Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
ÖBB-Kraftwerk Spullersee ist nicht genehmigungsfähig
![Wasserfassung Pazüelbach – Quelle des Lech](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4b863f44804a1.jpg)
Wien/Innsbruck/Bregenz, 1. April 2010 – Die Wasserableitungen beim ÖBB-Kraftwerk Spullersee, das den Lech-Fluss gefährden würde, sind nach dem gestern von Umweltminister Niki Berlakovich präsentierten Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) nicht genehmigungsfähig. Das hat eine aktuelle Analyse des WWF heute ergeben. Der NGP enthält einen Entwurf für einen Kriterienkatalog, der noch im Jahre 2010 fertig gestellt werden soll. Nach diesen Vorgaben darf das umstrittene ÖBB-Kraftwerksprojekt „Beileitung Ost“, das Quellbäche des Lech ableiten würde, nach fünf von sieben Kriterien nicht genehmigt werden. Der WWF wies bereits gestern darauf hin, dass das Flussjuwel unantastbar ist und auch das Eigentum von Hundert Bauern nicht für die Profitinteressen der ÖBB geopfert werden darf. „Wir fordern zusammen mit den betroffenen Agrargemeinschaften ein sofortiges Moratorium bis der Kriterienkatalog vorliegt. Sechs Jahre dauerte die Arbeit am NGP, der unsere Flüsse zukünftig bewahren und nicht zerstören soll. Diese Arbeit darf nicht umsonst gewesen sein“, appelliert WWF-Experte Christoph Walder an den Bundesminister.
Die fünf Kriterien, nach denen das ÖBB-Kraftwerksprojekt nicht genehmigt werden darf, sind folgende: erstens sind Gewässer betroffen, die sich in einem natürlichen Zustand befinden (sehr guter Zustand); die in Natura 2000 Gebieten liegen; die morphologisch über weite Strecken in einem intakten Zustand sind; bei denen Laichgewässer von gefährdeten und seltenen Fischarten betroffen sind und wo bereits mit öffentlichen Mitteln Revitalisierungsprojekte durchgeführt wurden. Der WWF erinnert daran, dass am Lech bereits zehn Millionen Euro investiert wurden. „Mit diesem Ergebnis würden die Pläne für das Kraftwerk Spullersee mit Bomben und Granaten durchfallen. Wenn der Minister seine eigene Vorlage ernst nimmt, kann er das laufende Wasserrechtsverfahren nicht positiv bescheiden, sonst würde er seinen eigenen Vorschlag sabotieren“, weist Walder auf die neue Sachlage hin.
Der NGP ist das wichtigste Instrument der zukünftigen Wasserpolitik in Österreich. Es setzt den Rahmen, wie hinkünftig mit unseren Gewässern umgegangen wird und soll dafür sorgen, dass alle Gewässer Österreichs in einem guten Zustand sind. Ein wichtiges Element dabei ist die Ausarbeitung eines so genannten Kriterienkatalogs für den Ausbau der Wasserkraft. Weil Österreichs Flüsse ohnehin schon stark zur Energiegewinnung genutzt werden (rund 4.500 Kraftwerke existieren in Österreich bereits), soll hinkünftig nach strengen Kriterien entschieden werden, ob die Standorte auch mit der EU-Wasserrahmenrichtlinie und damit ökologisch vertretbar sind. Besonders geschützt werden Gewässerabschnitte, die von besonderer Bedeutung sind oder die eine besondere ökologische Funktion im größeren Gewässersystem erfüllen.
Weiters wird als wesentliches Kriterium noch angeführt, dass auch auf Gewässer verstärkt Rücksicht zu nehmen ist, die im Rahmen der Tourismuswirtschaft besondere Bedeutung haben. Das „Wildflusssystem Lech“ ist als Naturpark ausgewiesen und ein wichtiges Standbein der Regionalwirtschaft im Lechtal. Der WWF hat diese Woche zudem einen Offenen Brief an Bundesminister Berlakovich geschickt mit der Bitte um einen dringlichen Termin bis 12. April mit den Bauernvertretern, denen die Enteignung droht sowie mit den Umweltorganisationen. „Wir brauchen den Dialog spätestens kurz nach Ostern, bevor der Lech zerstört wird“, so Walder.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, Email: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...