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Schuppentier – Der Pangolin als
Opfer der Gier
Man kennt es kaum und doch ist es das meistgeschmuggelte Säugetier der Welt: das Schuppentier. Allein in den letzten 16 Jahren wurden schätzungsweise mehr als eine Million Schuppentiere illegal gehandelt. Und der Markt floriert weiterhin. Nachfrage besteht vor allem in China und Vietnam, wo ihr Fleisch als Delikatesse und ihre Schuppen als Wundermittel gegen allerlei Krankheiten und sogar Geister verkauft wird. Dabei bestehen die Schuppen lediglich aus Keratin, wie unsere Fingernägel.
Riesentannenzapfen mit Chamäleonzunge
Die Schuppentiere sind scheue und überwiegend nachtaktive Insektenfresser und sehen ein wenig aus wie Riesentannenzapfen mit Chamäleonzunge. Die klebrige Zunge der Tiere ist extrem lang und wird ganz weit ausgefahren, um Ameisen und Termiten aufzuschlecken. Schuppentiere kommen in acht Arten in Asien und Afrika in Wäldern, Buschland und Savannen vor. Und sie sind die einzigen Säugetiere auf der Welt, deren Körper mit scharfkantigen Hornschuppen gepanzert ist.
Eine hilflose Beute
Das Schuppentier wird auch Pangolin genannt. Dieser Name stammt vom Malaysischen Wort „pengguling“, das so viel bedeutet wie „etwas, das sich aufrollt“. Fühlen sich Schuppentiere bedroht, rollen sie sich zu einer Kugel zusammen und verharren regungslos. Doch gegen ihren größten Feind, dem Wilderer, hilft das wenig. Sie sind eine einfache und hilflose Beute. Kein anderes Säugetier wird häufiger von Wilderern gefangen, getötet und geschmuggelt. So drohen die Schuppentiere auszusterben, noch bevor die meisten Menschen überhaupt von ihnen gehört haben.
Wissenschaftlicher Name
Manidae
Unterarten
Vier Arten in Afrika:
- Langschwanzschuppentier (Phataginus tetradactyla)
- Weißbauchschuppentier (Phataginus tricuspis)
- Riesenschuppentier (Smutsia gigantea)
- Steppenschuppentier (Smutsia temminckii)
Vier Arten in Asien:
- Vorderindisches Schuppentier(Manis crassicaudata)
- Palawan-Schuppentier (Manis culionensis)
- Malaiisches Schuppentier (Manis javanica)
- Chinesisches Schuppentier (Manis pentadactyla)
Gefährdungsstatus
IUCN Gefährdet:
- Langschwanzschuppentier
- Steppenschuppentier
IUCN Stark gefährdet:
- Weißbauchschuppentier
- Riesenschuppentier
- Vorderindisches Schuppentier
IUCN Vom Aussterben bedroht:
- Palawan-Schuppentier
- Malaiisches Schuppentier
- Chinesisches Schuppentier
Lebensraum
Wälder und Savannen
Bestandszahl
Zu wenig bekannt
Artenlexikon
Bedrohung
Das bedroht das Schuppentier
Bedrohung 1: Wilderei
In der Vergangenheit wurden Schuppentiere vor allem wegen des Buschfleischs gewildert. Ihre Schuppen wurden als Nebenprodukt weggeworfen. Doch in den letzten 10-15 Jahren sind die Preise für die Tiere an sich, deren Haut und Schuppen explodiert. Dies hat zu einer Dezimierung der einzelnen Populationen geführt. Alle acht Schuppentierarten werden seit Anfang 2017 Anhang I des Washingtoner Artenschutz-Abkommens (CITES) geführt und erhalten damit den höchsten Schutzstatus – ein komplettes Verbot des kommerziellen internationalen Handels.
