Der Gorilla
Der größte Menschenaffe der Erde
Tief in den tropischen Regenwäldern lebt der größte Menschenaffe der Erde: der Gorilla. Ausgewachsene Männchen werden 1,75 m groß und bringen bis 200 kg auf die Waage. Doch trotz dieser beeindruckenden Statur, gilt der Gorilla als sanftmütiger Riese. Er lebt in Familienverbänden bestehend aus mehreren Weibchen, Jungtieren und einem dominanten Männchen, dem Silberrücken. Da Gorillas sich hauptsächlich von kalorienarmer vegetarischer Kost ernähren, verbringen sie einen Großteil ihres Tages mit Fressen. Dabei halten sich die tagaktiven Tiere meist am Boden auf.
Zu 98 % Mensch
Gorillas sind intelligente und soziale Tiere. Sie sind nah mit dem Menschen verwandt. Ihr Erbgut unterscheidet sich nur zu 1,75 % von dem des Menschen – sie sind also in gewisser Weise 98 % Mensch. Sie kommunizieren miteinander durch vielfältige Laute, Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und Kraftdemonstrationen. Sie lachen, weinen und trauern. Und sie verspüren Angst.
Gefahrenfaktor Mensch
Aller Ähnlichkeit zum Trotz: Der Mensch ist die größte Gefahr für die Gorillas. Wir zerstören ihre natürlichen Lebensräume, holzen ihre Wälder für Brennholz, legen Fallen aus und wildern. Sogar menschliche Krankheiten können für Gorillas zu einer tödlichen Gefahr werden. All diese Bedrohungen haben die Menschenaffen an den Rand des Aussterbens gebracht.
Der WWF arbeitet seit über 30 Jahren im Kongo-Becken und setzt sich für den Erhalt der Regenwälder ein. Anfang der 1990er-Jahre hat der WWF das Forst- und Umweltministerium der zentralafrikanischen Republik unterstützt, das Schutzgebiet Dzanga-Sangha mit den Nationalparks Dzanga und Ndoki einzurichten. Das in der südwestlichen Ecke der Zentralafrikanischen Republik gelegene Schutzgebiet Dzanga-Sangha ist Teil des länderübergreifenden Schutzgebiets Trinational de la Sangha, das auf Initiative des WWF von Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und des Kongo eingerichtet wurde.
Das Ziel ist es, die dort lebenden Westlichen Flachlandgorillas vor Wilderern und Krankheiten zu schützen, die Zerstörung der Gorilla-Lebensräume zu stoppen und eine nachhaltige Nutzung der Natur zu fördern. Dabei kommt der Schaffung neuer Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung durch Öko-Tourismus eine besondere Rolle zu. Denn langfristig kann Gorilla-Schutz nur gelingen, wenn sich die Menschen vor Ort bewusst sind, wie wichtig der Erhalt ihrer Wälder und der Artenvielfalt für sie ist.
Wissenschaftlicher Name
Unterarten
2 Arten mit je 2 Unterarten
Östlicher Gorilla
- Östlicher Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri)
- Berggorilla (Gorilla beringei beringei)
Westlicher Gorilla
- Westlicher Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla)
- Cross-River-Gorilla (Gorilla gorilla diehli)
Gefährdungsstatus
- Berggorilla IUCN: stark gefährdet
- Restliche Unterarten IUCN: vom Aussterben bedroht
- Alle Arten CITES: Anhang I (Handel verboten)
Lebensraum
Tropische Regenwälder im mittleren Afrika
Bestandszahl
- Östlicher Flachlandgorilla: 3.800 Individuen (2015)
- Berggorilla: ca. 1.000 Individuen (2018)
- Westliche Flachlandgorilla: 360.000 Individuen (2013)
- Cross-River-Gorilla: 250-300 Individuen (2015)
Artenlexikon
Bedrohungen
Das bedroht die Gorillas
Bedrohung 1: Wilderei und Buschfleisch
In vielen Regionen sind die Tiere der zentralafrikanischen Wälder eine wichtige Nahrungsquelle für die Bevölkerung (Buschfleisch). Kulinarische Traditionen und die Verfügbarkeit von billigem Buschfleisch gegenüber dem teureren Fleisch von Nutztieren, lassen Menschen weiterhin auf Wildtiere zurückgreifen. Die Wilderer machen meist nicht gezielt Jagd auf Gorillas, sondern jagen, was zu finden ist. Oft verfangen sich Gorillas jedoch in den Fallen und Schlingen der Wilderer, die eigentlich für andere Tiere ausgelegt werden. Wenn es einem Gorilla gelingt, sich aus solch einer Falle zu befreien, drohen ihm tödliche Infektionen oder zurückbleibende körperliche Behinderungen wie eine abgetrennte Hand oder ein fehlender Fuß. Obwohl Gorillas traditionell nur sehr selten zum Verzehr gejagt werden und ebenso wie alle anderen Menschenaffen unter Schutz stehen, sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Gorillas durch die Buschfleischwilderei ums Leben gekommen. Seit dem Buschfleisch nicht mehr nur zur Selbstversorgung dient, sondern auch in die Städte transportiert und dort verkauft wird, gelten viele Tierbestände der zentralafrikanischen Wälder als überjagt.
Bedrohung 2: Krankheitsepidemien
Eine wesentliche Bedrohung für Gorillas geht von Krankheitsepidemien aus. Wie andere Menschenaffen auch, können Gorillas an natürlichen Erregern wie dem Ebolafieber erkranken oder sich mit vom Menschen übertragenen Krankheiten wie Atemwegsinfekten und Darmerkrankungen anstecken. Während diese bei Menschen harmlos verlaufen, können sie für Gorillas tödlich sein. Wie Wissenschaftler vermuten, hat das Ebolafieber in den letzten Jahren in Zentralafrika vielen Menschenaffen das Leben gekostet. Durch die Präsenz von Menschen, darunter Wildhüter*innen, Forscher*innen, Touristen, Arbeiter*innen, Jäger*innen und Anwohner*innen kommen die Gorillas immer wieder mit Erregern in Kontakt, gegen die sie nicht immun sind. Deshalb gibt es in den meisten Schutzgebieten strenge Regeln zum Schutz der Gesundheit der Wildtiere. Die Covid-Krise hat die Situation noch verschärft und dazu geführt, dass Nationalparks – zum Schutz der Menschen und der im Regenwald lebenden Gorillas – für Gäste und Forscher*innen vorübergehend geschlossen wurden.
BERGGORILLAS LEBEN SCHÄTZUNGSWEISE NOCH IN FREIER WILDBAHN
Bedrohung 3: Bevölkerungswachstum & Lebensraumverlust
Zentralafrika hat ein enormes Bevölkerungswachstum. Der Verlust und die Degradierung der Wälder werden vor allem durch den Flächen- und Brennholzbedarf der Bevölkerung vorangetrieben. Die Naturräume geraten durch Siedlungen, die Umwandlung von Lebensraum in landwirtschaftlich genutzte Flächen, Holzeinschlag und Bergbau unter Druck. Die damit einhergehende Infrastrukturentwicklung führt wiederum zu Zerschneidungen der Verbreitungsgebiete durch Straßen, zu einer Erleichterung und Zunahme des Buschfleischhandels und zu Ansiedlungen von Menschen in vormals entlegenen Gebieten. Dadurch rücken auch die Krankheiten näher, die vom Menschen auf die Gorillas und anderen Menschenaffen übertragen werden können.
Gelingt es nicht das Bevölkerungswachstum in Zentralafrika und in den Nachbarländern vom steigenden Ressourcenverbrauch zu entkoppeln, werden sich die Probleme weiter verschärfen.
Lösungen
So können wir die Gorillas schützen
Lösung 1: Bewusstsein schaffen & illegale Aktivitäten aushebeln
Langfristiger Schutz für die Gorillas und andere Menschenaffen kann nur sichergestellt werden, wenn vor Ort ein Bewusstsein für den Erhalt der Artenvielfalt vorhanden ist. Eine breite Aufklärung über die negativen Auswirkungen von Lebensraum- und Umweltzerstörung, Bildungsmaßnahmen und politische Arbeit sind zentrale Hebel, die es zu bedienen gilt. Zudem muss dafür Sorge getragen werden, dass illegale Aktivitäten – wie die Wilderei oder der illegale Handel mit Wildtieren – besser aufgedeckt und Täter*innen strafrechtlich verfolgt werden.
Lösung 2: Ausbildung von Wildhüter*innen
Ein weiterer Lösungsansatz ist die Ausbildung von staatlichen Wildhüter*innen, den Ecoguards, um Gorillas und andere Wildtiere effizient zu schützen. Diese Einheiten sollen verhindern, dass Wilderer auch in den Schutzgebieten die Wälder leerräumen, wie bereits in anderen Gebieten geschehen. Bei der Ausbildung von Personen die in Schutzgebieten tätig sind, muss unbedingt großer Wert auf einen respektvollen und sensiblen Umgang mit den indigenen Völkern gelegt werden.
Lösung 3: Waldlandschaften bewahren und schützen
Um die Regenwälder der Region als intakte Waldlandschaften zu erhalten, bedarf es Lösungen, die den Flächen- und Ressourcenverbrauch trotz des starken Bevölkerungswachstums nicht weiter ansteigen lassen. Beispiele wäre etwa eine produktivere, kleinbäuerliche Landwirtschaft oder die Etablierung von effizienteren Brennmaterialien als Holz. Eine wissenschaftlich basierte Landnutzungsplanung ermöglicht die Einteilung der Wälder in verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Nutzungsansprüchen. Weitestgehend unberührte Wälder mit hohem Wert für die Biodiversität könnten als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Wälder hingegen, die für die lokale Bevölkerung von Bedeutung sind, müssen weiterhin den Nutzungsinteressen ihrer Bewohner*innen zur Verfügung stehen. Die industrielle Nutzung der Wälder muss verantwortungsvoll und nachhaltig erfolgen. So bleiben die Jagd auf Buschfleisch und der Holzeinschlag auf spezielle Zonen beschränkt.
Projekte
So schützt der WWF die Gorillas – eine Auswahl an Projekten
Sanfter Öko-Tourismus als Einkommensquelle
Bereits 1997 wurde vom WWF-Mitarbeiter Allard Blom das Programm zur sogenannten Habituierung von Gorillas gestartet. Habituierung bedeutet, dass man Gorillas langsam an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt, damit man sie zum Beispiel besser erforschen kann. Dieses „Primate Habituation Programme“ ist seither fest in unserer Arbeit im Dzanga-Sangha Schutzgebiet verankert und spielt eine Schlüsselrolle für das Naturschutzmanagement in der Region. Das Programm ist vor allem aus zwei Gründen wichtig: Erstens trägt es zum Schutz der Gorillas bei, indem es unser Wissen über ihre Lebensweise erweitert und uns Informationen liefert, die ohne eine Habituierung nicht verfügbar gewesen wären. Zweitens zieht es Besucher*innen an und trägt so zur Entwicklung eines sanften und nachhaltigen Tourismus bei, der den Menschen in der Region zugute kommt. Denn von den Geldern, die Besucher*innen für den Eintritt in den Dzanga-Sangha-Nationalpark zahlen, geht ein fester Anteil an die lokalen Gemeinden. Darüber hinaus schafft der Ökotourismus Arbeitsplätze und Einkommen für die lokalen Fährtenleser und leistet gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zum Schutz des Waldes und der Wildtiere. In Dzanga-Sangha leben aktuell drei habituierte Gorillagruppen.
Unterstützung der lokalen Bevölkerung in den Bereichen Bildung & Gesundheit
Natur- und Artenschutz kann nur gelingen, wenn er von den Menschen vor Ort mitgetragen wird. In den armen, ländlichen Regionen Afrikas bedeutet das, dass wir auch dazu beitragen müssen die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Denn das Wohl der Menschen und der Schutz des Regenwaldes sind untrennbar miteinander verbunden. Daher setzt sich der WWF in Dzanga-Sangha neben Natur- und Artenschutz auch für die Bildung und eine bessere Gesundheitsversorgung für die lokale Bevölkerung ein.
Bildung erhöhrt die Chance Armut zu überwinden. Daher unterstützen wir aktuell über lokale Partnerorganisationen circa 1.300 Schüler*innen in zwölf Schulen und zwei Schulheimen. Und diese Unterstützung zeigt auch bereits erste Erfolge: 2019 haben sich erstmals zwei BaAka an der Universität von Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, eingeschrieben. Neben den Bildungsinitiativen ist auch der Zugang zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung von besonderer Bedeutung. Ein Team aus Ärztinnen und Ärzten, Krankenpfleger*innen und Hebammen trägt, mithilfe einer mobilen Klinik, medizinische Hilfe selbst in entlegenste Dörfer. In Zusammenarbeit mit zwei lokalen Partnern und dem Krankenhaus in Bayanga, dem größten Dorf im Dzanga-Sangha-Gebiet, unterstützt der WWF die Versorgung von kranken Menschen. Allein 2019 wurden mehr als 10.000 Kranke medizinisch behandelt.
Krankheiten in Schach halten
Bereits seit 2012 arbeitet der WWF mit dem deutschen Robert Koch-Institut an einem Frühwarnsystem, um das Risiko einer Übertragung von Krankheiten zwischen Menschen, Tieren und habituierten Gorillas zu minimieren. Die laufende Beobachtung der Gesundheit von Mensch und Tier verringert die Gefahr des Ausbruchs tödlicher Epidemien. So werden aufgefundenen toten Tieren Gewebeproben entnommen und Aasfliegen und andere Krankheitsüberträger eingefangen. Zudem werden regelmäßig Kotproben der habituierten Gorillagruppen, sowie weiterer, nicht an Menschen gewöhnter Tiere, in einem mobilen Feldlabor auf Infektionen analysiert. Auch die Projektmitarbeiter*innen werden regelmäßigen Gesundheitschecks unterzogen. Menschliche Speichelproben werden bei Verdachtsfällen im Feldlabor auf zoonitische Erreger untersucht. Damit können drohende Epidemien ausgelöst durch Ebola oder aktuell SARS-CoV-2 rasch erkannt und unter Kontrolle gebracht werden.
Kampf gegen die Wilderei
Das Dzanga Sangha Reservat liegt in einer Region, die von politischen Unruhen und wirtschaftlichen Krisen geprägt ist. Solche Umstände treiben Menschen auch zur Wilderei. Durch den Einsatz von gut ausgebildeten und gut ausgerüsteten Ecoguards gelang es, die Bestände von Flachland-Gorillas mit eta 2.200 Tieren und Waldelefanten mit ca. 700 Tieren im Dzanga Sangha Schutzgebiet stabil zu halten. Die meisten Ecoguards werden aus den umliegenden Dörfern rekrutiert. Dies stärkt auch den Rückhalt für den Naturschutz in der Region.
Seit 2018 arbeitet der WWF vor Ort mit der Organisation Chengeta Wildlife zusammen. Gemeinsam haben wir ein umfassendes Ausbildungsprogramm für die Wildhüter*innen des Schutzgebiets ins Leben gerufen. Ein zentraler Schwerpunkt der Ausbildung ist die Einhaltung der Menschenrechte. Im Kampf gegen sie Wilderei werden in diesem Projekt auch Spürhunde eingesetzt. Sie sind darauf trainiert, Elfenbein, Pangolinschuppen und im Wald versteckte Schusswaffen zu erschnüffeln. Die Hunde bewähren sich doppelt: Für die lokale Bevölkerung sind sie Sympathieträger, auf die Wilderer wirken sie abschreckend. Denn einer Hundenase entgeht Schmuggelware schwieriger als dem menschlichen Auge.
Retten Sie die bedrohten Gorillas
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