Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
Mur-Drau-Donau: 20 Millionen Euro zur Renaturierung des „Amazonas Europas“
Das neue EU-kofinanzierte Projekt „LIFE RESTORE for MDD“ ist diesen Monat offiziell gestartet, um bislang beispiellose Renaturierungsmaßnahmen entlang der Flüsse Mur, Drau und Donau einzuleiten. Erstmals arbeiten 17 Institutionen aus Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Serbien zusammen, um geschädigte Flussabschnitte im UNESCO Fünf-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau wiederherzustellen. Im Rahmen des 20-Millionen-Euro-Projekts am “Amazonas Europas” werden in den nächsten fünf Jahren 29 Standorte entlang der Flüsse saniert – von Institutionen aus Naturschutz-, Wasser-, Forst- und Landesverwaltungen, Universitäten und Umweltschutzorganisationen – unter der Leitung des WWF Österreich. „Dieses Projekt ist ein Vorzeigebeispiel für internationale Zusammenarbeit. Es ist das bisher größte Renaturierungsprojekt in der Region und damit ein wichtiger Meilenstein zur Sicherung europaweit einzigartiger Naturschätze“, sagt Lisa Wolf, LIFE-Projektmanagerin beim WWF Österreich.
Die konkreten Ziele sind: auf einer Fläche von rund 2.500 Hektar widerstandsfähigere Auwälder schaffen, über 54 Kilometer Flussarme wieder anbinden und den Flüssen fast eine Millionen Kubikmeter Sedimente zur Schaffung von wertvollen Kies- und Sandbänke bereitstellen. “Dadurch entstehen nicht nur wertvolle Lebensräume für seltene Fisch- und Vogelarten, sondern auch neue Wasserlebensräume und eine höhere Austrocknungsresistenz der wertvollen Auwälder”, nennt Lisa Wolf die konkreten Vorteile.
Im österreichischen Teil des UNESCO Fünf-Länder-Biosphärenparks in der Steiermark, setzen das Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit, das “Regionalmanagement Südoststeiermark. Steirisches Vulkanland” die gemeinsamen Revitalisierungsmaßnahmen an der Mur im Biosphärenpark um. Konkret stellen Flussaufweitungen die natürliche Dynamik des Flusses wieder her und stärken die Anbindung der Auwälder an die Mur. „Durch unsere Maßnahmen streben wir nicht nur an, dem Fluss mehr Raum zur Entfaltung der Artenvielfalt zu bieten, sondern wir gestalten auch Bereiche, mit dem Ziel, die Verbindung zwischen Menschen und Natur zu stärken und zugleich Erholungsräume zu erhalten“, erklärt Abteilungsleiter Johann Widner des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung. Auch Umweltbildungsmaßnahmen sind Teil des Projekts, um ein Netzwerk von Botschaftern für den Schutz des Biosphärenparks aufzubauen. „Mit einem maßgeschneiderten Ausbildungsprogramm qualifizieren wir Biosphärenpark-Botschafter, die in der Lage sind, das Bewusstsein der regionalen Bevölkerung für die Bedeutung dieses außergewöhnlichen Naturraums zu schärfen“, sagt Andreas Schuster, Biosphärenparkmanager unteres Murtal vom “Regionalmanagement Südoststeiermark. Steirisches Vulkanland”. „Auf diese Weise wird der Schutz dieses einzigartigen Lebensraumes nachhaltig verankert.“
Europaweit außergewöhnliche Artenvielfalt
Die Flüsse Mur, Drau und Donau mit ihren ausgedehnten Auwäldern, Kies- und Sandbänken, Flussinseln und Altarmen beherbergen eine europaweit außergewöhnliche Artenvielfalt. Das Gebiet ist Rückzugsraum für den Seeadler, der hier mit über 150 Brutpaaren die höchste Brutdichte Europas aufweist, und den gefährdeten Schwarzstorch. Außerdem ist es auch ein wichtiger Trittstein für mehr als 250.000 Zugvögel pro Jahr. Darüber hinaus spielen intakte Auen eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von sauberem Trinkwasser und beim Schutz der Bevölkerung vor der zunehmenden Hochwassergefahr, insbesondere im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das vom LIFE-Programm der Europäischen Union, sowie vom österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft und dem österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie kofinanzierte Projekt ist ein wichtiger Beitrag zum „European Green Deal“ und unterstützt die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie 2030, der EU-Hochwasserrichtlinie, der österreichischen Auenstrategie 2030+ und des geplanten EU-Renaturierungsgesetzes.
Mit 930.000 Hektar, die sich über 700 Kilometer entlang der Flüsse Mur, Drau und Donau erstrecken, ist der UNESCO Biosphärenpark bereits ein Meilenstein im grenzüberschreitenden Naturschutz. Das vom WWF Österreich geleitete „LIFE RESTORE for MDD“ Projekt will dieses Engagement auf die nächste Ebene heben und ein Beispiel dafür schaffen, wie großflächige Renaturierungsinitiativen globalen Herausforderungen wie der Zerstörung von Lebensräumen, der Klimakrise und dem Rückgang der Artenvielfalt wirksam begegnen können.
Bilder zum Download hier.
Weitere Infos zum Biosphärenpark unter:
https://www.wwf.at/das-schuetzen-wir/fluesse/mur-drau-donau/
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.