Giftleger treiben in Niederösterreich ihr Unwesen

3. Mai 2013 | Presse-Aussendung

Wien, am 3. Mai 2013 – Die Jagdreviere Niederösterreichs erleben derzeit eine beispiellose Serie von Giftanschlägen auf Wildtiere. In Mannersdorf an der Leitha wurde Mitte April eine tote Rohrweihe neben vier geöffneten Hühnereiern gefunden, die das gefährliche und längst aus dem Handel verbannte Nervengift Carbofuran enthielten. In Paasdorf bei Mistelbach entdeckte im Februar ein Mann […]

Wien, am 3. Mai 2013 – Die Jagdreviere Niederösterreichs erleben derzeit eine beispiellose Serie von Giftanschlägen auf Wildtiere. In Mannersdorf an der Leitha wurde Mitte April eine tote Rohrweihe neben vier geöffneten Hühnereiern gefunden, die das gefährliche und längst aus dem Handel verbannte Nervengift Carbofuran enthielten. In Paasdorf bei Mistelbach entdeckte im Februar ein Mann einen vergifteten Fuchs und einen toten Mäusebussard. Der Bussard hatte noch einen mit dem Gift präparierten Fleischbrocken im Rachen. Bereits im vergangenen Dezember, war in der Nähe von Melk ein geschützter Seeadler Opfer heimtückischer Giftleger geworden.

Flora Hejjas, Leiterin des WWF Seeadler Schutzprogrammes ist über die neue Giftwelle entsetzt: „Der Besitz und die Verwendung des Pestizids Carbofuran ist seit 2008 EU-weit verboten. Offenbar kursieren aber immer noch Restbestände des tödlichen Nervengifts, die es rücksichtslosen Personen ermöglichen, die Substanz illegal gegen Wildtiere einzusetzen“.

Der Ende 2012 bei Melk gefundene Seeadler wurde vorerst an der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht. Obwohl dringender Vergiftungsverdacht bestand, brachte erst eine Nachuntersuchung in Deutschland Gewissheit: Auch dieses Tier wurde mit Carbofuran getötet. „Weil die toxikologischen Untersuchungen oft sehr lange dauern, können manche Verdachtsfälle oft erst Wochen oder Monate nach der Tat bestätigt werden“, erklärt Hejjas.

Da bei den jüngsten Fällen vieles für einen jagdlichen Hintergrund der Täter spricht, fordert Hejjas die Bezirks- und Landesjagdbehörden auf, das Problem ernster zu nehmen, als sie es bisher getan haben. „Im jagdlichen Bereich müssen nun Durchgriffsmöglichkeiten geschaffen werden, die ein wirksames Vorgehen gegen Giftleger ermöglichen!“, ist die WWF-Expertin überzeugt. Das Besitz- und Anwendungsverbot von Carbofuran müsse lückenlos befolgt und Vergehen hart bestraft werden.

Dr. Peter Lebersorger von der Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände ruft die Jägerschaft dazu auf, keine illegalen Aktionen in ihren Revieren zu dulden: „Die Hoffnung auf höhere Niederwildstrecken darf niemanden zu offenem Rechtsbruch verleiten. Wir erinnern eindringlich daran, dass Gifteinsatz in der Jagd nicht nur streng verboten ist, sondern auch allen Grundsätzen der Weidgerechtigkeit widerspricht und den Ruf der Jägerschaft in der Öffentlichkeit schwer beschädigt!“

Das auch für den Menschen absolut tödliche Pflanzengift Carbofuran wurde und wird immer wieder missbräuchlich zur Herstellung von Giftködern verwendet. Diese Köder werden illegal gegen Hunde, Katzen, Füchse, Marder, Krähen und Greifvögel eingesetzt und verursachen einen extrem qualvollen Tod.

Rückfragehinweis:Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Dr. Peter Lebersorger, Zentralstelle Österreichischer Landesjagdverbände, Tel.: 01/ 405 16 36-0

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