Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es um die Böden in Österreich steht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass...
Neuer WWF-Bericht: Konik-Pferde bringen Schub für Artenvielfalt
„Vorbild für Insekten-, Vogel- und Landschaftsschutz“ – WWF-Beweidungsprojekt in Marchegg übertrifft die Erwartungen – Fünf-Jahres-Studie belegt Rückkehr von lange verschwundenen Vögeln, Erstnachweise von Insektenarten und sensationelle Käferent
![Fohlen Konikweide Marchegg](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/5bacaff374ee1.jpg)
Marchegg / Wien. Im Mai vor fünf Jahren wurden im Rahmen eines LIFE Renaturierungs-Projektes die ersten sechs Pferde im WWF-Auenreservat Marchegg eingeführt. Nach einer anfänglichen Testphase mit den so genannten Koniks, einer dem Wildpferd sehr nahen und robusten Pferderasse, begann die Naturschutzorganisation WWF Österreich mit der systematischen Beobachtung der Auswirkungen der Tiere auf die Landschaft. Ein neuer Monitoring-Bericht zeigt nun, dass die Konik-Pferde die Erwartungen sogar übertreffen. „Ziel des Projekts war eine zusätzliche ökologische Aufwertung der Landschaft durch die naturnahe Beweidung mit Pferden. Wir hätten aber nicht gedacht, dass positive Auswirkungen schon so schnell und so gut sichtbar sind“, sagt Michael Stelzhammer, Projektleiter beim WWF Österreich. Laut dem neuen WWF-Bericht hat die Vielfalt in der Landschaft seit der Anwesenheit der Koniks massiv zugenommen. Alleine durch ihr tägliches Leben, das vorwiegend aus Grasen, Traben, Wälzen und Scharren besteht, schaffen die Pferde neue und unterschiedliche Landschaftsstrukturen. „Vögel, die wir hier seit Jahren nicht mehr gesehen haben, sind plötzlich zurück. Manche Insekten und Pflanzen wurden überhaupt zum ersten Mal nachgewiesen und auch die Pferdeherde selbst hat sich stark vermehrt. Dieses gelungene Projekt dient hoffentlich als Vorbild für ähnliche Initiativen im Insekten-, Vogel- und Landschaftsschutz“, so Stelzhammer
Als kleine Sensation wertet der WWF-Ökologe die Entwicklung der Dungkäfer-Fauna im Naturreservat. Insgesamt 31 Arten konnten bei der jüngsten Erhebung nachgewiesen werden, ein Drittel davon ist auf der Roten Liste von gefährdeten Käferarten eingetragen. Unter anderem findet der unmittelbar vom Aussterben bedrohte Illyrische Stierkopf-Dungkäfer (Onthophagus illyricus) hier einen Rückzugsort. „Dungkäfer sind ein hervorragender Indikator für die Biodiversität und Gesundheit eines Ökosystems. Immerhin fallen pro Woche etwa 2.000 Kilo an Pferdemist an, die sofort von den Käfern fast zur Gänze beseitigt werden“, erklärt Michael Stelzhammer. „Dass hier in Marchegg ein österreichweiter Hotspot für diese ökologisch höchst wertvollen Tiere entstanden ist, unterstreicht den enormen Mehrwert der natürlichen Beweidung, die gänzlich ohne medikamentöse Behandlung der Pferde auskommt.“
![Illyrischer Stierkopf-Dungkäfer, © by Siga/wikimedia commons Illyrischer Stierkopf-Dungkäfer, © by Siga/wikimedia commons](/wp-content/uploads/2021/07/5e8483b0e912e_o.jpg)
Auch die Vogelwelt zählt zu den Nutznießern. Alleine auf der Weidefläche wurden 68 verschiedene Vogelarten nachgewiesen, darunter viele seltene Arten, wie Bekassine, Wendehals, Raubwürger, Neuntöter oder Wiedehopf, die nach vielen Jahren der Abwesenheit wieder ins Gebiet zurückgekehrt sind. Die von den Pferden veränderten Landschaftsstrukturen bieten mehr Versteck-, Jagd- und Brutmöglichkeiten für Vögel. Zusätzlich finden sie durch das gestiegene Insektenaufkommen einen reich gedeckten Tisch vor. Vor dem Start des Beweidungsprojekts wurden 27 Heu- und Fangschreckenarten nachgewiesen, inzwischen sind es 41, darunter die stark gefährdete Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus).
