Flächenfraß in Österreich
Natur statt Beton
Österreich wird zubetoniert: Jeden Tag verlieren wir 12 Hektar an Grün- und Freiräumen, Wiesen und Wäldern. Wertvolle unverbaute Flächen, die unwiederbringlich zerstört werden. Für Einkaufszentren, Luxuszweitwohnsitze, Logistikzentren und Kreisverkehre begraben wir unsere Natur unter Beton.
Tiere und Pflanzen verlieren so ihren Lebensraum, wir Menschen unsere Lebensgrundlage. Denn mehr Natur bedeutet auch mehr Erholungsraum, die Sicherung unserer Gesundheit und eine vielfältige, artenreiche und lebendige Heimat.
Mit der Verbauung gehen die produktiven Funktionen des Bodens verloren. Dazu zählt die Abkühlung im Sommer oder der Schutz vor Hochwassern. Millionen von Kleintieren können nicht mehr ihre ökologischen Aufgaben erfüllen – Humus-Aufbau, Kohlenstoff-Bindung oder die Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen.
Land der Verbauung
Mittlerweile ist in Österreich eine Fläche, die fast zwei Mal so groß wie Vorarlberg ist, verbaut. Österreich liegt beim Bodenverbrauch im internationalen Spitzenfeld. Eines der dichtesten Straßennetze Europas zerschneidet wertvolle Lebensräume und befeuert die Zersiedelung des Landes. Nicht einmal vor Naturschutzgebieten machen die Bagger noch halt. Der hohe Bodenverbrauch ist eines der größten Umweltprobleme unserer Zeit und hat massive Auswirkungen auf die Umwelt und uns Menschen.
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Zahlen & Fakten
- Im Durchschnitt 12 Hektar an Grünraum, Wiesen und Wäldern fallen dem Flächenfraß täglich zum Opfer.
- Dadurch verlieren heimische Arten ihren Lebensraum. Das reicht vom Luchs bis zu zahlreichen Fischarten oder Insekten.
- Auch der Mensch verliert wertvollen Boden, der wichtige Funktionen für ihn hat: Etwa für den Katastrophenschutz, als natürliche Klimaanlage oder als Lieferant von Lebensmitteln.
Bedrohungen
Das bedroht Grün- und Freiräume in Österreich
Bedrohung 1: Klimakrise wird befeuert
Sie sind die größten Klimaanlagen des Landes: Unverbautes Grünland, intakte Wälder und naturnahe Feuchtgebiete und Gewässer. Denn intakter Boden ist in der Lage, die Umgebung deutlich abzukühlen. Zubetonierter Boden wird jedoch zu einem Backofen und damit gerade im städtischen Bereich zunehmend zur Gesundheitsgefahr. Vor allem für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen kann das sehr gefährlich werden. Der Flächenfraß verschlimmert also die bereits jetzt spürbaren Folgen der Klimakrise deutlich. Außerdem sind die zunehmenden Leerstände in Stadtzentren und Ortskernen eine Herausforderung: Das Leben verlagert sich durch das Abwandern von Einzelhandel, Produktionsstätten und Wohngebieten an den Ortsrand. Dadurch sind die Menschen auch immer mehr von Autos abhängig. Die Treibhausgasemissionen steigen an und die so wichtigen Klimaziele rücken in weite Ferne.
Bedrohung 2: Bodenfunktionen gehen verloren
Von intakten und fruchtbaren Böden hängt für uns Menschen mehr ab, als man vielleicht auf den ersten Blick denkt: Unsere Ernährung, Zugang zu Trinkwasser, zu sauberer Luft und zu Abkühlung im Sommer. Außerdem bieten sie Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen. Nicht zuletzt ist eine intakte Natur auch ein Erholungsraum und Teil der kulturellen Identität. Auf all diese sogenannten „Ökosystemleistungen” sind wir Menschen angewiesen. Doch leider verlieren wir bereits viele wichtige Funktionen durch die Zerstörung von intakten Böden. Der massive Bodenverbrauch wird für die Menschen zunehmend zum Sicherheits- und Gesundheitsrisiko.
Bedrohung 3: Artenvielfalt in Gefahr
Eine von drei heimischen Tier- und Pflanzenarten ist bereits vom Aussterben bedroht. Die Wirbeltierbestände sind im Schnitt um 70 Prozent zurückgegangen. Jede dritte Tier- und Pflanzenart steht auf der „Roten Liste“. Nicht nur Tiere wie Seeadler oder Luchs geraten in Bedrängnis. Auch vertraute Arten wie Feldhamster, Mehlschwalbe oder Wechselkröte sind akut gefährdet. Diese Tiere sind immer seltener zu sehen, denn ihre Populationen leiden massiv unter der Verbauung. Unter anderem ihre Lebensräume werden dadurch zerschnitten, dass Straßen und Autobahnen mitten durch die Landschaft gebaut werden. Täglich pflastern neue Parkplätze, Ferien-Apartments und Betriebsgelände ihr Zuhause zu. Auch die ohnehin schon stark verbauten Flüsse sind durch weitere geplante Kraftwerke massiv bedroht. Von den österreichischen Flüssen sind nur mehr 14 Prozent ökologisch intakt, viel zu viele Gewässer wurden schon achtlos verbaut.
