Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
WWF kritisiert Tiroler Landespolitik für Isel-Chaos und fordert effektives Schutzgebiet

Fünf Jahre nach der gefeierten Nominierung des Natura 2000-Gebiets Isel hat der Schutz des Osttiroler Herzflusses immer noch große Mängel. Ausgerechnet das Skandal-Kraftwerk Obere Isel mitten im Schutzgebiet wird weiterverfolgt. Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich macht dafür konkrete Versäumnisse seitens der Tiroler Politik verantwortlich. „Die Politik hat durch ihr Zögern das einzigartige Isel-Gebiet ins Planungs-Chaos gestürzt. Anstatt auf die Wissenschaft und Umweltverbände zu hören und einen effektiven Naturschutz durchzusetzen, wurden mittels politischer Hinterzimmer-Gespräche faule Kompromisse geschlossen. Daher drohen jetzt dramatische Folgen für die Natur“, sagt Marianne Götsch, Flussexpertin vom WWF Österreich. „Die Isel und ihre Zubringer sind europaweit von höchstem ökologischen Wert und sollten schon längst vor der Verbauung bewahrt sein. Stattdessen drohen heute gleich sieben Kraftwerksvorhaben im Isel-Einzugsgebiet, eines davon sogar mitten im Natura 2000-Gebiet.“ Der WWF fordert daher endlich die Einlösung der seit 2015 diskutierten Schutzgebietsverordnung nach Tiroler Naturschutzgesetz: „Nur, wenn die Isel und ihre Zuflüsse per Verordnung von energiewirtschaftlicher Nutzung ausgeschlossen sind, kann von effektivem Naturschutz gesprochen werden“, so Marianne Götsch.
Der bereits 2015 von der Landesregierung vorgelegte Verordnungsentwurf zur Ausweisung eines Naturschutzgebietes wurde bis heute nicht umgesetzt. „Durch die Untätigkeit der Politik fließt weiterhin viel Zeit und Geld in ökologisch höchstproblematische Vorhaben wie das Kraftwerk Obere Isel, das Kraftwerk Haslach am Kalserbach oder das Kraftwerk Tauernbach-Gruben“, kritisiert Marianne Götsch. „Umweltlandesrätin Ingrid Felipe hat bereits eine Naturschutzverordnung zur Erlassung eines Naturschutzgebietes ‚Gletscherflusssystem Isel‘ ausgearbeitet. Diese müsste – ergänzt um die fehlenden Strecken – endlich unterzeichnet werden, um die vielen naturzerstörerischen Vorhaben rund um das Schutzgebiet endgültig zu begraben.“
Der WWF Österreich beobachtet seit Jahren eine höchst bedenkliche Entwicklung beim Schutz der bedrohten Isel. Neben dem Kraftwerk Obere Isel werden im Einzugsgebiet gleich mehrere Kraftwerksvorhaben vorangetrieben: An der Schwarzach sind zwei Projekte in Planung und an Tauernbach, Kalserbach und Stalleralmbach jeweils eines. Das Kraftwerk Lesachbach ist nach einer politischen Intervention sogar schon im Bau. Um dieses eigentlich nicht genehmigungsfähige Kraftwerk an einer intakten Flussstrecke zu ermöglichen, griff Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler sogar mit einer Weisung direkt in das Verfahren ein, wie durch eine Anfragebeantwortung an den Landtag belegt ist. Angesichts der großen Bedeutung des Gletscherfluss-Systems als einzigartiger Lebensraum von europaweit streng geschützten Tier- und Pflanzenarten, fordert der WWF seriöse Prüfungsverfahren sowie einen Runden Tisch zur Gesamtbewertung über Naturschutz und Wasserkraftnutzung im Isel-Gebiet.
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Pressesprecher WWF Österreich
Tel. 0676 83 488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”