Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Mehr statt weniger Bär: Umgang mit „Problembären“ ist längst geregelt
Wien, am 18. September 2013 – Erstaunlich uninformiert ist der Kärntner Landwirtschaftskammerpräsident Johann Mößler, wenn er dieser Tage einen „Kriterienkatalog“ fordert, in dem festgelegt wird, wann ein Bär ein „Problembär“ ist. Diese Einstufung ist im Managementplan Braunbär seit 2005 Österreich weit eindeutig festgelegt. „Das entscheidende Ziel des Managements ist doch der Aufbau einer überlebensfähigen Population. Dafür bräuchte es einen Kriterien- und Maßnahmenkatalog“, stellt Christian Pichler vom WWF klar. Eine Diskussion darüber, welcher unserer Handvoll Bären abgeschossen werden dürfte, ist hingegen entbehrlich und wohl nur als missglückte Klientelpolitik im Wahlkampffinish zu verstehen, so der WWF.
In den letzten Jahren wurden in punkto Prävention, Forschung und Schadensabgeltung einige nennenswerte Erfolge erzielt, die nicht durch unqualifizierte Zwischenrufe gefährdet werden sollten, so der WWF.
Modellprojekte: Herdenschutz durch Hunde
Als guten Ansatz sieht der WWF etwa die seit 2012 Österreich weit tätige Nationale Beratungsstelle für Herdenschutz. Sie wird unter anderem von Bund und Ländern, sowie dem WWF finanziert und soll vor allem Schafhaltern mit Tipps zur Seite stehen, damit Schäden auf ein Minimum reduziert werden können. Schon im Vorjahr kam die Einrichtung beim Trentiner Bärenmännchen KJ2G2, das bis ins Mariazellerland gewandert war, erfolgreich zum Einsatz. Ein weiteres Modellprojekt für Schafherden in Almregionen, wird nächstes Jahr in Kals am Großglockner folgen.
Grenzübergreifende Forschung über Bärenvorkommen
Um zuverlässige Daten über das Bärenvorkommen des Dreiländerecks Kärnten-Slowenien-Friaul zu erhalten, läuft derzeit auf Kärntner und italienischer Seite ein Projekt der Universität Padua und der italienischen Bundesforste unter Mithilfe des Landes Kärnten und des WWF. Es soll Auskünfte über die Anzahl der Bären und deren Wanderbewegungen liefern, damit zielgerichtete Schutzmaßnahmen gesetzt werden können. Im gesamten europäischen Alpenraum werden derzeit etwa 45-50 Braunbären vermutet, 12 bis 15 davon leben im Dreiländereck.
EU-weiter Schutz für Bär und Wolf
Hochgradig gefährdete Tierarten wie Wolf und Braunbär stehen unter strengem Artenschutz und dürfen nicht einfach abgeschossen werden, wenn sie Schafe fressen, die ungeschützt auf der Alm stehen. Dies stellt kein unnatürliches oder überraschendes Ereignis dar. Statt anlassbezogen nach der Flinte zu rufen, braucht es gemeinsame und dauerhafte Lösungen. Selbstverständlich haben durch Beutegreifer geschädigte Landnutzer Anspruch auf unbürokratische Schadensabgeltung, was gerade in Kärnten mit seiner aufgeschlossenen Jägerschaft und der konstruktiven Arbeit des Bärenanwaltes gut funktioniert.
„In einer Phase, in der man grenzüberschreitend an umfassenden Plänen für ein konfliktfreies Miteinander zwischen Mensch und Bär arbeitet, sind nachhaltige Lösungen statt Polemik gefragt“, stellt Pichler abschließend fest und begrüßt die jüngsten Aussagen des Kärntner Bärenanwaltes Bernhard Gutleb, sowie von Rolf Holub (Grüne) und Landesrat Christian Ragger (FPÖ) im Sinne des Bärenschutzes.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250, E-Mail claudia.mohl@wwf.at
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