Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
Nach Landesrechnungshof-Bericht: Naturschutz-Allianz fordert Reformen im Nationalpark Kalkalpen
Aktuelle Prüfung zeigt klare Defizite - WWF, Alpenverein, Naturfreunde und Naturschutzbund fordern Politik zum Handeln auf: gesetzliche und internationale Vorgaben konsequent umsetzen, Management weiterentwickeln, Artenschutz verstärken
Linz, am 12. Februar 2021. Anlässlich des Landesrechnungshof-Berichts zum Nationalpark Kalkalpen fordern die im „Mollner Kreis“ vereinten Alpin- und Naturschutzorganisationen (WWF, Alpenverein, Naturfreunde, Naturschutzbund) von der zuständigen Politik einen konkreten Reformplan für das Naturjuwel. Insbesondere weist der Landesrechnungshof auf die angespannte Finanzlage des Nationalparks hin und stellt daher die Schwerpunktsetzung in Richtung Tourismus in Frage. „Angesichts dessen muss sich der Nationalpark wieder auf seine Kernaufgaben konzentrieren und die Verantwortung für seine Schutzziele verstärkt wahrnehmen“, fordert der derzeitige Vorsitzende des Nationalpark-Kuratoriums Leo Enzlberger von den Naturfreunden. „Die bisherige starke touristische Ausrichtung des Nationalparks droht seine vorrangigen Ziele langfristig zu gefährden und sollte daher dringend evaluiert werden“.
Trotz vergangener Naturschutzerfolge sind zahlreiche gesetzliche und internationale Verpflichtungen bis heute nicht erfüllt, kritisiert der WWF-Österreich. „Insbesondere vom Aussterben bedrohte Arten wie der Luchs müssen deutlich stärker als bisher unterstützt werden“, fordert WWF-Experte Josef Schrank. „Die gesetzlich festgelegte Erweiterung auf die Gebiete der Haller Mauern und des Toten Gebirges wartet seit nunmehr 23 Jahren auf Realisierung. Auch der Anteil eingriffsfreier Bereiche von rund 50 Prozent der Nationalparkfläche liegt noch deutlich unter der internationalen Vorgabe von 75 Prozent“, nennt Josef Schrank drei wichtige Reformbereiche. Auch der Landesrechnungshof sieht es als unerlässlich an, dass die Vorgehensweise für die anstehende Erweiterung mehr als 20 Jahre nach der Nationalpark-Errichtung geklärt werden muss.
Zudem sieht der Rechnungshof eine umfangreiche Konsolidierung und eine neue Priorisierung der Aufgaben und Ausgaben des Nationalparks als unumgänglich. „Neben fokussierten Strategien und Konzepten im Management müssen auch die notwendigen Personal- und Finanzressourcen zur Erreichung der vorrangigen Schutzgebietsziele langfristig sichergestellt sein“, sagt Herbert Jungwirth vom Alpenverein. „Der Nationalpark und der Erhalt ursprünglicher Natur müssen der Landes- und Bundespolitik wieder mehr wert sein.“
Laut Landesrechnungshof sollte der Nationalpark das Nationalpark-Kuratorium regelmäßig und umfassend informieren sowie Aufgaben und Sitzungsabläufe des Kuratoriums konkretisiert werden. „Einbindung und Mitwirkungsmöglichkeiten regionaler Stakeholder und des Nationalpark-Kuratoriums sind künftig dringend zu verbessern, sieht Josef Limberger vom Naturschutzbund den Reformbedarf auch im Nationalpark-Kuratorium durch den Rechnungshof bestätigt. „Denn in der Vergangenheit haben wir als Mitglieder des Nationalpark-Kuratoriums Fehlentwicklungen und Defizite immer klar und offen, doch leider meist vergeblich angesprochen.“
WWF, Alpenverein, Naturfreunde und Naturschutzbund haben anlässlich des Reformbedarfs ein gemeinsames Positionspapier an die Bundes- und Landespolitik übermittelt. Das Dokument ist online HIER abrufbar.
Über den Nationalpark Kalkalpen
Unabhängig vom aktuellen Reformbedarf ist der Nationalpark Kalkalpen im südlichen Oberösterreich als größtes Waldschutzgebiet eines der wichtigsten Schutzgebiete Österreichs von internationaler Bedeutung, wie auch die Ausweisung als Europaschutzgebiet, Ramsar-Gebiet und UNESCO-Weltnaturerbe unterstreicht.
Über den „Mollner Kreis“
Als breite zivilgesellschaftliche Bewegung hat sich der „Mollner Kreis“ von Beginn an für die Realisierung des Nationalparks Kalkalpen eingesetzt. Seit seiner Gründung im Jahr 1997 vertreten Alpenverein, Naturfreunde und Naturschutzbund Oberösterreich sowie der WWF Österreich die Interessen des Naturschutzes im Nationalpark-Kuratorium. Dabei handelt es sich um ein gesetzlich und vertraglich verankertes Gremium, das den Nationalpark und die Nationalparkgesellschaft berät und unterstützt.
Rückfragehinweis:
Leo Enzlberger, Naturfreunde OÖ, derzeitiger Vorsitzender des Nationalpark-Kuratoriums
E-Mail: leo.enzlberger@aon.at; Mobil: +43 664 92 880 03
Josef Schrank, WWF-Vertreter im Nationalpark-Kuratorium Kalkalpen
E-Mail: josef.schrank@wwf.at; Mobil: +43 676 83 488 299
Josef Limberger, Naturschutzbund OÖ
Email: oberoesterreich@naturschutzbund.at; Tel.: +43 660 2651367
Herbert Jungwirth MBA, Landesnaturschutzreferent Alpenverein OÖ
Email: herbert.jungwirth@webspeed.at; Tel.: +43 0664 75136939
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.