Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
Neuer Report: Tiger kämpfen auch in Schutzgebieten ums Überleben
– Schutzbestimmungen in zwei Drittel der Tigergebiete zu schwach und zu ineffizient
– Tigerschwund kann nur durch langfristig finanzierte Programme auf Regierungsebene gestoppt werden
Wien, 28. Februar 2018 – Erstmals wurde asienweit eine Umfrage in über hundert Schutzgebieten, in denen 70 Prozent der 3.890 wild lebenden Tiger beheimatet sind, durchführt. Dabei kam ein spezielles System zur Messung und Verbesserung des Managements von Tiger-Schutzgebieten namens CA|TS zur Anwendung. Das Ergebnis ist ernüchternd: Derzeit genügen nur 13 Prozent der untersuchten Gebiete globalen Artenschutz-Standards. In mindestens einem Drittel der Tigergebiete können die Aufgaben eines starken Schutzgebietsmanagements – dazu gehören der Kampf gegen Wilderei ebenso wie die Bewältigung von Mensch-Tier-Konflikten – nicht ausreichend erfüllt werden.
„Erschreckend ist, dass die meisten dieser schwach geführten Schutzgebiete in Südostasien liegen. Gerade dort wäre der Tigerschutz am Dringendsten, da die Populationen dort in den letzten zehn Jahren besonders dramatisch eingebrochen sind“, bedauert Georg Scattolin, Artenschutzexperte beim WWF Österreich. Um den Rückgang der verbleibenden wildlebenden Tigerbestände aufzuhalten und den Trend umzukehren, sei ein effektives Management die wichtigste Maßnahme, so Scattolin. Um dies zu erreichen, brauche es langfristige Investitionen in Tiger-Schutzgebiete.
Obwohl Wilderei eine der massivsten Bedrohungen für Großkatzen darstellt, verfügen 85 Prozent der untersuchten Gebiete nicht über die personellen Kapazitäten, um Anti-Wilderer-Patrouillen einzusetzen. Deshalb engagiert sich der WWF Österreich speziell in Südostasien, um zusätzliche Wildhüter einzusetzen, besser zu schulen und auszurüsten.
Zu geringe Investitionen von Regierungen in Südostasien wurden als einer der Hauptgründe für das mangelnde Management dieser vermeintlich geschützten Gebiete genannt. Während 86 Prozent der Schutzgebietsleiter in Südasien, Russland und China angaben, dass sie in punkto finanzieller Ausstattung auf einem guten Weg seien, sehen sich im Vergleich dazu nur 35 Prozent der Gebietsmanager in Südostasien in einer ähnlich günstigen Situation. „Wenn sich die Regierungen von Indonesien, Thailand, Malaysia, Kambodscha und Myanmar nicht zu nachhaltigen Investitionen in den Schutz dieser Gebiete verpflichten, werden dort die letzten Tiger in wenigen Jahrzehnten verschwunden sein“, warnt Scattolin.
Der Artenschutzexperte hofft, dass die Ergebnisse des vorliegenden Berichts die Tigerstaaten aufrütteln, fundierte Entscheidungen zu treffen die den Schutz der Tiger vorantreiben, bevor es zu spät ist.
Das Zertifierungssystem Conservation Assured Tiger Standards (CA|TS) wurde gegründet, um das Ziel zu unterstützen, die Zahl der Tiger in freier Wildbahn zu verdoppeln, wie dies auf dem St. Petersburger Tigergipfel im Jahr 2010 von allen Tigerstaaten gemeinsam beschlossen wurde.
Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Artenschutz-Bilanz: WWF kürt “Gewinner und Verlierer des Tierreichs 2024”
Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF-Erfolge: Zahlreiche Tiger-Meilensteine aus 2024
Was für ein Jahr: Die Tiger kehren nach Kasachstan zurück, in Thailand steigen die Tiger-Zahlen und in Malaysia konnten aktive Schlingfallen um 98% verringert werden. Wir zeigen ein paar der Tigerschutz-Erfolge aus dem Jahr 2024.
Neue steirische Landesregierung: WWF kritisiert schwache Bodenschutz-Pläne
Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert