© WWF-AT / Johanna Schumacher
Klimaschutzbewegung: Junge Menschen
für Klimagerechtigkeit & wirksame Klimapolitik
Die internationale Wissenschaftsgemeinde ist sich heute sicher: Die globalen Klimaveränderungen und der damit einhergehende Temperaturanstieg seit der Mitte des letzten Jahrhunderts werden durch uns Menschen und unserer Wirtschaftsweise verursacht. Zu 70 % ist dafür die Verbrennung der fossilen Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas verantwortlich. Zu 24 % die industrialisierte Landwirtschaft (Verdauungsgase von Rindern und Düngemittelproduktion), sowie die Zerstörung von Wäldern.
Wir leben über unsere Verhältnisse
Unser Planet hat nur begrenzte Ressourcen. Und wir leben weit über unsere Verhältnisse. Das heißt die Menschheit verbraucht mehr natürliche Ressourcen als die Erde produzieren kann. Diese Tatsachen und die viel zu langsam agierende Politik hat in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt, dass immer mehr Menschen ihren Unmut äußern und eine ambitioniertere Klimapolitik von den Regierungen einfordern.
Schulstreik für das Klima
Nicht zuletzt seit Greta Thunberg 2018 jeden Freitag vor dem schwedischen Parlament für eine wirksamere Klimapolitik gestreikt hat, werden auch auf unseren Straßen die Schreie nach einer Umweltschutzpolitik in Übereinstimmung mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens und einer globale Klimagerechtigkeit stets lauter. Der WWF Österreich und Generation Earth, das WWF-Netzwerk für junge, engagierte Menschen, schlossen sich allen Großdemos an.
Zahlen & Fakten
- Seit März 2019 gab es 7 weltweite Klimastreiks
- Der bislang größte Klimastreik war der Earth Strike Ende September 2019: 3.873 Städte rund um den Globus nahmen teil
- In Österreich demonstrierten beim Earth Strike 150.000 Menschen gegen die Untätigkeit der Politik
Herausforderungen
Die größten Herausforderungen für die Klimaschutzbewegung
Herausforderung 1: Das bestehende Wirtschaftssystem
Auch wenn es schon viele Schritte in Richtung Nachhaltigkeit gibt: Die Erkenntnis, dass wir zu viele der begrenzten Ressourcen verbrauchen, wurde politisch nicht ausreichend umgesetzt. Bislang bremsten neben dem kurzfristigen Denken in Politik und Wirtschaft, das Gewinnstreben der Industrie und ihrer Aktieneigentümer und die Gleichgültigkeit der Konsumenten und Konsumentinnen zu stark.
Die Wirtschaft muss ihre Verantwortung noch viel ernster nehmen: In Energieeffizienz investieren, erneuerbare Energien verstärkt verwenden, mehr Produkte und Dienstleistungen anbieten, die das Klima schützen. Ganz wichtig ist es die Emissionen vor und nach dem eigenen Unternehmen zu berücksichtigen. Also vorher den Abbau der Rohstoffe, deren Verarbeitung und Transport sowie nachher die Verwendung und Entsorgung der Produkte. Das ist oft ein Vielfaches der direkten Emissionen eines Betriebes. Bei Banken und Versicherungen sind diese indirekten Emissionen gar hundertfach.
Herausforderung 2: Die bestehende Politik
Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern darf die durchschnittliche Erderwärmung 1,5°C nicht übersteigen. Dazu braucht es eine wirksame Reduktion der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Doch wie kann das gelingen? Erstens, durch eine sehr rasche Umgestaltung des derzeitigen Energiesystems – weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern, sowie einem sparsameren Umgang mit Energie. Und weiters durch den Schutz der Wälder und eine Welternährung, die auf biologischer Landwirtschaft basiert und ohne großindustrielle Rindermast auskommt.
Dafür kämpft der WWF Österreich im Rahmen der internationalen, europäischen und nationalen Politik. Einer Politik, die sich an den Bedürfnissen aller Menschen – auch an denen unserer Kinder und Enkelkinder – orientieren und die Rahmenbedingungen für eine wirklich nachhaltige Gesellschaft gestalten muss. Die Politik muss langfristige Zielsetzungen und zuverlässige politische Rahmenbedingungen schaffen. Auf allen Ebenen, also weltweit, in den großen politischen Regionen wie der EU, den Nationalstaaten und auch den Ländern und Gemeinden.
Verursacher der österreichischen Treibhausgas-Emissionen (2018)
- Energie und Industrie 43,4%
- Verkehr 30,3%
- Landwirtschaft 10,3%
- Gebäude und deren Beheizung 10%
- Gesamt 94%
Herausforderung 3: Unsere Gesellschaft
Wissenschaftliche Messungen zeigen klar: Die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre ist heute um 40 % höher als zu vorindustriellen Zeiten. Noch nie war so viel CO₂ in der Luftschicht – zumindest nicht in den letzten 800.000 Jahren. Wir verändern das Klima in wenigen Jahren stärker als die Natur in tausenden Jahren. Die Temperatur der unteren Atmosphäre steigt, die Ozeane erwärmen sich bis in 2.000 Meter Tiefe, Gletscher gehen zurück, Eisschilde verlieren an Masse, Permafrostböden beginnen aufzutauen und der Meeresspiegel steigt immer weiter an. Mit den Klimaveränderungen ändern sich auch die Wasserkreisläufe und damit Niederschläge und Verdunstung. In vielen Regionen nimmt der Wassermangel dramatisch zu. Das alleine zeigt auf, dass der Klimaschutz (über)lebenswichtig für uns Menschen ist. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen. Unsere Einkäufe, unsere Autofahrten und Flüge, unsere Müllberge: Sie alle sind die Treiber der wirtschaftlichen (Fehl)Entwicklungen. Wir müssen deutlich weniger Energie verbrauchen, auf naturverträglich erzeugte erneuerbare Energien umsteigen und die Wälder und Ozeane zur Klimaregulierung schützen. Wir sind alle beteiligt, daher können – besser MÜSSEN – wir auch alle etwas dagegen tun.
Lösungen
Lösungsansätze der Klimaschutzbewegung
Lösung 1: Engagement in der Zivilgesellschaft
#FridaysForFuture ist eine Bewegung, die im August 2018 ins Leben gerufen wurde. Die damals 15-jährige Greta Thunberg und andere junge Aktivistinnen und Aktivisten protestierten in diesem Sommer drei Wochen lang vor dem schwedischen Parlament gegen die mangelhaften Maßnahmen, die gegen die Klimakrise seitens der Politik „ergriffen“ wurden. Die Aktion gingen aufgrund des geschickten Einsatzes der sozialen Medien schnell viral und damit um die ganze Welt.
In Österreich hat 2019 der bisher größte weltweite Klimastreik stattgefunden. Vieles ist seither auf der Welt passiert – doch an der Klimakrise hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Was Europa derzeit unternimmt, reicht nicht einmal für die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. Bei der Corona-Pandemie hat man gesehen: Die Politik kann handeln, wenn es darauf ankommt. Das muss sie auch bei der Klimakatastrophe tun – wir brauchen wirksame Gesetze für den Klimaschutz! Der WWF und Generation Earth, das WWF-Netzwerk für junge, engagierte Menschen, unterstützen daher wie viele andere Organisationen, die seit Monaten stattfindenden Klimastreiks.
Lösung 2: Engagement in Politik
Die Politik stellt entscheidende Weichen für unsere Zukunft. Damit Natur und Umwelt eine starke Stimme haben, bringt der WWF Österreich sein Fachwissen bei Regierungen, Abgeordneten, Behörden, der Wirtschaft und Zivilgesellschaft ein. Wir erarbeiten konkrete Lösungsvorschläge und stellen diese sowohl der Politik als auch der breiten Öffentlichkeit vor. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Als wissenschaftsbasierte Umweltschutzorganisation beteiligen wir uns auch an Begutachtungsprozessen, um relevante Gesetze und Verordnungen zu analysieren und frühzeitig bessere Lösungen aufzuzeigen.
Der Schwerpunkt unseres politischen Engagements liegt auf aktuell relevanten und zugleich langfristig wichtigen Umweltschutzthemen mit großer Wirkung und konkreter Machbarkeit in Österreich. Parallel dazu setzen wir uns dafür ein, dass internationale Klima- und Naturschutz-Verpflichtungen besser umgesetzt werden. Dafür arbeiten wir überparteilich und unabhängig, bilden Allianzen mit der Wissenschaft und erarbeiten Argumente für die öffentliche Überzeugungsarbeit. Zudem starten wir auch Petitionen, um die Beteiligung der Bürger*innen am politischen Prozess zu erhöhen sowie klare Signale an die Politik zu senden.
Lösung 3: Bewusstseinsbildung
Der WWF versteht unter Bildung nicht nur die Anreicherung von Wissen. Es geht um viel mehr. Es geht um die langfristige und nachhaltige Entwicklung von Kompetenzen und das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten. Der Wert der Natur muss mit positiven Erlebnissen und Erfahrungen verknüpft werden. Denn wir wollen junge Menschen nicht nur rational davon überzeugen, dass unser Planet schützenswert ist. Natur erleben und erfahren ist daher ein wichtiger Aspekt. Ganz nach dem Motto: Was man liebt, schützt man gerne.
