Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
Gorilla, Elefant, Luchs und Wolf: Die Gewinner und Verlierer 2012
Wien, am 20. Dezember 2012 – Der WWF zieht unter Artenschutzgesichtspunkten eine zweischneidige Jahresbilanz. Zwar gibt es, vor allem dank neuer Schutzgebiete und konstanter Aufklärungsarbeit, Gewinner wie etwa den Luchs oder den Berggorilla. Insgesamt hielt das massive, vom Menschen verursachte Artensterben jedoch auch 2012 an. Elefanten und Nashörner zählen zu den großen Verlierern. Ungewiss bleibt das Schicksal seltener Arten wie des Saola-Waldrindes, das auszusterben droht, bevor es die wissenschaftliche Welt überhaupt untersuchen kann.
Auch 2012 ist es nicht gelungen, den Artenschwund einzudämmen. „Die Hauptursachen für den anhaltenden Verlust biologischer Vielfalt sind Lebensraumzerstörung, Klimawandel, Wilderei und Übernutzung“, erklärt Georg Scattolin vom WWF Österreich. Vor allem die massive Zunahme der Wilderei hat 2012 zahlreichen charismatischen Tierarten, wie etwa dem Elefant und dem Nashorn, zugesetzt. „Die globale Staatengemeinschaft muss der Wilderei endlich das Handwerk legen“ fordert Scattolin.
Die Verlierer 2012
Afrikanischer Elefant: Seit Anfang 2012 sind weit über 10.000 Elefanten aus den Savannen und Wäldern Afrikas verschwunden. Sie wurden Opfer grausamer Verbrechen, niedergemetzelt und verstümmelt von skrupellosen Kriminellen, die es auf ihre Stoßzähne abgesehen haben.
Nashorn: Java-Nashörner gehören mit nicht einmal 50 Tieren zu den bedrohtesten Säugetieren der Erde. Auch ihre kritische Lage ist der Wilderei geschuldet. Die Hörner gehen vor allem nach Vietnam, wo sie in geriebener Form als dubiose Heilmittel eingesetzt werden.
Menschenaffe: Egal ob Orang-Utan, Bonobo oder Schimpanse: Unseren nächsten Verwandten im Tierreich geht es immer schlechter. Rücksichtlose Wilderei, Lebensraumzerstörung und die unruhige politische Situation führen zu einem bisher ungebremsten Rückgang der Bestände.
Saola: Zwei Jahrzehnte nach der sensationellen Entdeckung der neuen Huftier-Spezies, steht diese Art bereits wieder vor dem Aussterben. Das antilopenähnliche Waldrind kommt nur in den Annamiten-Bergen im Grenzgebiet von Vietnam und Laos vor und ist akut durch Wilderei bedroht. Über das geheimnisvolle Waldrind ist der Wissenschaft sehr wenig bekannt. Vermutlich leben nur noch ein paar Dutzend Saolas in freier Wildbahn.
Große Amazonasschildkröte: Wird der umstrittene Belo Monte-Staudamm – aller weltweiten Proteste zum Trotz – gebaut, bedeutet dies das Aus für die Amazonasschildkröten am Rio Xingu. Jährlich wandern bis zu 30.000 Weibchen hunderte Kilometer weit aus dem gesamten Amazonasgebiet bis zu den Sandinseln im Unterlauf des Xingu. Der Staudamm würde nicht nur den weltgrößten Schildkröten-Brutplatz zerstören. Die Österreichische Andritz AG macht sich durch ihre Beteiligung am Belo Monte-Projekt auch mitschuldig an der Umsiedelung zehntausender Menschen, die entlang des Xingu-Flusses leben.
Die Gewinner 2012
Luchs: Im Juni brachte Luchsin Freia im Oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen zwei gesunde Junge zur Welt, im November tappte sie mit einem der beiden in eine Fotofalle. Nun ist sicher, dass zumindest ein Luchsjunges die kritischen ersten Monate überstanden hat. Damit die Luchse in Österreich – sehr wenige Tiere, die noch dazu stark verstreut leben – auf Dauer eine Chance haben, braucht es im Alpenraum weitere Luchsfreilassungen.
Wolf: In Deutschland gibt es mittlerweile 18 Wolfsrudel und einige Einzeltiere. Auch in Österreich beginnt sich Isegrim wieder durchzusetzen. Seit 2009 konnten jedes Jahr einzelne durchziehende Wölfe nachgewiesen werden. Ein Männchen aus den Westalpen hält sich bereits seit mehr als zwei Jahren in Niederösterreich auf. Der WWF setzt sich für ein möglichst konfliktfreies Miteinander mit dem Wildtier ein und hat am Wolf-Managementplan mitgearbeitet. Erfahrungen aus unseren Nachbarländern zeigen, dass Herdenschutzhunde, spezielle Zäune oder Behirtung helfen, Schaden vorzubeugen.
Amur-Leopard: Um die letzten Amur-Leoparden zu schützen, hat die russische Regierung nach jahrelanger Vorarbeit des WWF, im Fernen Osten an der chinesischen Grenze einen neuen Nationalpark eingerichtet. Mit nur noch rund 30 Tieren ist diese Leoparden-Unterart die seltenste Großkatze der Welt. Im neuen so genannten „Leopardenland“ von der Größe Vorarlbergs, sollen bis zu 50 Tiere Lebensraum finden und der Amur-Leopard so vor dem Aussterben bewahrt werden.
Berggorilla: Die einzigen Vertreter der Menschenaffen, deren Population dank intensiver Naturschutzmaßnahmen leicht angestiegen ist, sind die Berggorillas. Die insgesamt 880 Silberrücken leben nur noch in zwei Gebieten – in Bwindi und im Virunga Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo, Uganda und Ruanda. Die größte Bedrohung für die Gorillas sind Schlingfallen, Lebensraumverlust und die Übertragung von Krankheiten durch den Menschen. Eine große Gefahr stellen auch Ölbohrungen im Virunga Nationalpark dar.
Schildkröte und Hai als „Beifang-Tiere“
Die Verwendung neuartiger Rundhaken beim Thunfischfang durch die Fangflotten im Westpazifik reduziert die Beifang-Quote um bis zu 90 Prozent. Im Rahmen eines WWF-Projekts wurden heuer 30.000 solcher Haken angeschafft. Die ersten Tests wurden in Papua-Neuguinea durchgeführt. Weitere folgen 2013 in Palau, auf den Salomonen und Marschall-Inseln. Von der schonenden Fangmethode profitieren vor allem Schildkröten und Haie, die als unerwünschter Beifang in den Fischernetzen landen und tot oder sterbend ins Meer zurückgekippt werden.
Rückfragehinweis und Fotos der Tierarten:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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