Land der Berge, Land am Strome…
Österreich ist reich an Naturschätzen
Vielfältige Natur und Tierwelt
Österreich ist reich an unterschiedlichen Lebensräumen: Ob Berge oder Gletscher, weitläufige Wälder, wilde Alpenflüsse, feuchte Augebiete oder seltene Salzlandschaften – Österreich beheimatet wahre Naturschätze, die europaweit von großer Bedeutung sind, dringend geschützt und für die Zukunft erhalten werden müssen. Auch die heimische Tier- und Pflanzenwelt ist vielfältig und bunt. Rund 46.000 verschiedene Tier- sowie etwa 21.000 Pflanzen- und Pilzarten kommen hierzulande vor. Gut 581 Tierarten sind endemisch, das heißt, sie leben nur hier und sonst nirgends auf der Welt. Doch Österreichs Natur und Tierwelt sind in Gefahr.
Immer mehr heimische Tierarten gefährdet
Ob an Land, in der Luft oder Unterwasser – die heimische Biodiversität ist bedroht und schrumpft. Über 80 Prozent der FFH-Schutzgüter (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) in Österreich sind in keinem guten Zustand. Die „WWF Big 5“ in Österreich: Luchs, Seeadler, Wolf, Fischotter und Biber – allesamt ehemals stark dezimierte bzw. ausgerottete Arten – stehen heute unter strengem Schutz. Der Luchs konnte bisher nicht wieder erfolgreich angesiedelt werden. Der Braunbär starb hierzulande sogar zweimal aus und die Rückkehr der Wölfe stößt mitunter auf große Ablehnung.
Verbauung zerstört Österreichs Natur
Österreich verbaut sich im wahrsten Sinne des Wortes seine Zukunft. Tagtäglich verlieren wir durch Verbauung, Übernutzung, Verschmutzung, Trockenlegung von Feuchtgebieten oder Regulierung von Flüssen wertvolle Naturflächen. Nur noch etwa 7 % der Fläche Österreichs sind heute noch als sehr naturnah einzustufen, nur 14 % der heimischen Fließgewässer als ökologisch intakt. Stand 2021 belasten 5.200 Wasserkraftwerke die Flüsse in Österreich. Der WWF setzt sich mit mehreren Projekten für den Erhalt und Schutz der Natur in Österreich ein.
Geographische Verortung
Mitteleuropa
Eine Besonderheit: Österreich ist ein geographischen Schnittpunkt zwischen alpinem, kontinental-pannonischem und mediterranem Raum
Zahlen & Fakten
- In Österreich gibt es 71 verschiedene Lebensraumtypen
- Nur 18 % der 71 Lebensraumtypen sind in einem günstigen Erhaltungszustand
- Etwa 345 endemische Insektenarten gibt es in Österreich – das heißt, sie kommen nur hier vor
- Das Netzwerk Natura 2000 umfasst in Österreich 350 Schutzgebiete
- Fast die Hälfte Österreichs, ungefähr 4 Millionen Hektar, ist von Wald bedeckt
- Nur noch 14 % aller Fließgewässer in Österreich sind ökologisch intakt
Tierwelt
Die „WWF Big 5“ in Österreich:
Bedrohungen
Das bedroht die Natur in Österreich
Bedrohung 1: Verbauung und Lebensraumverlust
12 Hektar pro Tag: So viel Fläche Natur wird in Österreich jeden Tag verbaut. Für hunderte Einkaufszentren, eines der dichtesten Straßennetze Europas, unkontrollierte Zersiedelung, Speicherteiche und Staudämme verlieren etliche Tier- und Pflanzenarten, und nicht zuletzt wir selbst, unsere Lebensgrundlage. Nur noch rund 7 % der Landesfläche sind als sehr naturnah einzustufen. Die wenigen naturbelassenen Flächen liegen mehrheitlich im Hochgebirge – und selbst diese werden nicht verschont: durch Schigebiets-Erweiterungen, Speicherteiche, Kraftwerks-, Straßen- und Leitungsbau wird auch dort eingegriffen. Lies hier mehr über die WWF-Kampagne „Natur statt Beton“.
