang auf Sanierungen vor Neubau liegen. Darüber hinaus müssen auch Windkraft und vor allem Photovoltaik mit klaren Naturschutzkriterien weiter ausgebaut werden.
Lösung 3: Bewusstseinsbildung
Aus der Studie „Mobilitätswende-Check“ leiten wir fünf zentrale Forderungen an die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern ab, um ein zukunftsfähiges Mobilitätssystem auf Basis erneuerbarer Energien zu schaffen:
- Eine ambitionierte ökosoziale Steuerreform mit klaren Lenkungseffekten. Diese soll aufkommensneutral Energie- und Ressourcenverbrauch verteuern sowie Arbeit, Gesundheit und Umweltinvestitionen verbilligen. Zur Gegenfinanzierung sollten auch umweltschädliche Subventionen wie das Dieselprivileg gestrichen werden.
- Neuzulassung von fossil betriebenen Pkw und Klein-Lkw ab 2025 beenden und Elektro-Mobilität auf allen Ebenen fördern, samt Ausbau der Lade-Infrastruktur und Standardisierung der Bezahlsysteme.
- Heimische Automobilindustrie in Richtung E-Mobilität ausrichten. Durch klare politische Rahmenbedingungen, gezielte Anreize und Förderungen.
- Angebot öffentlicher Verkehrsmittel deutlich verbessern sowie attraktive Rad- und Gehwege schaffen und ausbauen.
- Die Bahn vollständig elektrifizieren.
Mensch und Natur leiden massiv unter den Folgen der Klimakrise. Statt Klimaschutz auf allen Ebenen voranzutreiben, steht die Politik auf der Bremse. Diese Verzögerungstaktik können wir uns nicht mehr leisten! Österreichs Politik muss endlich ihren Beitrag zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens leisten.
Projekte
So arbeitet der WWF zu Energie- und Klimaschutz – eine Auswahl an Projekten
Studien zu Energieverbrauchsreduktion
Der WWF Österreich erarbeitet und veröffentlicht regelmäßig Berichte und Studien zu den Themen Klima & Energie und hat in den vergangenen Jahren wesentliche Grundlagenarbeit zur Transformation des Energiesystems geleistet. Hier ein kleiner Auszug: In der Studie Klima- und Energieszenario bis 2050 wurde untersucht, mit welchen Maßnahmen die in Paris beschlossenen Ziele umgesetzt werden können, um den Klimawandel zu begrenzen. Dazu wurden Szenarien für die Jahre 2030 und 2050 entwickelt, in denen die Treibhausgas-Reduktionsbeiträge der einzelnen Sektoren abgeschätzt werden – mit Fokus auf den Energiesektor.
Für das Gelingen der Energiewende ist sowohl die Reduktion des Energieverbrauchs, als auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien notwendig. Mit der Studie Smart Savings – Energieeinsparszenario 2030 soll die Diskussion rund um die Thematik Energiewende und Klimaschutz verstärkt auf die Reduktion des Energieverbrauchs gelenkt werden. Um abschätzen zu können, welcher Endenergieverbrauch bereits unter den heutigen Marktbedingungen realisierbar ist, wurden 59 („Smart Savings“-) Maßnahmen in einer breit angelegten Literaturrecherche identifiziert und quantifiziert.
Stromanbietercheck
Der Stromanbieter-Check von WWF und GLOBAL 2000 zeigt die großen Öko-Defizite der Anbieter von „Grünstrom“. Wir fordern strengere Regeln für Nachweise sauberer Energie sowie effektive Anreize für eine naturverträgliche Energiewende. Der Begriff „Grünstrom“ stammt aus der gesetzlich geregelten Stromkennzeichnung. Dabei kann es sich tatsächlich um Strom aus erneuerbaren Quellen („Ökostrom“) handeln. Aber es ist für Stromhändler auch möglich Strom an der Börse mit hohem Anteil aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken einzukaufen, getrennt davon Herkunfts-Zertifikate eines Wasserkraftwerks zu erwerben und damit den fossil-nuklearen Strom dann als Grünstrom zu deklarieren.Gesetzlich ist das erlaubt, für die Stromkunden schafft es große Intransparenz.
Im Stromanbieter-Check nehmen wir daher die heimischen Stromanbieter genauer unter die Lupe. Dabei wird deutlich: Die wenigsten Angebote sind so sauber wie behauptet wird. Mit 36 % wird mehr als ein Drittel des in Österreich verkauften Stroms mit zugekauften Nachweisen völlig legal um-etikettiert. Nur zwei der 31 teilnehmenden Stromanbieter erreichen die Top-Bewertung „Treiber der Stromzukunft“. Wir geben Kundinnen und Kunden mit dem Stromanbieter-Check eine fundierte Orientierungshilfe zur Hand. Das ist wichtig, denn es ist damit ganz einfach sich neu zu entscheiden und den Stromanbieter zu wechseln. Ein Anruf beim neuen Anbieter genügt um das in die Wege zu leiten.
Mobilitätswende-Check
Im Verkehrssektor haben die Treibhausgase seit 1990 um 75 % zugenommen. Daher ist eine Mobilitätswende für den Klimaschutz entscheidend. Denn das Pariser Klima-Abkommen hat das klare Ziel, die globale Erderwärmung deutlich unter der 2°C-Grenze zu halten. In der Studie „Mobilitätswende-Check- Ist Österreich auf dem Weg nach Paris?“ zeigt der WWF auf, wie der Verkehrssektor seinen Beitrag zur Einhaltung dieser Grenze leisten kann. Die Studie analysiert den heimischen Verkehrssektor und entwickelte Kriterien für eine echte Mobilitätswende. Diese sollen Entscheidungsträger*innen in der Politik und der interessierten Öffentlichkeit einen fundierten Überblick über maßgebliche Kennzahlen, Indikatoren und Entwicklungen an die Hand zu geben.
Schützen Sie Österreichs Natur
mit einer
Österreich-Patenschaft!
Gemeinsam können wir Österreichs artenreichste Lebensräume und ihre Bewohner schützen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied.
Lies hier mehr
Aktuelles zum Klima
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive
Umweltschutzorganisation fordert Reformen für langfristige Krisensicherheit: Energie sparen, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Energie-Effizienz-Gesetz: WWF fordert Einsparziel von 30 Prozent
Umweltschutzorganisation: Begutachtungsentwurf ist zahnlos und wenig ambitioniert – WWF fordert Senkung des Energieverbrauchs um zumindest 30 Prozent bis 2030
WWF: Naturverträgliche Energiewende statt Erdgas-Fracking
Fossiles Gas ist allein in Österreich für 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich
Neue Klima-Allianz fordert von Landeshauptleuten und Bundesregierung “Neustart für krisensicheres Österreich”
Allianz aus Umweltschutzorganisationen und Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Wissenschaft und Politik fordert leistbare, klimafreundliche und naturverträgliche Energie für Österreich
WWF: Regierung muss Energiewende naturverträglich gestalten
Umweltschutzorganisation fordert Energiespar- und Naturschutz-Offensive – Bundesregierung bei Schlüssel-Gesetzen säumig – Photovoltaik-Ausbau geht in die richtige Richtung
Energie-Effizienz-Gesetz: WWF kritisiert “zahnlosen und wenig ambitionierten” Regierungsentwurf
Umweltschutzorganisation fordert deutliche Verbesserungen: Ziele deutlich erhöhen, Energie-Lieferanten zu wirksamen Einspar-Maßnahmen verpflichten
WWF: Neue WIFO-Studie zeigt klimaschädliche Subventionen von bis zu 5,7 Milliarden Euro
Mehr Transparenz im Subventions-Dschungel: WWF Österreich fordert Reform- und Abbau-Plan des Finanzministers – Frei werdende Mittel klimagerecht investieren
Appell der Wirtschaft: 160 Unternehmen fordern “krisensichere Energie-Zukunft”
Gemeinsam mit 160 heimischen Unternehmen fordern die Umweltschutzorganisationen WWF und GLOBAL 2000 einen verbindlichen Ausstiegs-Plan aus fossiler Energie für einen krisensicheren Wirtschaftsstandort
Stromanbieter-Check 2022: Schlechtes Öko-Zeugnis für heimischen Markt
Neues Ranking von GLOBAL 2000 und WWF: Großteil der Stromanbieter hat in puncto Klima- und Naturverträglichkeit Aufholbedarf – Nur zehn Prozent auf gutem Weg – Politik muss jetzt nötigen Rahmen für Energiewende schaffen.