Bedrohung 2: Illegaler Handel
Alle acht Schuppentierarten sind bedroht. Allein zwischen 2000 und 2016 wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Schuppentiere illegal gehandelt. Zwar ist der kommerzielle internationale Handel mit Schuppentieren seit 2017 vollständig verboten, doch das Geschäft mit den wehrlosen Tieren bleibt weiterhin äußerst lukrativ, denn es locken hohe Gewinne. So werden von Behörden in Asien und Afrika weiterhin tonnenweise Schuppen und tausende ganze Tiere beschlagnahmt. Die immense Gewinnspanne, die bis zum Endkonsumenten erzielt wird, ist der zentrale Treiber des organisierten Verbrechens. Die Strafverfolgung gestaltet sich aufgrund der abgelegenen Regionen und langen internationalen Grenzen, die kaum zu kontrollieren sind, sehr schwierig und erleichtert den Schmugglersyndikaten ihr kriminelles Geschäft.
SCHUPPENTIERE WURDEN ZWISCHEN 2000 UND 2016 ILLEGAL GEHANDELT
Bedrohung 2: Hohe Nachfrage nach Schuppentierprodukten
Die Nachfrage nach Schuppentierprodukten ist vor allem in Asien, aber auch in Afrika sehr hoch. Ihre Häute werden in Lederprodukten verwendet, ihr Fleisch als Delikatesse in Spitzenrestaurants in Asien und lokal in Afrika als Buschfleisch verzehrt. Ihren Schuppen werden Heilkräfte nachgesagt und in der traditionellen Medizin verwendet. Über Online-Apps und -Plattformen werden Schuppentierprodukte auf der ganzen Welt verkauft und die enorme Nachfrage hat mehrere Schuppentierarten an den Rand des Aussterbens gebracht.
Lösung
So können wir das Schuppentier schützen
Lösung 1: Handelswege schließen und striktere Umsetzung der Gesetze
Seit Anfang 2017 werden alle Schuppentierarten auf Anhang I des Washingtoner Artenschutz-Abkommens (CITES) geführt und erhalten damit den höchsten Schutzstatus – ein komplettes Verbot des kommerziellen internationalen Handels. Dieses umfassende Handelsverbot kann jetzt zur Rettungsleine der Schuppentiere werden, sofern die Behörden in den einzelnen Staaten auch Recht anwenden. Bisher mangelt es an der Durchsetzung der bestehenden Verbote. Deshalb braucht es in vielen Ländern Afrikas und Asiens schärfere Kontrollen, eine striktere Umsetzung der Gesetze und härtere Strafen. Damit nimmt der Druck auf Wilderer und Schmuggler zu und gleichzeitig können die Absatzmärkte ausgetrocknet werden.
Lösung 2: Wilderei eindämmen und Wildtiermärkte schließen
Nicht nur der illegale Handel muss strikt unterbunden werden, sondern auch sogenannte Hochrisiko-Wildtiermärkte gehören geschlossen. Das sind Märkte, die ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Pandemien durch Zoonosen (auf den Menschen übertragbare Krankheitserreger) tragen. Das würde die Gefahr reduzieren, dass Viren wie zuletzt das Corona-Virus von Wildtieren auf Menschen überspringen. Verbesserungen im legalen Handel, etwa durch höhere hygienische Standards, sind dringend notwendig. Dafür braucht es eine laufende Marktüberwachung. Nur so kann sichergestellt werden, das die unregulierten Märkte für Wildtiere geschlossen und sich der illegale Handel nicht in den Untergrund verlagert. Um dies gewährleisten zu können, benötigen gerade die Entwicklungs- und Schwellenländer mehr Unterstützung. Zudem muss die nationale Gesetzgebung einzelner Staaten in Afrika und Asien zum Schutz von Wildtieren gestärkt werden.
SCHUPPENTIERE FALLEN JEDES JAHR DEM ILLEGALEN HANDEL ZUM OPFER
Lösung 3: Nachfrage reduzieren
Um langfristig erfolgreich im Kampf gegen Wilderei und den illegalen Handel sein zu können, muss die Nachfrage nach Schuppentierprodukten reduziert werden. Deshalb ist es von besonderer Relevanz, in den Abnehmerländern eine bessere Aufklärungsarbeit über den Konsum von Schuppentierprodukten zu betreiben. Die Menschen müssen besser über die Folgen von Wilderei, den illegalen Verkauf und Erwerb von Schuppentieren und insbesondere über die medizinischen Mythen informiert werden. Nur so kann es gelingen, die Nachfrage zu reduzieren und das Morden zu stoppen.
“Bei einer Schuppentierfreilassung dabei zu sein war ein ganz besonderes Erlebnis. Unfassbar, dass diese faszinierenden Tiere immer noch gewildert werden.“
Projekte
So schützt der WWF die Schuppentiere – eine Auswahl an Projekten
Schuppentierauswilderung in Vietnam
Save Vietnam’s Wildlife (SVW), ein regionaler Partner des WWF, hat ein Programm gestartet, um Schuppentiere wieder auszuwildern. Meist handelt es sich dabei um Tiere, die von Behörden beschlagnahmt worden sind. Das Ziel ist klar: Alle geretteten und/oder in Gefangenschaft geborene Tiere sollten wieder in die Wildnis entlassen werden und so zum Erhalt der Populationen beitragen. Doch Freilassungen müssen sorgfältig vorbereitet werden. So werden die Tiere vorab einem ausführlichen Gesundencheck unterzogen und ihre Fressgewohnheiten, ihr Verhalten, ihr Gewicht und ihr Körperzustand genau überwacht.
Vor der Freilassung führt das Bereitschaftsteam von SVW Felduntersuchungen durch, um herauszufinden, welche Orte am besten dafür geeignet sind. Faktoren wie etwa der Zustand des natürlichen Lebensraums, Hinweise auf weitere Populationen und vor allem der vorhandene Jagddruck in dem Gebiet, müssen vorab beurteilt werden, um die Überlebenschance der freigelassenen Tiere zu erhöhen.
Schließen der Wildtiermärkte in Südostasien
Zum Schutz der Schuppentiere und anderer Arten, die auf Asiens Schwarzmärkte gelangen, arbeitet der WWF an Kampagnen zur Verringerung der Nachfrage nach illegalen Produkten aus der Tierhaltung in China und Vietnam. Wir setzen uns auch für wirksamere nationale Gesetze und Anti-Wilderei-Programme ein – Maßnahmen, die notwendig sind, um diese Tiere von den Märkten fernzuhalten und in der Wildnis zu halten, wo sie hingehören.
Retten Sie die wehrlosen
Schuppentiere mit einer
Patenschaft!
Gemeinsam können wir die Wilderei und den illegalen Handel mit Schuppentier-Schuppen bekämpfen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied!
Aktuelles zu bedrohten Arten
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Winter auf dünnem Eis: WWF warnt vor zunehmenden Belastungen für Eisbären
Klimakrise und wachsende Öl-Industrie bedrohen den Lebensraum der Eisbären – Mütter und ihre Jungtiere besonders betroffen – WWF patrouilliert am Polarkreis zum Schutz und zur Entschärfung von Konflikten
Good News: Geretteter Seeadler besendert und wieder in Freiheit
Der WWF konnte gemeinsam mit VIER PFOTEN einen Seeadler retten und besendern. Am Montag wurde er wieder freigelassen. Der Vogel war zuvor mit einem Schädel-Hirn-Trauma aufgefunden worden.
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Weltnaturkonferenz: WWF ortet großen Nachholbedarf bei österreichischer Biodiversitätsstrategie
Start der COP16 in Kolumbien – Österreich läuft Gefahr, Ziele des Weltnaturabkommens zu verfehlen – WWF fordert nationalen Aktionsplan zum Schutz der biologischen Vielfalt
WWF Living Planet Report zeigt dramatischen Rückgang von Wildtierbeständen weltweit
Wildtierbestände seit 1970 um fast drei Viertel geschrumpft – Naturzerstörung als Ursache – WWF fordert globale Naturschutz-Offensive
Good News: Luchsin Luna in den Wäldern bei Tarvis freigelassen
Großes Abenteuer für Luchsin Luna: Sie wurde im Rahmen des „ULyCA“-Projektes in den Wäldern bei Tarvis nahe der österreichischen Grenze freigelassen. Besonders einer wartet schon sehnsüchtig auf sie: Luchsmännchen Flori.