Lösungen
So können wir Grün- und Freiräume in Österreich schützen
Lösung 1: Ökologische Raumordnung
Es ist wichtig, dass wir unsere Böden dringend vor weiterer Verbauung schützen. Wir fordern: Maximal 1 Hektar pro Tag darf im Jahr 2030 noch verbaut werden. Naturschutzfachlich relevante Flächen wie zum Beispiel Gletscher, Moore, Auwälder, Sümpfe, Feuchtwiesen, Trockenrasen müssen ausnahmslos vor Verbauung geschützt werden. Zudem braucht es rasche Maßnahmen auf allen Ebenen. Verlässliche und klare Spielregeln für Umwidmungen. In Österreich muss eine ökologische Raumordnung in den Fokus rücken: Das bedeutet der konsequente Schutz von intakter Natur und Maßnahmen zur Erhaltung von lebenswerten Ortskernen.
Lösung 2: Noch intakte Natur konsequent schützen
Die noch intakte Natur muss unbedingt bewahrt werden. Es braucht eine umfassende Naturschutz-Offensive, die diese kompromisslos schützt und ihr Platz zum Entfalten zurückgibt. Wenn gebaut wird, soll absolut sparsam mit neuen Flächen umgegangen werden. Vor allem in alpinen Hochlagen braucht es einen wirksamen Schutz vor Verbauung. Zudem müssen Schutzgebiete geschaffen und erweitert werden. Für Bauvorhaben muss der Bodenverbrauch ein stärkeres Kriterium werden. Dafür müssen Umwelt- und Naturverträglichkeitsprüfungen stärker in den Fokus rücken. Denn erfolgreiche Pilotprojekte in Zentraleuropa zeigen, wie von gesunder grüner Infrastruktur sowohl die Natur als auch die Menschen profitieren.
Lösung 3: Finanzielle Anreize gegen Flächenfraß
Ein finanzielles Anreizsystem, das Flächensparen fördert und umweltschädliche Subventionen und Steuervorteile abbaut, ist dringend notwendig. Wir müssen öko-sozial umsteuern und somit den Bodenschutz politisch garantieren. Es ist höchste Zeit für eine Ökologisierung des Steuersystems und der Raumordnung. Anstatt im Finanzausgleich, wie es derzeit der Fall ist, einen Wettbewerb der Gemeinden um immer mehr Verbauung (speziell bezüglich Gewerbegebiete), zu erzeugen, sollte der sparsame Umgang mit der Ressource Boden belohnt werden. Außerdem ist es wichtig, die sogenannten „fossilen Subventionen“ abzuschaffen und dafür klima- und umweltschonendes Verhalten zu fördern bzw. zu ermöglichen.
Projekte
So schützt der WWF die Grün- und Freiräume in Österreich – eine Auswahl an Projekten
Kampagne „Natur statt Beton“ und Petition
Mit der Petition „Natur statt Beton“ setzt sich der WWF gegen den Flächenfraß ein. Es braucht einen verbindlichen Bodenschutz-Vertrag mit einer strengen Obergrenze für den Bodenverbrauch. Für die Natur, für uns Menschen und unser Land. Österreich wird zubetoniert und damit unwiederbringlich zerstört. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verlieren durch die Verbauung ihren Lebensraum, denn Wälder, Wiesen und Felder schwinden. Stattdessen nehmen Parkplätze, Einkaufszentren, Luxuszweitwohnsitze und Industriehallen zu. Wenn es so weitergeht, verlieren wir unsere Lebensgrundlage. Dagegen setzt sich der WWF ein und fordert Maßnahmen, um den Flächenfraß zu stoppen. Regelmäßig gibt es auch Protestaktionen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.
Problem aufzeigen und Lösungen erarbeiten
Der WWF veröffentlicht Studien, um das Thema Bodenverbrauch besser zu untersuchen. So wird etwa der Boden-Report erstellt, der zeigt, wie große Defizite in Österreich bestehen. Außerdem zieht der WWF mit dem Bodenschutz-Barometer eine Bilanz, wie viele Vorhaben von der Bundesregierung zum Thema Bodenschutz bisher umgesetzt wurden. Das WWF-Bodenschutz-Barometer zeigt weiterhin große Lücken: Von den versprochenen Projekten wurden 90 Prozent bisher nicht umgesetzt. Der WWF erarbeitet auch konkrete Lösungen, wie etwa 12 Reformen für wirksamen Bodenschutz.
Österreich wird zubetoniert.
Der Flächenfraß zerstört unsere Heimat.
Tiere und Pflanzen verlieren ihren Lebensraum,
wir Menschen unsere Lebensgrundlage.
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