Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
WWF jubelt: Der Tiroler Inn bleibt frei von Kraftwerken

Innsbruck, 29. Juni 2016 – Für den WWF Österreich ist die Entscheidung der Tiroler Landesregierung, 108 Fließstrecken am Tiroler Inn zu Naturschutzgebieten zu erklären, ein bemerkenswerter Schritt im Flussschutz mit Signalwirkung für ganz Österreich. „Die Regierungsmitglieder Ingrid Felipe und Josef Geisler gehen hier einen österreichweit bemerkenswerten Schritt, der Anerkennung verdient hat“, lobt Beate Striebel-Greiter, Naturschutzleiterin des WWF Österreich.
„Wir haben lange auf diesen Tag gewartet“, freut sich auch Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol. Der Tiroler Inn ist mit seiner rund 125 Kilometer langen freien Fließstrecke ohne Stau, Ausleitung oder Unterbrechung unangefochten Österreichischer Meister. Kein anderer heimischer Fluss kann hier mithalten. Darüber hinaus liegen in den Seitentälern des Inntales zahlreiche kleinere Bäche und Flüsse die noch natürlich oder naturnah sind. Der WWF setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, diese verbliebenen Reste intakter Flussnatur gesetzlich zu schützen.
Mit der Ausweisung der Gewässer im Oberland als Naturschutzgebiete hat die Tiroler Landesregierung nun einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht. „Endlich wird klargestellt, dass die Ausbaugrenzen an Tirols Flüssen und Bächen erreicht sind. Nach über 25 Jahren Engagements für den Schutz und die Entwicklung des Tiroler Landesflusses, ist der 28. Juni 2016 für den WWF ein Freudentag“, so Walder.
Bereits vor vier Jahren hat der WWF im so genannten „Ökomasterplan Wasserkraft“ eine Grundlage für die Sicherung und nachhaltige Nutzung von Österreichs Flüssen vorgelegt. Darin werden Gewässerstrecken verortet, die nach objektiven fachlichen Kriterien – darunter etwa der ökologische und morphologischer Zustand bzw. die Länge zusammenhängender freier Fließstrecken – schützenswert sind. „Umso erfreulicher, dass die Planungen des Landes zu rund 90 Prozent mit unseren Ausweisungsvorschlägen übereinstimmen“, erklärt Walder.
Der WWF hofft nun auf eine Ausdehnung der Ausweisung von Tabustrecken im Tiroler Unterland und in Osttirol. Die Unterschutzstellung der Gewässer im Oberland steht politisch offenbar mit dem positiven Bescheid zur UVP für das Ausbaukraftwerk Kühtai (Oberland) in Zusammenhang. Für den WWF sind diese beiden Schritte aber in keinem ursächlichen Konnex zu sehen. „Wir werden jedenfalls unsere Parteistellung im Verfahren wahrnehmen und die Genehmigung gerichtlich überprüfen lassen“, erklärt Walder. Dem WWF geht es dabei um die relevanten Novellierungen des Tiroler Naturschutzgesetzes und die Erlassung des Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanes der TIWAG, die aus Sicht des WWF und vieler weiterer Umweltorganisationen verfassungswidrig waren.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”