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DER FLÄCHE ÖSTERREICHS SIND NOCH ALS SEHR NATURNAH EINZUSTUFEN
Bedrohung 2: Zerstörung von Gewässern und Feuchtgebieten
Intakte Naturschätze wie Flüsse, Auen oder Moore sind für das Weltklima und den Artenschutz unverzichtbare Lebensräume. Dennoch wurden und werden Naturjuwele hierzulande besonders rücksichtslos verbaut. Bereits heute kann nur noch ein Fünftel aller heimischen Flüsse ungestört fließen, es gibt bereits mehr als 5.200 Wasserkraftwerke, 7 von 10 Wasserkraft-Anlagen verfehlen zudem die ökologischen Mindeststandards. Außerdem werden immer noch wertvolle Moore zerstört. Viele der ehemaligen Auen und Feuchtgebiete mussten der Landwirtschaft und Siedlungen weichen. Vor der Verbauung und Regulierung der Flüsse gab es an allen größeren und mittleren Flüssen teilweise sehr große Auengebiete, wie man heute noch an den Resten der Donauauen östlich von Wien sehen kann. Heute gibt es lediglich an 1 % aller österreichischen Flüsse noch intakte Auen. Auch seltene und europaweit einzigartige Feuchtgebietstypen sind gefährdet: So wurden ca. 80 % der pannonischen Salzlebensräume in den letzten eineinhalb Jahrhunderten zerstört. Über die Ursachen besteht kein Zweifel: Entwässerungsmaßnahmen zur Gewinnung von Ackerland und Siedlungsraum, sowie intensive Landwirtschaft mit ihrem hohen Bewässerungsbedarf stehen hinter der großflächigen Grundwasserstands-Absenkung, die die Sodalacken verschwinden lässt.
Bedrohung 3: Klimakrise
Die regionalen Effekte der Klimakrise sind höchst unterschiedlich. In den letzten Jahren wurden daher vielfältige Modelle und Szenarien berechnet, um die Bandbreite der möglichen Veränderungen abzubilden. Diese zeigen eine Zunahme von Überschwemmungen, Stürmen, Bränden und Hitzewellen. Durch die Klimakrise kommt es außerdem zu veränderten Bedingungen in den unterschiedlichen Lebensräumen, die die Ansiedlung neuer Arten begünstigt und andere Arten dadurch bedroht und vertreibt. Im Alpenraum kann es bei einem weiteren Temperaturanstieg zu intensiveren und häufigeren Niederschlägen, sowie Hagel, kommen, aber auch zu mehr Dürreperioden und einem abnehmenden Bodenwassergehalt. Zudem werden mehr Hochwässer und Murenabgänge prognostiziert. Modelle zeigen mittel- bis langfristig auch eine Verlängerung der Vegetationsperiode in Österreich von durchschnittlich 20 Tagen. Das heißt: Der Frühling beginnt früher, der Winter später. Gletscherrückgänge und die Verschiebung der Waldgrenze in höhere Lagen sind schon heute beobachtbar.
Lösungen
So können wir die Natur in Österreich schützen
Lösung 1: Schutzgebiete einrichten
Der WWF setzt sich weltweit für den Erhalt der Biodiversität und für die Reduktion des menschlichen Fußabdrucks ein. Die Vision ist ein Leben des Menschen in Harmonie mit der Natur. Um dies zu erreichen legt der WWF den Fokus seiner Arbeit auf den Schutz von natürlichen und naturnahen Lebensräumen und den darin ablaufenden Prozessen, sowie deren Vernetzung (Trittsteinbiotope, Wanderkorridore, naturnahe Kulturlandschaft). Der menschliche Druck auf Ökosysteme soll reduziert werden, um die Biodiversität langfristig zu erhalten. Projektregionen sind unter anderem die Alpenräume, die Donau-March-Thaya Auen und das Neusiedler See – Seewinkel Gebiet.
Lösung 2: Wiederherstellung von Gewässern und Feuchtgebieten
Jetzt kommt es darauf an, die wenigen verbliebenen, intakten Fließgewässer zu schützen und, wo erforderlich, wiederherzustellen. Der WWF Österreich beteiligt sich darum an großen, innovativen Modellprojekten (z.B. an Inn, Donau oder March). Außerdem setzen wir uns als unabhängiger Umweltverband für gute rechtliche Rahmenbedingungen für den Gewässerschutz ein. Warum ist das wichtig? Intakte Flüsse erfüllen nicht nur eine wichtige Funktion im Rahmen der Klimakrise, sie sind ein bedeutender Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, bieten wirkungsvollen Schutz vor Hochwasser, liefern sauberes Trinkwasser, sind eine wichtige Einnahmequelle für den Tourismus und Erholungsort.
Lösung 3: Politische Arbeit – Anwalt für Natur und Umwelt
Überparteilich, unabhängig, konsequent: Damit Natur und Umwelt eine starke Stimme haben, engagiert sich der WWF direkt bei den zuständigen Regierungen, Abgeordneten und Behörden. Wir machen Probleme sichtbar und schlagen dafür konkrete Lösungen vor. Als wissenschafts- und studienbasierte Umweltschutzorganisation beteiligen wir uns regelmäßig an den Begutachtungen von relevanten Gesetzen und Verordnungen. Zusätzlich starten wir auch öffentliche Petitionen, um klare Signale an die regierende Politik zu senden und die Beteiligung der Bevölkerung an wichtigen Weichenstellungen zu erhöhen.
Österreichs Natur mehr Raum zu geben und mit ihr – anstatt gegen sie – zu leben, ist die beste Lebensversicherung. Es ist die Grundlage für ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Leben von uns und unseren Kindern. Denn Naturschutz ist Menschenschutz!
Projekte
So schützt der WWF die Natur in Östereich – eine Auswahl an Projekten
Wald
Entgegen der romantischen Vorstellungen, die viele von uns haben, ist der Wald hierzulande nur noch in den seltensten Fällen ungenutzt oder gar unberührt. Was in Österreich wächst und passiert, wird nicht dem Zufall überlassen, sondern meist gut geplant. Kurz gesagt: Wenn wir hier einen Wald betrachten, sehen wir hauptsächlich Wirtschaftswälder. Daher gilt es in Österreich, die beiden Interessen – Naturschutz und Waldbewirtschaftung – gemeinsam zu denken. Und das kann funktionieren: Wenn Wirtschaftswälder umfassend nachhaltig bewirtschaftet werden, können wir nicht nur die wertvollen Ressourcen der Wälder nutzen, sondern gleichzeitig auch die Artenvielfalt erhalten. Solche nachhaltig genutzten Wälder sind gekennzeichnet von vielfältigen Strukturen: Dort wachsen viele heimische Baumarten unterschiedlichen Alters, es gibt ausreichend Totholz und besondere Bäumen, sowie Veteranen- und Höhlenbäume sowie Altholzinseln und geschützte, nicht bewirtschaftete Flächen (sogenannte Waldreservate). Zudem sind sie nicht nur wahre Schatzkammern der Artenvielfalt und wertvolle Erholungsräume für den Menschen, nachhaltig genutzte Wälder erbringen auch essentielle Leistungen: Sie speichern Wasser und Kohlenstoff, verhindern Erosion, regulieren das Klima, stellen Holz zur Verfügung und schützen uns vor Steinschlag, Muren und Lawinen. Der WWF setzt sich sowohl für den Schutz der letzten Ur- und Naturwälder ein, als auch für mehr Naturnähe in wirtschaftlich genutzten Wäldern ein.
Mehr Wildnis in Österreich
2020 bestehen in Österreich zwei Wildnisgebiete. Das Wildnisgebiet Dürrenstein in den Göstlinger Alpen (NÖ) wurde 2003 als erstes Wildnisgebiet in Österreich nach den Kriterien der Weltnaturschutzorganisation IUCN anerkannt. Es beherbergt den letzten echten Urwaldbestand Österreichs. Im Jahr 2019 wurde unter Mitwirkung des WWF das Wildnisgebiet Sulzbachtäler (Sbg) eingerichtet. Es umfasst die wildesten Gletscher- und Gebirgsregionen Österreichs. Im Zeitraum von 1971 bis 2002 wurden in Österreich sechs Nationalparks gegründet und anerkannt. Die Kernzonen von Nationalparks dienen ebenfalls dem Ziel, Wildnis großflächig und dauerhaft zu sichern. In einigen Kernzonenbereichen finden allerdings nach wie vor Nutzungen und Eingriffe statt, weshalb weitere Anstrengungen notwendig sind, damit sich in allen Nationalpark-Kernzonen langfristig Wildnis entwickeln kann. Kleinere Schutzgebietsflächen – etwa Kernzonen von Biosphärenparks oder Naturwaldreservate – können ebenfalls einen wertvollen Beitrag zur Wildnisentwicklung leisten und großflächige Wildnisgebiete als Trittsteine im Sinne eines österreichweiten Wildnis-Netzwerks ergänzen. Insgesamt ist 2020 in Österreich auf weniger als 2% der Landesfläche eine natürliche Entwicklung rechtlich und großflächig gesichert. Die Europäische Union hat sich in ihrer Strategie zur biologische Vielfalt bis 2030 das Ziel gesetzt, auf 10% der Landfläche eine natürliche Entwicklung durch strengen Schutz sicher zu stellen. Der WWF Österreich unterstützt dieses Ziel und setzt sich für mehr kostbare und faszinierende Wildnisgebiete in Österreich ein.
March Thaya Auen
Das Naturreservat Marchauen liegt im Überschwemmungsgebiet der March zwischen den Gemeinden Marchegg und Zwerndorf. Bis auf einen kleinen Teil liegt das Reservat im Überschwemmungsgebiet der March. Neben naturnahen Auwäldern prägen mannigfaltige Wiesen und Augewässer das rund 1.100 ha große Naturschutzgebiet. In den vergangenen Jahrhunderten sind Auenlandschaften in gewaltigem Ausmaß verloren gegangen. An March und Thaya sind heute beispielsweise nur noch rund 30 % erhalten, am Tiroler Inn sogar nur mehr rund 5 %! Durch die Wiederherstellung bzw. das Wiederanbinden von Auwäldern und Auengewässern an den Fluss wird die ökologische Funktionsfähigkeit der Gewässer erhöht, ihre Selbstreinigungskraft nimmt zu und die Hochwasserwellen werden gesenkt. Durch Vergrößerung des Flussraumes, z.B. durch die Wiederanbindung von Nebenarmen oder das Beseitigen von Uferverbauungen, erhalten Flüsse wieder lebensraumtypische Auen und Schotterbänke oder Steilufer zurück. Diese neu geschaffenen Flusslandschaften nehmen im Falle von Hochwasserereignissen das überschüssige Wasser auf und entschärfen die Hochwasserwelle. An Zubringer der March, wie Zaya, Weidenbach oder Stempfelbach wurden die Mündungsbereiche so umgestaltet, dass Fische wieder passieren können und Muscheln, Insekten und Wasservögel wieder mehr Lebensraum haben.
Neusiedler See-Seewinkel
Aufgrund seiner nationalen, europäischen und auch internationalen Bedeutung erfreut sich das Neusiedler See-Gebiet eines vielfachen Schutzes: die wichtigsten Gebietsteile gehören zu einem grenzüberschreitenden Nationalpark, die gesamte Region ist als Natura 2000 Gebiet ausgewiesen und zudem aufgrund der Ramsar-Konvention als Feuchtgebiet von herausragender internationaler Bedeutung geschützt. Außerdem wurde das Neusiedler See-Gebiet in die Liste der Biosphärenreservate des „UNESCO Man and the Biosphere Programme“ aufgenommen und auch zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Der WWF ist mit dem Gebiet rund um den Neusiedler See seit jeher stark verbunden. Derzeit arbeiten wir besonders an der Erhaltung der pannonischen Salzlebensräume. Dieser für die Region kennzeichnende Lebensraumtyp ist trotz des vielfachen, formalen Schutzes in seinem Fortbestand akut bedroht. Die Bedrohung geht von der großflächigen Absenkung des Grundwasserstands aus, die durch die seit mehr als 100 Jahren laufenden Entwässerungsmaßnahmen in der Region und durch die vom Klimawandel getriebene Übernutzung der Grundwasservorräte bewirkt wird. Zur Rettung der Salzlacken müssen einerseits die Entwässerungsgräben geschlossen werden, um dadurch die Wasser- und Salzableitung aus dem Gebiet zu stoppen; andererseits ist es notwendig, die Grundwasserentnahmen zur landwirtschaftlichen Bewässerung stark einzuschränken. In der Praxis sind sowohl das Schließen der Entwässerungsgräben, als auch die Reduktion der Grundwasserentnahmen heikle und schwierige Aufgaben.
Dynamic LIFE Lines Danube
“Dynamic LIFE Lines Danube“ ist ein österreichisch-slowakisches Gemeinschaftsprojekt zur Renaturierung von Auwäldern entlang der Donau. Dabei geht es im Wesentlichen um zwei Themen: zukünftig mehr Dynamik und mehr Wasser in den Lebensadern der Au zu haben. Denn Auen sind abhängig von der Dynamik eines Flusses. Durch die Kraft des Wassers kommt es zu Erosion und Sedimentation. Kombiniert mit verschiedenen Wasserständen entstehen stetig neue Lebensräume. Viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten sind von diesen wechselnden Bedingungen abhängig. Typische Aubäume, wie Weiden und Pappeln können sich z.B. in einem bereits etablierten Wald nicht verjüngen – dafür benötigen sie offene Kiesflächen. Viele Fische brauchen Kies und Schotter um zu laichen. In regulierten, staugeregelten und verbauten Flussabschnitten ist eine solche Dynamik nicht möglich. Die durchströmten Nebenarme sind die Lebensadern der Au. Sie versorgen den Auwald mit Wasser und gestalten die Landschaft.
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