Neuer WWF-Report: EU für 16 Prozent der globalen Regenwald-Zerstörung verantwortlich

12. April 2021 | Arten, Politische Arbeit, Presse-Aussendung, Wald

Europäischer Konsum befeuert globale Umweltzerstörung durch Import von Agrarrohstoffen. Österreich allein für Abholzung in Größe des Neusiedlersees verantwortlich. WWF fordert striktes EU-Lieferkettengesetz zum Schutz wertvoller Naturräume

Durch importierte Waren und Lebensmittel trägt die Europäische Union wesentlich zur globalen Zerstörung artenreicher Tropenwälder bei, wie ein neuer WWF-Report zeigt. Demnach sind die EU-Staaten allein für 16 Prozent der globalen Regenwald-Abholzung durch internationalen Handel verantwortlich und damit hinter China (24 Prozent) sogar auf Platz zwei weltweit, gefolgt von Indien (9 Prozent), den USA (7 […]

Durch importierte Waren und Lebensmittel trägt die Europäische Union wesentlich zur globalen Zerstörung artenreicher Tropenwälder bei, wie ein neuer WWF-Report zeigt. Demnach sind die EU-Staaten allein für 16 Prozent der globalen Regenwald-Abholzung durch internationalen Handel verantwortlich und damit hinter China (24 Prozent) sogar auf Platz zwei weltweit, gefolgt von Indien (9 Prozent), den USA (7 Prozent) und Japan (5 Prozent). “Allein der Import von sechs Produkten – nämlich Soja, Palmöl und Rindfleisch, gefolgt von Holzprodukten, Kakao und Kaffee – ist für 80 Prozent der Regenwaldzerstörung verantwortlich. Europa darf die zerstörerischen Praktiken, unter denen diese Rohstoffe gewonnen werden, nicht durch ungebremste Nachfrage fördern, sondern muss seine globale Verantwortung wahrnehmen”, sagt WWF-Ernährungsexpertin Olivia Herzog. Der WWF fordert daher als ersten Schritt ein starkes EU-Lieferkettengesetz zum Schutz wertvoller Naturräume. “Wir brauchen dringend entwaldungsfreie Lieferketten. Produkte, die am europäischen Markt landen, dürfen nicht länger auf Kosten der Natur und der Menschenrechte produziert werden. Genau dafür muss sich jetzt auch die österreichische Bundesregierung in Brüssel einsetzen“, sagt Olivia Herzog vom WWF Österreich.

Ländervergleich der globalen Regenwaldzerstörung durch internationalen Handel, © by Gaugl/WWF Österreich
Ländervergleich der globalen Regenwaldzerstörung durch internationalen Handel, © by Gaugl/WWF Österreich

Die Erschließung neuer Anbauflächen von Soja für die Futtermittelproduktion und die Erweiterung von Weideland für die Rindfleischproduktion sind unter den Hauptursachen für die weltweite Naturzerstörung. So waren importierte Agrar-Rohstoffe in die EU laut dem neuen WWF-Report zwischen 2005 und 2017 für die Zerstörung von 3,5 Millionen Hektar tropischer Regenwälder verantwortlich. Allein der Konsum in Österreich beanspruchte in dieser Zeit 36.400 Hektar – das ist etwas mehr als die Fläche des Neusiedlersees. Aktuelle Zahlen des World Resources Institute zeigen, dass die globale Regenwaldabholzung ansteigt: Trotz des Pandemie-bedingten, globalen Wirtschaftseinbruchs wurden 2020 um 12 Prozent mehr Tropenwälder zerstört als im Vorjahr.  “Besonders durch unseren großen Hunger auf Fleisch landen Lebensraumzerstörung, Artenverlust und die Auswirkungen der Klimakrise direkt auf unseren Tellern. Dabei können Konsument*innen oft nicht einmal nachvollziehen, woher ihre Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden”, kritisiert Herzog und verweist auf die unzureichenden Herkunftsbezeichnungen von verarbeitetem Fleisch in Österreich. “Wir brauchen eine Planeten-verträgliche Ernährungswende in Österreich – sprich weniger Fleisch sowie mehr biologische und regionale Lebensmittel. Dann können wir dreimal täglich einen Beitrag zum Schutz unserer Lebensgrundlagen leisten.“

Neben Wäldern muss der Fokus laut WWF zunehmend auch auf den Schutz anderer artenreicher Ökosysteme gelegt werden. “Grasländer, Savannen, Feuchtgebiete dürfen nicht vermehrt unter Druck geraten, wenn Wälder geschützt werden. Sie stellen ebenfalls artenreiche Lebensräume dar. Besonders das Nebeneinander von verschiedenen Landschaften bietet den perfekten Lebensraum für eine bunte Vielfalt der Natur – dafür braucht es ganzheitliche Konzepte über Regionen und Sektoren hinweg”, sagt Olivia Herzog.

Der Report hier zum Download
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Rückfragehinweis:
Alexa Lutteri, MA, BSc
Pressesprecherin WWF Österreich
+43 676 834 88240
alexa.lutteri@wwf.at

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