Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Der Inn: Sicher und lebendig oder verbaut und gestaut ?
![Fliegenfischen Traun: Toni Innauer an der Koppentraun](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/492d51a86b011.jpg)
Innsbruck, am 22. Oktober 2009 – “Ausbau der Wasserkraft heißt immer auch Opferung wertvoller Flusslandschaft und völlige Veränderung des Ökosystems. Wasserkraft ist zwar erneuerbar, ein zerstörter Flussabschnitt aber definitiv nicht!”, erinnert Nicole Schreyer, Alpenprogrammleiterin des WWF. “Lohnt es wirklich, die letzten typischen, den Inn säumenden Auwaldreste, wie wir sie bei Rietz und Mieming noch vorfinden, für ein paar Promille Strom zu opfern?”fragt sich Schreyer. Der WWF informierte heute in einer Postwurfsendung an alle betroffenen IKB-Stromkunden, sowie im Rahmen einer Informationsveranstaltung in Innsbruck über die Bedeutung des größten Tiroler Flusses, und die Bedrohungen, denen er ausgesetzt ist.
Der menschliche Eingriff auf den Inn ist seit jeher sehr groß. Von der Quelle bis zur Mündung zerschneiden bereits 24 Wasserkraftwerke und zahlreiche Querbauten seinen Verlauf. Zusätzlich führten Regulierungsmaßnahmen, Landgewinnung und die Nutzung als Transportweg zu massiven Umgestaltungen und Beeinträchtigungen des Flusssystems, sodass sich in Tirol nur noch rund 10 Prozent des Flusslaufes in einem naturnahen Zustand befinden. Zu diesen ökologisch wertvollsten Abschnitten gehört auch das unter strengem Naturschutz stehende Gebiet der “Rietzer und Mieminger Innauen” , die durch das Kraftwerk Telfs massiv beeinträchtigt würden.
“Hier haben wir es mit den buchstäblich letzten Resten einer natürlichen Wasserlandschaft am Inn zu tun”, erklärte jüngst auch Univ-Prof. Dr. Roland Psenner von der Universität Innsbruck. Durch die Dynamik des Wassers entstehen hier mittlerweile selten gewordene wertvolle Lebensräume, wie Schotterbänke mit Pioniergebüschen, Auwälder und Flussinseln. „Die Ufer bei Telfs sind einer der wenigen Abschnitte des Inn, an denen noch gefährdete Vogelarten wie der Flussregenpfeifer brüten“ ergänzt Nicole Schreyer vom WWF.
Ein Laufkraftwerk wie die geplante Anlage in Telfs würde den Inn im betroffenen Abschnitt in einen langsam dahin tümpelnden See verwandeln, der Fischen und anderen wasserliebenden Arten keinen Lebensraum mehr bietet. “Soviel zur Mähr vom sauberen Strom aus Wasserkraft,” wirft Schreyer ein. “Wir dürfen unsere allerletzten Flusslandschaften doch nicht mit der selben Fortschrittseuphorie zubetonieren wie noch in den 1950er Jahren!”
Von der ehemals reichen Fischfauna mit 31 Arten kommen nur noch zwei heimische Fischarten in guten Beständen vor. Dennoch punktet der Inn zwischen Prutz und Kirchbichl mit einer freien Fließstrecke, die nicht nur für die Fische sondern auch für den ökologischen Hochwasserschutz eine wichtige Rolle spielen. “Um die Naturräume am Inn zu erhalten oder wieder herzustellen, wird seit Jahren von Bund und Land Tirol viel Geld investiert”, erklärt Schreyer. Vieles wurde bereits erreicht, und bedrohte Arten wie Biber, Fledermaus, Flussuferläufer und Co haben wertvollen Lebensraum zurück gewonnen. “Die Zukunft des Inns steht auf dem Spiel. Wir müssen uns jetzt die Chance auf einen sicheren und lebendigen Fluss erhalten!”, so Schreyer abschließend.
Um die Artenvielfalt im und am Fluss geht es auch bei der Infoveranstaltung “Hinschauen und Innstauen” am 22. Oktober von 14 bis 17 Uhr am Innbrucker Marktplatz. Groß und Klein sind dazu eingeladen, die faszinierenden Wasserlebensräume im WWF-Flussrätselzelt spielerisch zu entdecken, “lebendige Flüsse” und “Innstaue” nachzubauen, und vieles mehr.
Rückfragehinweis und Programm der Veranstaltung:
Mag. Nicole Schreyer, WWF-Alpenprogrammleiterin,
Tel. 0512/57 35 34-25
E-Mail: nicole.schreyer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...