Gemeinsam mit 127 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
Nach Straßenbau-Evaluierung: WWF fordert Klima- und Bodencheck in ganz Österreich
Weitere große Bauprojekte neu bewerten – Boden- und Klimaschutz als öffentliches Interesse festschreiben
Wien, am 16. Juli 2021 – Anlässlich der wichtigen Evaluierung zahlreicher Straßenbauprojekte durch das Klimaschutzministerium fordert die Naturschutzorganisation WWF die Verankerung eines generellen „Klima- und Bodenchecks“ in Österreich. Die beiden Faktoren sollen als zentrale öffentliche Interessen definiert und große Bauprojekte unter diesem Gesichtspunkt neu bewertet werden – unabhängig, wissenschaftsbasiert und mit Konsequenzen. „Die Erderhitzung wird immer akuter, der Flächenfraß gefährdet überlebenswichtige Bodenfunktionen und die biologische Vielfalt. Daher müssen Projekte, die beim Klima- und Boden-Check durchfallen, rasch gestoppt oder durch eine umweltfreundliche Lösung ersetzt werden“, fordert WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Mit durchschnittlich 11,5 Hektar verbautem Boden pro Tag verfehlt Österreich das Nachhaltigkeitsziel des Bundes um mehr als das Vierfache. Zugleich ist der Flächenfraß seit 20 Jahren knapp dreimal schneller gewachsen als die Bevölkerung. Der WWF fordert daher einen „Bodenschutz-Vertrag“ gegen den Flächenfraß sowie eine grundlegende Reform des Umweltrechts.
Anhand neun aktueller Negativbeispiele zeigt der WWF, wie geplante Skigebiete, Chaletdörfer, Straßen, Wasserkraftwerke und Logistikzentren unser Land zu zerstückeln drohen. In allen Bundesländern stehen massive Verbauungsprojekte an, die das Klima schädigen, wertvolle Böden versiegeln und in einigen Fällen nicht einmal vor Naturschutz-Gebieten halt machen. „Die Projekte zeigen die jahrzehntelangen Versäumnisse einer Raumordnungspolitik, die vor allem auf kurzsichtige Profitinteressen ausgerichtet ist. So werden immer mehr Böden zu Asphaltwüsten und Betonburgen, worunter sowohl unsere eigene Gesundheit, als auch Klima und Artenvielfalt leiden“, warnt WWF-Expertin Maria Schachinger.
Versiegelt und verbaut – Neun Negativbespiele für die Verbauung Österreichs
Besonders deutlich zeigt sich der Bedarf nach einem umfassenden Klima- und Bodencheck bei den vielen flächenfressenden, klimaschädigenden Straßenbauprojekten wie der Lobau-Autobahn, der Marchfeldschnellstraße oder der Bodensee-Schnellstraße. Gleichzeitig verdeutlicht der laufende Ausbau der Skigebiete, wie beispielsweise in Vorderstoder (OÖ) oder Zauchensee (Salzburg) gravierende Schwachstellen bei Bodenschutz und Umweltrecht mit viel zu hohen Schwellenwerten. Rund 40.000 Hektar Leerstand stehen laut Daten des Umweltbundesamts in Österreich zur Verfügung. Dennoch soll einem Logistikzentrum in Graz-Liebenau wertvolle Ackerfläche zum Opfer fallen. Währenddessen schreitet der Ausverkauf der Natur in Kärnten durch zahlreiche geplante Chalet-Dörfer voran, die zum Teil in weitgehend naturbelassenen Berglandschaften wie dem Spitaler Berg Goldeck entstehen sollen. Im Burgenland liegt eines der letzten wichtigen Vogelbrutgebiete direkt vor dem Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe am Neusiedlersee. Ausgerechnet hier soll das Krankenhaus Gols errichtet werden – trotz mehrerer Alternativstandorte. Und in Tirol gefährdet der Ausbauplan des Kraftwerks Kaunertal eine streng geschützte Hochgebirgslandschaft, die hinter einer 120 Meter hohen Staumauer zu verschwinden droht.
Über den Klima- und Bodencheck
Der WWF fordert, dass ein umfassender Klima- und Boden-Check in alle relevanten Gesetze, Verordnungen und Strategien integriert wird. Anstatt zahnloser und lückenhafter Wirkungsfolgenabschätzungen braucht es unabhängige, wissenschaftsbasierte Kontrollen (vor allem bei Klimaschutz, Bodenverbrauch und Biodiversität) sowie die verpflichtende Vorlage von Alternativen. Das gilt vor allem dann, wenn geplante Vorhaben die Ziele des Pariser Klimavertrags, des EU-Naturschutzrechts und der Biodiversitätsstrategie verletzen oder konterkarieren.
Downloads: Negativ-Projekte Bundesländer (pdf, 3,6 MB)
Rückfragehinweis:
Valentin Ladstätter
Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83488 257
valentin.ladstaetter@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltklimakonferenz: WWF fordert konkrete Deadlines für Kohle, Öl und Gas
Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken