Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
Tag der Flüsse: WWF ruft zu „Entrümpelungsaktion“ in Österreichs Fließgewässern auf
Anlässlich des internationalen Tags der Flüsse am 25. September ruft die Naturschutzorganisation WWF Österreich zu einem konsequenten Rückbau von veralteten und unnötig gewordenen Querbauwerken in Österreichs Fließgewässern auf. „27.000 nicht passierbare Querbauwerke zerstückeln unsere Flüsse und Bäche – im Durchschnitt alle 900 Meter“, erklärt Gewässerschutz-Experte Gerhard Egger vom WWF. „Schätzungen zufolge erfüllen bis zu ein Fünftel dieser Bauwerke keinerlei Funktion mehr, außer dass sie unsere Flüsse verstopfen.“ Dam removal, also die Entfernung von künstlichen Barrieren aus Flüssen, wirkt sich äußerst positiv auf die Ökologie von Flüssen aus. Zu diesem Schluss kommt auch eine neue Grundlagenstudie, die das Ingenieursbüro blattfisch im Auftrag des WWF durchgeführt hat. „Die Studie verweist auf erfolgreiche Beispielprojekte, die zeigen, dass sich die Wasserqualität nach der Entfernung der Barrieren schnell wieder verbessert“, sagt Egger. „Davon profitieren besonders die Fischpopulationen.“
Derzeit sind mehr als 60 Prozent der heimischen Fischarten gefährdet und nur noch 14 Prozent der Flüsse sind ökologisch intakt. „Dam Removal ist in vielen Ländern Europas schon seit Jahren eine bewährte Praxis, um Flüsse zu renaturieren und gefährdete Fischbestände zu sanieren“, sagt Gerhard Egger. „Obwohl Österreich EU-rechtlich verpflichtet ist, die Qualität der Fließgewässer zu verbessern, wird nur sehr zögerlich rückgebaut.“ Neuen Schwung soll die letztes Jahr beschlossene EU-Biodiversitätsstrategie bringen. Darin haben sich die Mitgliedsstaaten das Ziel gesetzt, bis 2030 25.000 Flusskilometer durch den Rückbau von Dämmen wieder in frei fließende Flüsse zu verwandeln. „Frei fließende Flüsse sind resilienter, sauberer und artenreicher als unterbrochene“, erklärt Egger. „Deshalb ist es gerade angesichts von Klima- und Biodiversitätskrise wichtig, die vielen nicht mehr benötigten Barrieren abzureißen.“
Für die Studie sammelten die Expertinnen und Experten von blattfisch Informationen über 320 Rückbauprojekte in Österreich. Wie die Analyse zeigt, gibt es bereits einige positive Erfahrungen – etwa am Lech, an der Lavant, an der Großen Tulln, oder am Inn. Während jedoch in anderen Ländern Europas riesige Staudämme rückgebaut werden, beschränken sich die Projekte in Österreich hauptsächlich auf Bauwerke von ein bis zwei Metern Höhe. „Bei der Arbeit vor Ort zeigt sich immer wieder, dass es für die konsequente Entfernung der unnötigen Querbauwerke eine entsprechende Entscheidungshilfe bräuchte. Als Anreiz für die Entfernung ökologisch besonders problematischer Barrieren wären zudem Finanzierungsinstrumente hilfreich“, sagt Studienleiter und blattfisch-Geschäftsführer Clemens Gumpinger. „Entgegen der bisherigen Praxis zur Herstellung der Durchgängigkeit sollte der Abriss von Querbauwerken wo möglich den Vorzug vor teuren und oft weniger wirksamen technischen Hilfsmitteln, wie zum Beispiel Fischaufstiegshilfen, erhalten.“
Internationaler Tag der Flüsse
Der internationale Tag der Flüsse wird seit 2005 am vierten Sonntag im September gefeiert. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung intakter Flüsse zu stärken und die Renaturierung beeinträchtigter Gewässer zu befördern. Der WWF setzt sich im Projekt „Alles im Fluss“ für die Wiederherstellung von lebendigen Flüssen durch den Rückbau von unnötigen Dämmen ein. Unterstützt wird das Projekt von der HOFER KG im Rahmen der Initiative „Heute für Morgen“.
Weitere Informationen und einen kurzen Film zum Thema Dam removal, sowie die Grundlagenstudie finden Sie hier.
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.