Weg vom Forst – hin zum Wald
Österreich braucht naturnahe Wälder
Land der Wälder, Land der Bäume – dieser Text kommt zwar in der Österreichischen Bundeshymne nicht vor, wäre aber ziemlich passend. Fast die Hälfte unseres Landes, ungefähr 4 Millionen Hektar, ist von Wald bedeckt. Entgegen der romantischen Vorstellungen, die viele von uns haben, ist der Wald hierzulande nur noch in den seltensten Fällen ungenutzt oder gar unberührt. Was hierzulande wächst und passiert, entscheidet nicht die Natur, sondern wird meist von uns Menschen gut geplant. Kurz gesagt, in Österreich sind hauptsächlich Wirtschaftswälder anzutreffen.
Urwald in Österreich
Es gibt sie aber noch – die letzten Reste ehemaliger weitläufiger Urwälder und die Naturwälder, also schon sehr lange nicht mehr oder sehr wenig genutzte Wälder. Diese sind besonders wertvoll für die Artenvielfalt. Dort darf die Natur sein, so wie sie ist: altes und totes Holz bleibt liegen und bietet Lebensraum für viele Arten. Wirft der Wind Bäume um, werden sie nicht entfernt und Lücken bieten Raum zum Nachwachsen junger Bäume. Diese Flächen sind nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für den Klimaschutz bedeutend: Denn sie speichern massenweise Kohlenstoff im Holz und im Boden – und das für viele Jahrhunderte.
Ziel: Umfassend nachhaltige Wirtschaftswälder
Werden Wirtschaftswälder umfassend nachhaltig bewirtschaftet, kann der Mensch nicht nur die Ressourcen der Wälder nutzen – auch die Artenvielfalt kann erhalten werden. Solche naturnahen Wälder sind gekennzeichnet von vielfältigen Strukturen, wie: viele heimische Baumarten unterschiedlichen Alters, ausreichend Totholz, besondere Bäume, wie Veteranen- und Höhlenbäumen (Biotopbäume), Altholzinseln und geschützte, kleine eingestreute, nicht bewirtschaftete Flächen – sogenannte Waldreservate. Mit der Naturnähe steigt auch die Qualität als Lebensraum, sowie als Erholungsraum für den Menschen, und essentielle Leistungen werden erbracht: Naturnahe Wälder speichern Wasser und Kohlenstoff, regulieren das Klima, stellen Holz her und schützen uns vor Steinschlag, Muren, Lawinen und Erosion, also der unerwünschten Abtragung von Boden.
Fläche
- 47,9 % der Fläche Österreichs ist mit Wald bedeckt
- Das sind 4 Millionen Hektar
- Die meisten Waldflächen finden sich in der Steiermark
Zahlen & Fakten
- Etwa 3,4 Milliarden Bäume stehen in Österreichs Wäldern (das sind ca. 406 Bäume pro Kopf)
- Nur 3 % des Waldes in Österreich sind heute noch natürlich
- Nur weitere 8 % sehr naturnah
- Aufgrund der geographischen und klimatischen Unterschiede sind die Wälder in Österreich sehr vielfältig: Es gibt 93 unterschiedliche Waldtypen, in denen eine Vielzahl von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen ihren Lebensraum finden
Tierwelt
- Der Wald ist Lebensraum für viele unterschiedliche heimische Tierarten: Vögel, Insekten, Reptilien, Amphibien sowie Säugetiere
- In Österrreichs Wäldern leben rund 2.800 waldgebundene Käfer, wovon 115 Urwaldreliktarten sind (= brauchen zum Leben urwaldtypische Strukturen)
Bedrohungen
Das bedroht die Wälder in Österreich
Bedrohung 1: Fehlender Schutz von Ur- und Naturwäldern
Obwohl es in Österreich knapp 4 Millionen Hektar Wald gibt, sind nur 3 % davon natürlich. Nur 1 % der Waldfläche ist tatsächlich nutzungsfrei gestellt und streng geschützt. Das bedeutet: Es gibt nur mehr sehr wenige Reste ehemaliger großer Urwälder. Auch die Naturwälder, also jene Wälder, die schon seit geraumer Zeit nicht genutzt wurden, sind kaum mehr zu finden. Tierarten, die auf Ungestörtheit und sehr altes und totes Holz angewiesen sind, sind deshalb extrem selten und auf den Roten Listen zu finden.