Eine lebenswerte Zukunft wird hier und heute geschaffen. Die Kinder und Jugendlichen lernen, dass sie mit richtigem Handeln die Welt gestalten können. Wir zeigen ihnen Wege und Möglichkeiten auf, was sie zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft beitragen können. Umweltbildung muss motivieren und mobilisieren um Menschen in die Verantwortung zu holen und aufzeigen, was jede und jeder Einzelne für den Erhalt unseres Planeten tun kann. Und damit kann man nie früh genug anfangen.
Mensch und Natur leiden massiv unter den Folgen der Klimakrise. Statt Klimaschutz auf allen Ebenen voranzutreiben, steht die Politik auf der Bremse. Diese Verzögerungstaktik können wir uns nicht mehr leisten! Österreichs Politik muss endlich ihren Beitrag zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens leisten.
Projekte
So unterstützt der WWF die Klimaschutzbewegung – eine Auswahl an Projekten
Generation Earth
Generation Earth ist ein buntes Netzwerk aus jungen Menschen, das inspiriert, bildet und in Aktion tritt – für die Zukunft unseres Planeten. Beim Action Leader Training lernt man grundlegende Skills und hat die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren.
Im Rahmen unserer Projekte treten wir gemeinsam mit dir in Aktion. Wir inspirieren dich mit Wildnis hautnah und zeigen dir in der Natur, was andere oft übersehen. Unsere Umwelt- und Naturschutzprojekte bilden das Herzstück von Generation Earth. Jedes unserer Projekte wird von jungen Freiwilligen initiiert und organisiert. Die Bandbreite unserer Projekte erstreckt sich von kleinen Aktionen, mehrtägigen Events bis hin zur großen Kampagnen. Der WWF Österreich unterstützt aktiv das Action Leader Training mit Vorträgen und Workshops.
Donau-Uni Krems Vortragsreihe (Seminarreihe Klimagerechtigkeit)
In Kooperation mit der Donau-Universität Krems und der Allianz Klimagerechtigkeit (bei der der WWF Österreich Mitglied ist) findet jährlich die Seminarreihe zum Thema „Klimagerechtigkeit“ statt. Die Weiterbildungsreihe ermöglicht die Auseinandersetzung mit grundlegenden Aspekten des Phänomens Klimawandel. Die Teilnehmenden erhalten einen profunden Überblick über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und über unterschiedliche Aspekte des Phänomens, wie z.B. Adaptation, Migration, öffentliche Wahrnehmung und Kommunikation des Klimawandels, Klimapolitik, Armut und nachhaltige Entwicklung, ökologische Spiritualität aus der Sicht verschiedener Religionen. Unsere Klima- und Energiesprecherin Lisa Plattner hat dieses Jahr mit einem Vortrag zum Thema „Kommunikation und Klimawandel“ einen Beitrag geleistet.
Klimavernetzung
Die Klimavernetzung Österreich ist eine Vernetzung von engagierten Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen aus der Zivilgesellschaft, die die Bewegung für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit stärken und ausweiten will. Allen Beteiligten gemein ist das Ziel, die globale Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Der WWF Österreich ist ebenso Teil der Klimavernetzung, die nicht nur gemeinsam die Klimastreiks in Kooperation mit Fridays For Future Österreich unterstützt, sondern sich auch zu klimarelevanten Themen öffentlich äußert. Ein großer Erfolg war der Klima-Corona Deal, der im Sommer 2020 an die Bundesministerin übergeben wurde, ebenso der letzte Streik am 19.03.2021, bei dem in einer corona-konformen Menschenkette rund um die Ringstraße und unter dem Motto #NoMoreEmptyPromises auf die Straße gegangen wurde.
WWF EARTH HOUR
Die WWF EARTH HOUR ist eine einfache Idee, die sich im letzten Jahrzehnt zur einer der weltweit größten Klimaschutzaktionen entwickelt hat: Millionen von Menschen schalten jedes Jahr am letzten Samstag im März für eine Stunde das Licht aus – überall auf dem Planeten. Die symbolische Aktion erinnert an die fortschreitende Klimakrise und zeigt, dass Klimaschutz keine Grenzen kennt. Bei tausenden Wahrzeichen rund um den Globus gehen dann für eine Stunde die Lichter aus. Mit dabei waren unter anderem schon die Oper in Sydney, das Empire State Building in New York, der Eiffelturm in Paris, der Big Ben in London, die Pyramiden in Ägypten und das Brandenburger Tor in Berlin. Auch in Österreich wurde neben den Beleuchtungen in zahlreichen Unternehmen, Gemeinden und Landeshauptstädten das Licht vieler Sehenswürdigkeiten wie der Wiener Hofburg, der Oper in Graz, dem Goldenen Dachl in Innsbruck und dem Lindwurm in Klagenfurt ihre Beleuchtung für eine Stunde abgeschaltet. Wenn Sie mit Ihrer Gemeinde, Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation teilnehmen wollen, informieren Sie sich unter www.wwf.at/earthhour.
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