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WWF fordert Bodenschutz und Renaturierungen gegen Hochwasserrisiko
Massive Bodenversiegelung und Naturzerstörung verstärken Hochwasserrisiko – Umfassende Maßnahmen und naturbasierte Lösungen für Bodenschutz gefordert
Wien, am 22. Juli 2021 – Angesichts der dramatischen Hochwasserereignisse der letzten Tage fordert die Naturschutzorganisation WWF Österreich umfassende Bodenschutzmaßnahmen und den Ausbau naturbasierter Lösungen wie die Sanierung von Flüssen und ihrem Umland. Denn die massive Bodenversiegelung, die Überregulierung der heimischen Flüsse und der großflächige Verlust an naturbelassenen Wäldern und Mooren steigern die Intensität extremer Wetterereignisse dramatisch. „Intakter Boden ist wie ein Schwamm, der Wasser aufsaugen kann. Je mehr verbaut und versiegelt wird, desto mehr verlieren wir diese überlebenswichtige Bodenfunktion. Das macht Versiegelung zum Sicherheitsrisiko, vor allem in Zeiten der Klimakrise mit häufigeren und immer stärkeren Wetterextremen“, erklärt Maria Schachinger, Bodenschutzsprecherin beim WWF Österreich. „Anstatt weiter intakten Grünraum unter Straßen, Gewerbeparks und Asphaltwüsten zu begraben, muss die Politik rasch konsequente Maßnahmen zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Böden und Ökosystemen setzen.“
Für die Umsetzung nimmt der WWF vor allem Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in die Pflicht: „Die Ministerin muss rasch einen Bodenschutz-Vertrag vorlegen und gemeinsam mit den Ländern umsetzen. Dazu gehört auch ein umfangreiches Programm zur Wiederherstellung zerstörter Flüsse und Feuchtgebiete für den ökologischen Hochwasserschutz“, sagt Maria Schachinger vom WWF. „Hier ist seit Jahren viel zu wenig passiert. Daher sind auch die jüngsten Attacken auf den Naturschutz in erster Linie ein Ablenkungsmanöver von der eigenen politischen Verantwortung“, kritisiert Schachinger. Organisationen wie der WWF und der Naturschutzbund sind in vielen Bundesländern konstruktive Partner bei der Umsetzung von ökologischen Maßnahmen, die nicht nur der Natur, sondern auch der Sicherheit der Menschen dienen.
Bodenschutz ist Hochwasserschutz
Laut Umweltbundesamt kann ein Hektar funktioneller, unversiegelter Boden bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser speichern – etwa eine Badewanne pro Quadratmeter. Im Gegensatz dazu können die Wassermassen auf Beton und Asphalt nicht versickern, sondern werden aufgestaut. „Konsequente Bodenschutzmaßnahmen können das Hochwasserrisiko senken. Gleichzeitig braucht es auch Investitionen in Entsiegelung und Wiederherstellung der natürlichen Wasserspeicher, also vor allem der Flüsse, Wälder und Moore“, fordert Schachinger.
In Österreich ist bereits fast die Fläche Vorarlbergs versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Beton oder Asphalt überzogen. Gleichzeitig gelten nur noch rund 15 Prozent der heimischen Flüsse als ökologisch intakt und elf Prozent der Wälder als naturbelassen. Die meisten österreichischen Flüsse sind stark reguliert, begradigt und kanalisiert. Natürliche Überschwemmungsräume wie Feuchtgebiete, naturnahe Wälder und Moore wurden im letzten Jahrhundert für Verbauungen und intensive Landwirtschaft auf ein Fünftel der ursprünglichen Fläche dezimiert.
Fünf WWF-Bodenschutzmaßnahmen zur Senkung des Hochwasserrisikos:
- Bodenschutz-Vertrag für Österreich: Mit 11,5 Hektar pro Tag liegt der Bodenverbrauch in Österreich um das Vierfache über dem offiziellen Nachhaltigkeitsziel des Bundes. Bund, Länder und Gemeinden müssen den Flächenfraß bis 2030 auf maximal einen Hektar pro Tag begrenzen. Zudem müssen bodenfressende Straßenprojekte wie die Lobau-Autobahn oder die Marchfeldschnellstraße gestoppt werden.
- Systematisch entsiegeln: Allein Straßen und Parkplätze versiegeln mehr als 120.000 Hektar. Überbreite Straßen und ebenerdige Parkplätze von Gewerbeparks, Einkaufszentren und im öffentlichen Raum sollten rückgebaut und entsiegelt werden. Stattdessen können Grünflächen, mehrstöckige Bauweisen oder Rasengittersteine forciert werden, damit die Böden wieder aufnahmefähiger werden.
- Raumordnung ökologisieren: Die fortschreitende Zersiedelung treibt die hohe Bodenversiegelung zusätzlich an, wodurch wiederum das Hochwasserrisiko steigt. Noch dazu stehen zehn Prozent aller Gebäude in Österreich in Hochwasserabflussgebieten – und es werden weiterhin täglich 1,2 Hektar in Flussräumen verbaut. Fixe Siedlungsgrenzen ohne Schlupflöcher zur Umwidmung auf der grünen Wiese sowie Förderungen für grüne, belebte Ortskerne und umfassende Reaktivierungen von Leerständen sind dringend notwendig.
- Intakte Ökosysteme wiederherstellen: Die Aufweitung begradigter Flüsse, Anbindung von Seiten- und Altarmen und die Sicherung natürlicher Überflutungsflächen vor Verbauung können das Hochwasserrisiko vermindern und sollten als naturbasierte Lösungen technische Maßnahmen großflächig ergänzen. Es braucht daher Investitionen in ein umfangreiches Programm zur Wiederherstellung zerstörter Flüsse und Feuchtgebiete wie etwa Auwälder und Moore.
- Naturnahe Wälder schützen: In naturnahen Wäldern können sowohl der grobporige, stark durchwurzelte Boden, als auch die größeren Mengen an Totholz besonders viel Wasser speichern und über einen längeren Zeitraum hinweg abgeben. Dadurch können sie Hochwasserereignisse abschwächen. Die weit verbreiteten Forst-Monokulturen und das engmaschige Netz an Forstwegen tragen hingegen eher zu Verdichtung und Erosion bei, wodurch die Böden ihre Aufnahmefähigkeit und ihre natürlichen Abflusseigenschaften verlieren. Naturnahe Wälder müssen deshalb besser geschützt, wiederhergestellt und ins Hochwasserrisikomanagement integriert werden.
Rückfragehinweis:
Valentin Ladstätter
Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83488 257
valentin.ladstaetter@wwf.at
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