Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
Der letzte Ötscherbär: Schlaf gut „einsamer Moritz“
WWF für Fortsetzung konstruktiver Gespräche in Niederösterreichs Bärenregion
Wien, Dienstag, 8. Februar 2011 – Der zehn Jahre alte „Moritz“ ist aller Voraussicht nach der letzte lebende österreichische Braunbär im ehemaligen Kerngebiet der Nördlichen Kalkalpen im niederösterreichisch-steiermärkischen Grenzgebiet. Die genetische Untersuchung von Bärenhaaren und Losungen des vergangenen Jahres werden bald fertig ausgewertet sein und können dann individuell zugeordnet werden. Moritz befindet sich seit November in seinem Winterlager – vermutlich in einer Höhle. „Moritz war das ganze Jahr über immer wieder nachweisbar, als er in den Wäldern umhergestreift ist“, erzählt Georg Rauer, Bärenanwalt am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) in Wien. „Er hat sich aber immer unauffällig verhalten.“ Um den Standort des Bären, der sich in den letzten Jahren als recht wanderfreudig erwiesen hat und vor seiner Winterruhe zuletzt im Bezirk Leoben beobachtet wurde, besser bestimmen zu können, sollen im Frühjahr wieder Fotofallen aufgestellt werden. Von solch einer automatischen Kamera stammt auch die letzte Aufnahme von Moritz im Frühjahr 2010.
Nur noch das Bärenmännchen Moritz lebt 2011 – als Rest von mindestens 35 nachgewiesenen Bären – in den Wäldern der Nördlichen Kalkalpen. 1999 gab es dort mit zwölf Bären zur gleichen Zeit die größte Bärendichte, bevor der Bestand immer weiter abnahm. In einem Fall konnte das Landeskriminalamt Niederösterreich den illegalen Abschuss einer österreichischen Jungbärin zweifelsfrei nachweisen.
Moritz wurde 2001 als Sohn des 1993 vom WWF aus Slowenien übersiedelten „Djuro“ und dessen eigener Tochter „Rosemarie“, die bereits in Österreich zur Welt kam, geboren. Er verlebte die ersten Lebensjahre an der Seite seiner Mutter im Ötscher-Hochschwabgebiet. 2003 begab er sich auf Wanderschaft und streifte fünf Jahre als „Salzkammergutbär“ durch die Wälder Oberösterreichs und Salzburgs. 2009 kehrte er wieder in das Gebiet seiner Jugend zurück.
Sorgen bereitet dem Bärenexperten des WWF die Tatsache, dass Moritz seit seiner Geschlechtsreife vergeblich nach einem Weibchen Ausschau hält. „Für einen Braunbären sind die Winter ohnehin kalt und einsam“, mutmaßt Christoph Walder vom WWF. „Zu zweit wäre es schon viel kuscheliger", schmunzelt er.
Auch wenn Moritz heuer voraussichtlich gegen Ende Februar – wann genau, sagt ihm seine „innere Uhr“ – seine Winterruhe beendet, wird er sich wieder vergeblich auf Brautschau begeben. „2007 haben wir mit Elsa das letzte reproduktionsfähige Weibchen der Population verloren“, bedauert Rauer. Djuro kann seit 2009 nicht mehr nachgewiesen werden.
Die Akzeptanz der Menschen in den Bärengebieten ist Voraussetzung für ein langfristiges Miteinander mit dem Bären. Deshalb begrüßt der WWF die Gespräche, die der niederösterreichische Naturschutzlandesrat Stephan Pernkopf 2010 in der Region initiiert hat und setzt sich für deren kontinuierliche Weiterführung ein.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, WWF Pressesprecher
Tel. 01/488 17 231, E-Mail: franko.petri@wwf.at.
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