Ein in die Jahre gekommenes Brutfloß in der Nähe des WWF-Auenreservats Marchegg in Zwerndorf wurde erfolgreich renoviert! Eine wichtige Maßnahme, um das Überleben der bedrohten Flussseeschwalben in Niederösterreich zu sichern.
Schwere Verfahrensfehler bei Gemeindekraftwerk Defereggental – WWF legt Beschwerde ein
Bewilligte Pläne des Gemeindekraftwerks Defereggental faktisch nicht durchführbar – WWF Österreich fordert Baustopp für Kraftwerke im einzigartigen Osttiroler Gletscherflusssystem

Innsbruck/Lienz, am 2. August 2021 – Vor kurzem erteilte das Land Tirol dem Gemeindekraftwerk Defereggental an der Schwarzach die wasserrechtliche Bewilligung. Dagegen legt die Naturschutzorganisation WWF Österreich jetzt eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht ein: „Die Planungsunterlagen sind mangelhaft und veraltet. Es gibt hier schwere Verfahrensfehler“, argumentiert Marianne Götsch, Gewässerschutzexpertin beim WWF Österreich. „Dort, wo die Druckrohrleitung des Kraftwerks entlangführen soll, werden aktuell bereits Lawinenschutzgalerien gebaut. Das ist so, als würde man einen Parkplatz an einer Stelle genehmigen, auf der gerade ein Haus errichtet wird.“
Da der derzeitige Projektplan faktisch nicht durchführbar ist, müssten die Kraftwerksbetreiber in weiterer Folge erhebliche Projektsänderungen vornehmen – was wiederum zu einer wesentlichen Verschlechterung des ökologischen Zustands führen kann. „Wenn bei einem Kraftwerk nicht einmal klar ist, wo die Druckleitung verläuft, kann von einem entscheidungsreifen Projekt keine Rede sein“ erklärt Götsch. Aus Sicht des WWF wurde die Genehmigung ohne ausreichende Grundlage erteilt. Deshalb konnte auch keine korrekte Überprüfung der Auswirkungen auf den ökologischen Gewässerzustand stattfinden. „Kraftwerke wie jenes im Defereggental dürfen nicht länger ohne Rücksicht auf Verluste durchgeboxt werden“, fordert Marianne Götsch.
Darüber hinaus fordert der WWF einen generellen Stopp des Kraftwerksbaus im Einzugsgebiet der Isel sowie einen umfassenden Schutz der Osttiroler Gletscherflüsse. Denn das Gemeindekraftwerk ist eines von sechs Kraftwerksvorhaben, die derzeit die Isel und ihre Zubringer bedrohen – darunter auch das Kraftwerk Lesachbach, bei dem eine Genehmigung trotz eindeutiger Verletzung des Verschlechterungsverbots per Weisung erteilt wurde. Die Summenwirkung der bestehenden und geplanten Kraftwerke im Einzugsgebiet der Isel bleibt bislang in allen Verfahren unberücksichtigt. Dabei kann jede weitere Verbauung zum Kipppunkt für das sensible Ökosystem der Isel werden: „Am geplanten Standort befinden sich wertvolle Habitate der Deutschen Tamariske und eine ganze Reihe anderer gefährdeter und geschützter Arten und Lebensräume“, warnt WWF-Expertin Marianne Götsch.
Bedeutung des Isel-Systems
Die Bedeutung der Osttiroler Gletscherflüsse reicht weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Acht nach europäischem Recht geschützte Arten kommen hier vor, darunter die vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske und die Gelbbauchunke, die in bachbegleitenden Tümpeln zu finden ist. Hinzu kommen dutzende gefährdete Arten der Roten Liste, wie etwa der Flussregenpfeifer, die Kleine Hufeisennase oder der Flussuferläufer, der seine Eier auf Kiesbänken ausbrütet. Auch die bunt schillernde Äsche ist in der Isel und ihren Zubringern zuhause. Diese gefährdete Fischart reagiert besonders sensibel auf Flussverbauungen, weshalb ihr Vorkommen durch die vielen Kraftwerksprojekte akut bedroht ist. „Dieses Naturparadies braucht einen ganzheitlichen Schutz, da die Vernetzung der Isel mit ihren Zubringern für das gesamte Ökosystem lebensnotwendig ist“, fordert WWF-Expertin Marianne Götsch.
Rückfragehinweis:
Valentin Ladstätter
Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83488 257
valentin.ladstaetter@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer RH-Bericht: WWF fordert verbindliche Obergrenze für Bodenverbrauch
Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Naturgefahren: WWF fordert Sicherheitsprüfung für Kraftwerk Kaunertal
Österreichische Staubeckenkommission soll Ausbauprojekt auf aktuelles Risiko für Naturgefahren überprüfen – Bisheriges Gutachten veraltet und lückenhaft
WWF-Erfolg: Weniger gewilderte Nashörner in Südafrika
Neue Zahlen aus Südafrika machen Hoffnung für den Nashorn-Schutz: Im Naturreservat Hluhluwe-iMfolozi ging die Wilderei um fast 70% zurück. Grund dafür war eine Enthornungs-Aktion – ein drastischer Schritt für den Schutz der Tiere, der aber leider kein Allheilmittel ist.
VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs
Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke