Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Welttag der Feuchtgebiete: WWF fordert Rettungspaket für Flüsse, Auen und Moore
WWF für ausnahmslosen Schutz wertvoller Feuchtgebiete und ein Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz mit starken Naturschutzkriterien – Ohne mehr Naturschutz werden auch die Klimaziele verfehlt

Wien, am 1. Februar 2021. Anlässlich des „Welttages der Feuchtgebiete“ am 2. Februar warnt die Naturschutzorganisation WWF Österreich vor der weiteren Verbauung österreichischer Flüsse, Auen und Moore. Derzeit befinden sich nur mehr weniger als 15 Prozent der Flüsse in einem sehr guten ökologischen Zustand. Lediglich ein Prozent wird von intakten Auen begleitet. In den vergangenen 150 Jahren gingen allein in Österreich mehr als 74.000 Hektar an Flussräumen verloren. Bis heute werden immer wieder auch wertvolle Moore zerstört sowie Flüsse mit fragwürdigen Ausnahmegenehmigungen verbaut. „Intakte Naturjuwelen sind für das Weltklima und den Artenschutz unverzichtbar. Dennoch sind sie gerade in Österreich besonders rücksichtslos verbaut worden“, kritisiert WWF-Expertin Bettina Urbanek. Daher fordert der WWF ein dreistufiges Rettungspaket, das wertvolle Feuchtgebiete österreichweit konsequent schützt, überflüssige Querbauwerke beseitigt und die Verbauung der letzten frei fließenden Flüsse verhindert.
Besonders wichtig ist ein Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) mit wirksamen Naturschutzkriterien. „Mit über 5.200 Kraftwerken sind unsere Flüsse schon jetzt viel zu stark verbaut. Dennoch werden aufgrund falsch ausgerichteter Subventionen hunderte neue Anlagen kommen, wenn die Politik nicht gegensteuert“, warnt Bettina Urbanek. Der WWF fordert daher sowohl die Energiebranche als auch die Politik zum Umsteuern auf: „Gerade in Schutzgebieten haben neue Kraftwerke nichts verloren. Wir brauchen intakte und klimafitte Flüsse anstatt subventionierter Naturzerstörung“, fordert Bettina Urbanek. In Zukunft sollten daher nur noch Projekte gefördert werden, die außerhalb von Schutzgebieten und ökologisch besonders sensiblen Gewässerstrecken liegen.

Eine aktuelle market-Umfrage zeigt eine klare Absage für den Bau und die Subventionierung neuer Wasserkraftwerke in Schutzgebieten, wofür derzeit Energiekonzerne bei der Bundesregierung lobbyieren. Insgesamt bewerten diese Forderung fast zwei Drittel der im Novemer 2020 Befragten für „ganz und gar nicht akzeptabel“, bzw. „weniger akzeptabel“. Aufgeschlüsselt nach politischer Präferenz ergibt sich bei Sympathisant*innen aller Parteien eine Mehrheit gegen neue Wasserkraftwerke in Schutzgebieten.
50 Jahre Ramsar-Konvention
Der 1971 verabschiedete Vertrag zum Schutz von Feuchtgebieten (Ramsar-Konvention) feiert 2021 sein 50-jähriges Jubiläum. Zur Erinnerung an das von über 170 Ländern ratifizierte Abkommen wird der von der UNESCO ausgerufene „Welttag der Feuchtgebiete“ begangen. Feuchtgebiete fungieren als Grundwasserfilter, speichern große Mengen an Kohlendioxid und sind ein Überschwemmungsschutz. Ihre Bewahrung spielt daher eine wichtige Rolle gegen die Erderhitzung. Auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie schreibt seit 2000 vor, dass die Mitgliedsstaaten ihre Gewässer in einen guten ökologischen Zustand bringen müssen. Österreich ist von diesem Ziel aber noch sehr weit entfernt.
Rückfragehinweis:
Mag. Volker Hollenstein
Leitung Politik und Kommunikation WWF Österreich
volker.hollenstein@wwf.at
+43 664 501 31 58
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”