![Wiedehopf (Upupa Epops), © by Fred F. HAZELHOFF / WWF-Canon Wiedehopf (Upupa Epops), © by Fred F. HAZELHOFF / WWF-Canon](/wp-content/uploads/2021/07/4a25000adae79_o.jpg)
Aufgrund der saisonal wechselnden Fress-Vorlieben der Pferde entwickeln sich hochwüchsige Wiesenbereiche gleich neben niedrigen Weiderasen. Zwar reagieren Pflanzen tendenziell langsam auf Veränderungen der äußeren Einflüsse, dennoch zeigt sich auch hier schon nach nur fünf Jahren eine wesentlich vielfältigere Vegetationsstruktur. Davon profitieren vor allem konkurrenzschwächere, gefährdete Arten, wie der Streifen-Klee (Trifolium striatum) und der Kleinblüten-Klee (Trifolium retusum). Insgesamt bietet die Weide rund 50 gefährdeten Pflanzenarten Lebensraum, unter anderem auch Seltenheiten wie dem Elbe-Stendelwurz (Epipactis albensis), dem Orchideen-Weiderich (Veronica orchidea) oder der Ganzblatt-Waldrebe (Clematis integrifolia).
![Kleinblütenklee, © by Gerhard Egger Kleinblütenklee, © by Gerhard Egger](/wp-content/uploads/2021/07/5f06e9d41c075_o.jpg)
Gesunde Pferde, gesunde Landschaft
Dass es auch den Pferden selbst gut geht, zeigt unter anderem ihre rasche Vermehrung. Derzeit grasen 25 Pferde auf 76 Hektar Weidefläche. Die Herde hat sich inzwischen auf zwei Gruppen aufgeteilt. Das letzte Fohlen kam Ende April auf die Welt. „Die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere steht stets im Mittelpunkt und wird durch die tägliche Betreuung der Mitarbeiter im Reservat sowie durch regelmäßige veterinärmedizinische Kontrollen sichergestellt“, erklärt WWF-Projektbetreuer Stelzhammer. „Wenn es den Pferden gut geht, dann machen sie auch ihren Job gut und davon profitiert letztlich die gesamte Landschaft sowie die in ihr beheimateten Tiere und Pflanzen.“
Alle Berichte zum Download unter: www.wwf.at/konik
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Luchsin Talìa hat Nachwuchs bekommen
Im Mai 2023 wurde Luchsdame Talìa freigelassen. Knapp ein Jahr später hat sie nun Nachwuchs bekommen – vermutlich nach einem Rendezvous mit Männchen Miha. Eine tolle Bestätigung für das Projekt „ULyCA2“.
WWF-Erfolg: Großer Uferschwalben-Brutplatz an der Drau geschützt
Kroatische Gemeinde Ðelekovec stellt seltenen Vogelarten ein Steilwandufer zur Verfügung. Einer der größten Brutplätze für Uferschwalben, Bienenfresser und Eisvögel an der Drau ist somit gesichert.
WWF-Bodenreport: Politik verfehlt Bodenziel um 110.000 Hektar
Umweltschutzorganisation warnt vor Versiegelung als Sicherheitsrisiko für Österreich – WWF fordert nationalen Schulterschluss mit “Bodenschutz-Vertrag”
WWF am Tag der Regenwälder alarmiert: Naturparadiese stehen vor dem Kollaps
Regenwälder weltweit in dramatischem Zustand – Umweltschutzorganisation warnt vor kritischen Kipp-Punkten in den artenreichsten Lebensräume der Erde
Good News: Iberische Luchse weniger gefährdet
In Spanien und Portugal ist die Anzahl der Iberischen Luchse seit 2022 um 21% gestiegen. Die Art wurde nun von der Roten Liste der IUCN im Gefährdungsstatus herabgestuft. Wir freuen uns, denn das bestätigt unsere Arbeit vor Ort.
Artenschutz im Urlaub: WWF warnt vor Souvenirs aus seltenen Tieren und Pflanzen
Umweltschutzorganisation warnt vor tierischen Urlaubsmitbringseln: “Bedrohte Arten haben im Koffer nichts zu suchen” – WWF-Souvenir-Ratgeber bietet Orientierung
WWF: Neues Renaturierungsgesetz ist “großer Sieg für die Natur”
Umweltschutzorganisation sieht Beschluss als wichtigen Fortschritt für Natur- und Klimaschutz – Umweltministerin Gewessler hat wertvolles EU-Gesetz gerettet
Good News: Europa sagt mit Renaturierungsgesetz Ja zur Natur
Ein historischer Fortschritt der europäischen Umweltpolitik: Das EU-Renaturierungsgesetz wurde beschlossen! Ein großer Sieg für die Natur – und damit ein Gewinn für uns alle.