Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Tag zum Schutz der Alpen: WWF fordert Schutz alpiner Freiräume

Anlässlich des Tages zum Schutz der Alpen am 3. Mai weist die Umweltschutzorganisation WWF Österreich auf die Wichtigkeit geschützter alpiner Freiräume hin. Denn sie sind besonders von der Klima- und Biodiversitätskrise betroffen. Viele Tier- und Pflanzenarten wandern in höhere, kühlere Lagen, um den steigenden Temperaturen zu entkommen – doch dort ist der Platz begrenzt. Der WWF Österreich setzt sich daher für den Schutz dieser gefährdeten Lebensräume ein und spricht sich insbesondere gegen die weitere Verbauung alpiner Freiräume aus. Das betrifft zum Beispiel das unberührte Platzertal und sein Moorgebiet, welches durch den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal bedroht ist. “Weniger alpine Freiräume bedeuten weniger Lebensräume für die typische alpine Tier- und Pflanzenwelt. Diese wird verschwinden, wenn die letzten unberührten Rückzugsräume immer weiter zerschnitten werden”, sagt Ann-Kristin Winkler vom WWF Österreich. “Die Erschließung weiterer Flächen wäre ein schwerer Fehler. Denn in wenigen Jahrzehnten wird es in Österreich keine Gletscher mehr geben. Deshalb haben diese Ausbaupläne auch keine Zukunft.” Der WWF fordert die Tiroler Landesregierung daher auf, die noch unberührten Gletscherflächen im Pitz- und Kaunertal unter Schutz zu stellen und den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal sofort zu stoppen.
Gletscher in wenigen Jahrzehnten verschwunden
Laut Gletschermessdienst des Österreichischen Alpenvereins werden in 40 bis 45 Jahren alle heimischen Gletscher, bis auf kleine Reste, eisfrei sein. Neun der zehn am stärksten schrumpfenden Gletscher liegen laut aktuellem Gletscherbericht in Tirol, vier davon in den Ötztaler Alpen. Vor diesem Hintergrund bringt der Ausbau von Gletscherskigebieten langfristig lediglich teure Dauerbaustellen, verursacht immense Kosten und massive Schäden an den alpinen Ökosystemen. Der Natur im Alpenraum wieder mehr Raum zu geben, sichert dagegen nicht nur dringend benötigte Ausweichräume für Ökosysteme, sondern bedeutet auch einen besonders wirksamen und kostenlosen Schutz vor zunehmenden Naturgefahren wie Felsstürzen oder Muren.
Hintergrund – was zuletzt geschah:
Im Februar 2023 – wenige Monate nachdem der Zusammenschluss der Gletscherschigebiete von der Landesregierung abgelehnt wurde – reichten die betreibenden Bergbahnen im Pitz- und im Kaunertal neue Ausbaupläne für ein Feststellungsverfahren ein. Im April 2024 stellte die Behörde fest, dass sowohl das Projekt im Pitz- wie auch im Kaunertal UVP-pflichtig ist. Grund dafür ist die hohe Wahrscheinlichkeit von erheblich schädlichen, belästigenden oder belastenden Auswirkungen auf die Schutzgüter Landschaft, Pflanzen, Tiere und deren Lebensräume sowie auf den Gletscher und damit auf das Schutzgut Wasser. Die Projektwerber legten gegen diesen Bescheid Beschwerde ein.
- Fotos von Kaunertal und Platzertal gibt es hier.
- Fotos vom Pitztaler Gletscher gibt es hier.
- Eine Visualisierung des Gletscherrückgangs an der Wildspitze gibt es hier.
Erklärung zur Visualisierung
Die Visualisierung zeigt, wie sich die Gletscherfläche und -dicke des Mittelbergferners und der umliegenden Gletscher in den nächsten Jahrzehnten verändern wird. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent werden die Gletscher bis 2041 mindestens 50 Prozent und bis 2055 rund 90 Prozent ihrer Fläche verlieren. Die Projektion wurde mit dem Open Global Glacier Model (OGGM) realisiert.
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