Bedrohung 2: Zu wenig Naturnähe im Wirtschaftswald
Österreichs Wälder sind vor allem eines: Kulturwälder, also von Menschen geprägte Wirtschaftswälder. Vielerorts handelt es sich um Forste oder sie sind nur mäßig naturnah. Erkennbar ist dies an der Gleichaltrigkeit (alle Bäume eines Waldes sind gleich alt), meist sind nur wenige unterschiedliche Baumarten zu finden und es gibt wenig altes und totes Holz. Alles, was wenig wirtschaftlich ist, wie etwa ein Höhlenbaum, wird zumeist entfernt. Bekannt sind auch jene Wälder, die hauptsächlich aus Fichte aufgebaut sind, obwohl dort natürlicherweise Laubwälder vorkommen würden. Die Fichte wird hierzulande seit vielen Jahrhunderten sehr gezielt gefördert, denn sie wächst schnell, hat einen schönen Wuchs, lässt sich gut verarbeiten und transportieren.
Bedrohung 3: Klimakrise und fehlende Artenvielfalt
Der österreichische Wald ist mit der Klimakrise konfrontiert. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass es auch der Arten- und Lebensraumvielfalt im Wald nicht gut geht. Diese beiden Krisen sind eng miteinander vernetzt und dürfen nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Denn es zeigt sich, dass besonders naturferne und artenarme Forste von der Klimakrise betroffen sind. Vielerorts – besonders im Mühl- und Waldviertel – sind heute schon standortfremde, sehr artenarme Fichtenforste von Dürre, Insekten-Massenvermehrungen, Stürmen und Schneedruckereignissen geprägt. Die Prognosen deuten auf eine Zunahme dieser Zustände und eine Ausweitung ebenjener auf Berg-Nadelwälder hin. Derzeit wird oftmals die gesamte Biomasse auf diesen Flächen entfernt, sodass kahle Wüsten, ohne jeglichen Bewuchs und Holz (wie etwa liegende Äste und Stämme, stehendes Totholz), hinterlassen werden. Dies führt zu verstärkten Kohlenstoffemissionen aus den Böden, raschem Humusabbau, Erosion, einer massiv erschwerten Verjüngung sowie zum Auflösen der Wasserspeicherkapazität. Noch immer werden vielerorts Aufforstungen von Monokulturen durchgeführt – mit einem hohen finanziellen und personellen Aufwand sowie fraglichen Produktivitätsaussichten.
Lösungen
So können wir die Wälder in Österreich schützen
Lösung 1: Schutz der letzten Ur- und Naturwälder
Der Schutz der letzten bestehenden Urwaldreste und Naturwälder ist enorm wichtig, denn er nützt Mensch und Natur. In geschützten Ur- und Naturwäldern kann sich die Natur ungestört entfalten. Besonders Arten, die auf ein gewisses Maß des Nichteingreifens angewiesen sind, finden hier Rückzugsorte, in unserer so dicht besiedelten und stark durch den Menschen genutzten Landschaft. 10 % aller waldgebundenen Organismen sind Urwaldrelikte und auf genau diese Flächen angewiesen. Für die Erhaltung dieser essentiellen Lebensräume und der darauf angewiesenen Artenvielfalt sind mehr strenge Schutzgebieten notwendig. Zusätzlich braucht es klarere Regelungen in jenen Wirtschaftswäldern, die unter geringerem Schutz stehen (wie beispielsweise Natura 2000-Gebiete).
Lösung 2: Mehr Naturnähe
Wälder sind nur dann widerstandsfähig und krisenfest, wenn sie möglichst vielfältig und artenreich sind. Diese Wälder zeichnen sich durch verschiedene Baumarten, möglichst viel Struktur, Bäume in unterschiedlichen Altersphasen und ausreichend Totholz aus. Das heißt, es braucht eine naturnahe Praxis der Waldbewirtschaftung und ein gewisses Maß an Naturschutz auf der gesamten Waldfläche. Unser Ziel ist es, Österreichs Forste in möglichst naturnahe und widerstandsfähige Wälder umzuwandeln. Damit wollen wir sicherstellen, dass der Wald in Zukunft bestmöglich gegenüber den steigenden Temperaturen und Extremwetterereignissen gewappnet und Lebensraum für viele Arten ist.
Lösung 3: Finanzielle Anreize schaffen
Schon bisher unterstützen Bund, Länder und die Europäische Kommission eine breite Palette von Aktivitäten. Um jedoch der Klima- und Biodiversitätskrise effektiv zu begegnen, bedarf es auf die Wirksamkeit ausgerichtete Maßnahmen. Besonders die Mittel für Waldnaturschutzmaßnahmen auf der Waldfläche müssen effektiv eingesetzt und massiv erhöht werden. Nur dann sind sie für Waldbesitzer:innen attraktiv. Jene Waldeigentümer:innen, die zukunftsorientiert arbeiten, sollen entsprechend ihrer Leistungen für Natur und Mensch entschädigt werden.
Übernutzte Wälder sind weder für die Artenvielfalt noch im Kampf gegen die Klimakrise eine große Hilfe. Daher braucht Österreich mehr denn je artenreiche und zukunftsfitte Naturwälder. Nur dann wird unser Wald seine Funktion als Klimaanlage, Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für unzählige Organismen wieder voll und ganz ausüben können.
Projekte
So schützt der WWF die Wälder in Österreich – eine Auswahl an Projekten
Mehr Artenvielfalt in den Wäldern der Österreichischen Bundesforste
Seit vielen Jahren entwickeln wir mit den ÖBf (Österreichische Bundesforste) Konzepte für mehr Arten- und Lebensraumvielfalt im Wald. Deren praktische Umsetzung zeigt: Es ist möglich, die Ressource Wald umfassend nachhaltig zu bewirtschaften, dabei die Biodiversität zu sichern und zu fördern und so aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Gemeinsam haben wir das Konzept “Ökologisches Landschaftsmanagement” entwickelt. Es widmet sich der umfassenden Frage, wie naturschutzfachliche Aspekte auf der gesamten Waldfläche während der Bewirtschaftung in und außerhalb von Schutzgebieten berücksichtigt werden können. Der WWF und die ÖBf setzen sich verstärkt für den Schutz und Erhalt der letzten natürlichen und unfragmentierten Ökosysteme mit besonders hohem Schutzwert ein. Das betrifft die Renaturierung von gestörten wertvollen Flächen, wie sie am Beispiel der Moore bereits begonnen wurde und weiter aktiv gefördert wird. Zudem werden Studien und Projekte initiiert und durchgeführt, um natürliche Prozesse in den dafür gewidmeten Großschutzgebieten, in ihrer vollen Dynamik, wiederherzustellen oder zu bewahren.
Modellprojekt: Alt- und Totholzverbundsysteme im Leithagebirge
Halsbandschnäpper, Mittelspecht, Hirschkäfer und Großer Eichenbock – neben den außergewöhnlichen Namen haben diese Arten noch etwas gemeinsam: Sie alle sind seltene Waldbewohner geworden und auf Tot- und Altholz angewiesen. Hiervon findet sich in manchen Wäldern aber nur noch wenig. Daher hat der WWF Österreich ein spezielles Alt- und Totholz-Verbundsystem entwickelt, das nun gemeinsam mit den Esterhazy Betrieben im Leithagebirge erstmalig umgesetzt wird. Ziel ist es, dass sich die seltenen Waldbewohner langfristig wieder ausbreiten können und gleichzeitig eine nachhaltige Ressourcennutzung möglich ist. Waldnutzung und Schutz gehen hier sozusagen Hand in Hand. Mit Unterstützung von Land Burgenland und Europäischer Union.
Schutzkonzept für ganz seltene und besondere Totholzbewohner
Innerhalb eines dreijährigen Projektes widmen sich die Esterhazy Betriebe und der WWF Österreich einem sehr besonderen Gebiet im Leithagebirge. In diesem ganz außerordentlichen Hotspot für bedrohte und sehr seltene totholzbewohnende Arten finden sich so viele alte und tote Bäume wie in kaum einem anderen Waldgebiet. Deshalb wird nun im Rahmen eines Projektes, die dort beheimatete spezielle Xylobionten-Fauna, also besonders die Holz bewohnenden Käfer, Wanzen und Zikaden, näher untersucht. Ziel ist es, die am meisten bedrohten Arten, wie etwa die Urwaldreliktarten und ihre Lebensräume, zu erfassen. Damit soll die Bedeutung des Gebietes dargestellt und im Anschluss konkrete Erhaltungs- und Managementmaßnahmen formuliert werden. Großes Ziel ist es, das Gebiet auch weiterhin als Lebenssaum für seltene Arten zu erhalten.
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Häufig gestellte Fragen zu
„Klimakrise und Wald“
Häufig gestellte Fragen zum
„Naturwald“
Was sollte - auch im Hinblick auf die Klimakrise - in Österreichs Wäldern für den Erhalt und die Verbesserung der Artenvielfalt getan werden?
Es geht um die Bewältigung der Klimakrise, aber auch um die Bewältigung der Biodiversitätskrise. Beide Krisen müssen gemeinsam bewältigt werden, weil sie zusammenhängen. Das heißt, bei allen Überlegungen, die wir anstellen, sollten wir uns von den Stichworten „Ökologie“ und „naturverträgliche Nutzung“ leiten lassen. Für den Schutz und die Förderung der Artenvielfalt im Wald, braucht es Maßnahmen zur Alt- und Totholzförderung sowie zur Vernetzung dieser Elemente – also sogenannte Alt- und Totholzverbundsysteme in den Wirtschaftswäldern. Zusätzlich müssen wir die letzten Natur- und Urwälder erhalten, denn sie speichern enorm viel Kohlenstoff. Insgesamt betrachtet gilt es also, mit einem klugen Mix an Strategien, beide Krisen zu bewältigen. Wir müssen Holz zu langlebigen Produkten verarbeiten, fossile Energieträger beispielsweise durch eine naturverträgliche Biomassenutzung von Schadholz ersetzen und eine umfassend nachhaltige, naturnahe Forstwirtschaft bewerkstelligen. Das bedeutet, die Forstwirtschaft muss zunehmend auf längere Umtriebszeiten, Naturverjüngung, heimische Baumartenvielfalt, Totholz, Altholzinseln, Biotopbäume und auch Schutzgebiete im Wirtschaftswald setzen.
Wie werden bzw. sollen Österreichs Wälder in Zukunft aussehen? Welche Maßnahmen sind nötig bzw. sinnvoll?
Wir brauchen lebendige Wälder, das heißt Wirtschaftswälder, die vielfältig in ihrer Artenzusammensetzung, aber auch in Struktur und Alter sind. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es um die Artenvielfalt im Wald nicht gut bestellt ist. Besonders jene Arten, die auf alte Bäume und Totholz angewiesen sind, sind gefährdet. Deshalb brauchen wir nicht nur Wälder bis zur Hiebsreife, wir müssen alte naturnahe Wälder erhalten und fördern. Außerdem brauchen wir Waldschutzgebiete, die sich natürlich entwickeln können. Zusätzlich müssen wir Lösungen erarbeiten für die Gebiete, die von Extremwetterereignissen, falschen Baumarten, Artenarmut und Borkenkäfer gekennzeichnet sind. Höchst aufwändige und teure Aufforstungen werden nicht überall die Lösung sein können, besonders dort wo die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Aufforstung gering sind. Auch hier gilt: Geben wir der Natur ein Stück Wald und Entwicklungsmöglichkeit zurück. Dort wo es möglich ist, sollten wir Referenzflächen schaffen.
Ist die jetzige Klimakrise mit dem Waldsterben in den 1980er Jahren vergleichbar?
Die Antwort ist Ja und Nein.
Ja, weil auch die damalige Krise durch den Menschen verursacht wurde. Nein, weil die Lösung nicht so einfach ist. Damals hat man mit der Reduktion von Schwefeldioxid die Wälder gerettet. Heute ist das nicht so einfach. Die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren, ist eine sehr große Herausforderung. Mit dem ist es aber nicht getan. Wir sehen die Auswirkungen der Klimakrise schon jetzt sehr drastisch, besonders beim Wald. Da braucht es ein Umdenken und ein Anpassen an die veränderten Bedingungen. Neben der Klimakrise, müssen wir auch die Biodiversitätskrise bekämpfen. Ein Lösungsansatz für beide Krisen sind möglichst naturnahe Wälder.
Wie kann man die Klimaschutzfunktion der österreichischen Wälder gewährleisten und sogar erhöhen?
Um den hohen CO2 Ausstoß der Menschen zu kompensieren, brauchen wir Kohlenstoffsenken, also natürliche Reservoirs, die CO2 langfristig speichern. Die größten Kohlenstoffsenken sind alte Wälder, also die letzten Reste der Ur- und Naturwälder. Diese müssen erhalten werden – aus Klimaschutzsicht, aber auch aus Biodiversitätssicht. Außerdem müssen wir die großen zusammenhängenden Waldflächen auf der ganzen Welt erhalten, sie also vor Zerschneidung schützen, denn nur ein Waldinnenraumklima kühlt und speichert gleichzeitig viel Wasser. Zusätzlich sind solche Wälder generell widerstandsfähiger gegenüber Wetterextremen und damit auch zukunftsfit.
Warum sind Mischwälder allgemein besser für die Klimakrise gewappnet als Reinkulturen?
Weil Mischwälder widerständsfähiger sind als Reinkulturen. Man kann das mit dem Kauf von Aktien vergleichen: Setze ich auf ein einziges Unternehmen und das geht bankrott, verliere ich alles. Die Mischung macht es aus. Mischwälder minimieren das Risiko im Klimawandel, da sie Störungen leichter ausgleichen können und daher gegenüber Schädlingen weniger anfällig sind als sogenannte Reinbestände, sprich Monokulturen.
Was sind Naturwaldelemente?
Sogenannte Naturwaldelemente sind Teile von natürlichem Wald im Wirtschaftswald. Das heißt, es sind bewusst und unbewusst belassene Reste ehemaliger Ur- und Naturwälder. Sie sind für die Artenvielfalt im Wald und Forst besonders wichtig. Zu den Naturwaldelementen zählen Prozessschutzflächen, Biotopbäume und Altholzinseln. Im Idealfall kommen sie im Verbund vor – zur Lebensraumvernetzung für anspruchsvolle Arten im Wald.
Warum sind Naturwälder so wichtig?
Naturwälder sind die letzten Reste der sehr naturnahen und alten Wälder, die wir haben. Sie zu erhalten, ist besonders wichtig, weil sie für den Schutz der Artenvielfalt elementar sind, hunderte von Jahren als Kohlenstoffsenken fungieren und große Mengen an Kohlenstoff im Boden speichern.
Ist ein bewirtschafteter Wald besser als ein unbewirtschafteter?
Das ist keine Frage von besser oder schlechter. Wir brauchen beides. Eine umfassend nachhaltige Forstwirtschaft legt auch Wert auf groß angelegte Prozessschutzflächen. Das sind Waldflächen, die nicht forstwirtschaftlich genutzt werden. Sie sind riesige Kohlenstoffspeicher, Hotspots der Artenvielfalt und auch Forschungs- und Referenzflächen. Sie leisten sie einen großen Beitrag zum Schutz der Biodiversität, indem sie jenen Arten einen Lebensraum bieten, die keine menschliche Nutzung vertragen, wie etwa Urwald-Relikarten. Darüber hinaus sichern sie jene Teile der Arten- und Lebensraumvielfalt, die auf landschaftsgestaltende natürliche Prozesse wie Windwürfe, Lawinen- und Murenabgänge, Überschwemmungen, Brände oder Borkenkäferbefall angewiesen sind, welche in der Kultur- und Nutzlandschaft nicht geduldet werden können. Außerdem ermöglichen sie besondere Erlebnis-, Erfahrungs- und Erholungsräume für den Menschen – sie bieten unverfälschte Natur. Besonders in Zeiten der Klimakrise brauchen wir Flächen, an denen wir die freie Natur-Entwicklung beobachten und daraus unsere Lehren ziehen können. Außerdem ist eine Frage der Gerechtigkeit. In Österreich sind nicht einmal 2% der Wälder unangetastet, doch wir fordern, dass in Brasilien alle Regenwälder unberührt bleiben. Auch Österreich muss einen Beitrag leisten.
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