Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Immer mehr Äcker zubetoniert: WWF warnt zum Welt-Umwelttag vor Verbauung fruchtbarer Böden

Vor dem Welt-Umwelttag am 5. Juni macht die Naturschutzorganisation WWF Österreich auf den ungebrochen hohen Verbrauch produktiver Flächen aufmerksam. „Jeden Tag werden in Österreich im Durchschnitt 11,5 Hektar wertvolle Böden für Parkplätze, Industriehallen und Straßen geopfert. Das befeuert die Klimakrise und den Naturverlust und beeinträchtigt unsere Ernährungssicherheit“, warnt WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. „Angesichts der unsicheren Versorgungslage mit Lebensmitteln durch den Krieg in der Ukraine ist ein sorgsamer Umgang mit fruchtbaren Böden ein Gebot der Stunde.“ Der WWF fordert daher eine verbindliche Obergrenze für den Flächenfraß und eine Offensive für besseren Bodenschutz.
Je weiter die Ackerflächen schrumpfen, desto höher wird der Druck auf die verbliebenen Flächen: Um den Verlust auszugleichen, werden im Namen der Ernährungssicherheit mühsam erkämpfte Zugeständnisse an die Biodiversität eingestampft, wie zum Beispiel Heckenstreifen oder Brachflächen – oder es werden vermehrt Pestizide und Düngemittel eingesetzt, um noch mehr aus den strapazierten Böden herauszuholen. „Das ist geradezu absurd, wenn man bedenkt, dass nach neuen Erkenntnissen 40 Prozent der hergestellten Lebensmittel ungenutzt im Müll landen oder noch in der Produktion verloren gehen, etwa aufgrund von überzogenen ästhetischen Anforderungen an Obst und Gemüse“, sagt Schachinger. „Diese Verschwendung können wir uns weder angesichts der Ernährungssicherheit, noch in Hinblick auf den enormen Ressourcenverbrauch leisten.“
Intakte Böden sind nicht nur das Fundament unserer Lebensmittelversorgung, sie gehören auch zu unseren wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise. „Gesunde, unverbaute Böden kühlen die Umgebung, speichern sehr viel Wasser und binden große Mengen Kohlendioxid aus der Atmosphäre“, sagt Maria Schachinger. „Deshalb muss die Politik ein Maßnahmenpaket zum Erhalt und zur Steigerung des Humusgehalts heimischer Ackerflächen beschließen. Doch anstatt in die Bodenschutz-Offensive fließen noch immer Milliarden in umweltschädliche Subventionen.“ Bereits vor 20 Jahren beschloss die damalige Bundesregierung, den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken. Doch trotz großer Versprechen verfehlt Österreich dieses selbst gesetzte Ziel nach wie vor um mehr als das Vierfache. Gleichzeitig ist der Bodenverbrauch in diesem Jahrtausend fast dreimal so stark gewachsen wie die Bevölkerung: Während Letztere zwischen 2001 und 2020 um 10,9 Prozent zunahm, stieg der Bodenverbrauch im selben Zeitraum um 27,9 Prozent.
Boden: verbraucht und versiegelt
Das Umweltbundesamt definiert Bodenverbrauch als den Verlust biologisch produktiver Böden durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen. Knapp die Hälfte davon (41 Prozent) wird versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen.
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