Der Seeadler
Rückkehr des österreichischen Wappentiers
Der Seeadler war einst ein Charaktervogel der europäischen Meeresküsten, aber auch der großen Flüsse, Seen und Feuchtgebiete im Binnenland. Im 19. und 20. Jahrhundert ist er durch gezielte Verfolgung, Lebensraumzerstörung und Pestizideinsatz (DDT – Dichlordiphenyltrichlorethan) an den Rand der Ausrottung gebracht worden. In Österreich galt die Art ab den 1950er Jahren als ausgestorben. Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist es gelungen, bei nord- und osteuropäischen Seeadlern den Rückgang zu stoppen und ein rasches Wachstum der Bestände zu bewirken.
Zahlreiche Seeadler brüten wieder an unseren Gewässern
Mittlerweile ist in Österreich die Zahl der Brutpaare wieder aangewachsen. Auch die Anzahl der in Österreich und den Grenzregionen überwinternden Seeadler, die teilweise aus Nord- bzw. Osteuropa stammen, ist von 40 auf rund 160-180 Vögel gestiegen. Der Seeadler ist vor allem an größeren Gewässern im Tiefland zuhause. Dort findet er mit Fischen und Wasservögeln seine bevorzugte Beute und oft auch geeignete Brutplätze vor. In Österreich lebt der Seeadler in Auwäldern entlang der March, Thaya und Donau, teilweise im Offenland, wie etwa im Weinviertel, in der Gegend um den Neusiedler See, den Teichlandschaften des Waldviertels sowie des Burgenlandes. In Oberösterreich ist er mittlerweile auch zu finden. Auch in der Ost- und Südsteiermark leben nun etliche Brutpaare.
Schutz der Seeadler
Gleichzeitig mit der Rückkehr des Seeadlers nach Österreich startete der WWF Österreich im Jahr 1999 ein Projekt zum Schutz des Wappenvogels. Schwerpunkte des Projekts sind die genaue Überwachung des österreichischen Bestandes sowie die Durchführung konkreter Maßnahmen zu seinem Schutz. Denn obwohl der Seeadlerbestand seit Jahren kontinuierlich wächst, lauern nach wie vor sehr viele Gefahren. Das Ziel, das langfristige Überleben des Seeadlers in Österreich zu sichern, soll die Begleitung und Unterstützung des Naturschutzes weiterhin erhalten.
Wissenschaftlicher Name
Haliaeetus albicilla
Unterarten
keine
Gefährdungsstatus
IUCN: nicht gefährdet
Europa: nicht gefährdet
Österreich: vom Aussterben bedroht (letzte Einstufung aus 2005)
Lebensraum
Auwälder, Teichlandschaften, Meeresküste
Bestandszahl
Europa: 10.400 – 14.600 Brutpaare (BirdLife 2021)
Österreich: 70 Brutpaare (2024)
Weltweit: 28.000 bis 58.400 (BirdLife 2021)
Artenlexikon
Bedrohungen
Das bedroht den Seeadler
Bedrohung 1: Illegale Tötungen
Viele Seeadler erreichen das Erwachsenenalter nicht. Das liegt daran, dass neben der natürlichen Sterblichkeit viele menschengemachte Bedrohungen hinzukommen. Die größte Gefahr für den Seeadler ist die illegale Verfolgung. Jedes Jahr werden von unverantwortlichen Personen illegale Giftköder zur Bekämpfung von Füchsen, Mardern und Greifvögeln ausgelegt. Da Arten wie der Seeadler teilweise auch Aas fressen, fallen sie diesen Giftködern, die meistens mit dem hochgiftigen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert sind, zum Opfer. Neben Vergiftungen gab es in den vergangenen Jahren aber auch illegale Abschüsse von Seeadlern.
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ALLER SEEADLER, DIE SEIT 2000 TOT AUFGEFUNDENEN WURDEN, WURDEN OPFER ILLEGALER VERFOLGUNG
Bedrohung 2: Kollisionen mit Windkraftanlagen und Stromleitungen
In Zeiten der Klimakrise sind Windräder ein Beitrag zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Gleichzeitig stellen sie aber ein Gefahrenpotenzial für Greifvögel dar. Die sich rasch drehenden Rotoren, werden von Arten wie dem Seeadler nicht erkannt. Es kommt immer wieder vor, dass Individuen von den Rotorenblättern erfasst und schwer verletzt oder sogar erschlagen werden. Kollisionen gibt es auch mit Stromleitungen, denn diese sind für Vögel oft schwer zu erkennen. Neben Zugvögeln können vor allem auch junge Seeadler betroffen sein.
Bedrohung 3: Störungen am Brutplatz
Seeadler sind sehr störungsempfindlich. Da sie jahrzehntelang verfolgt wurden und immer noch getötet werden, haben vor allem jene Vögel überlebt, die bei Gefahr geflüchtet sind. Dieses Verhalten hat sich über die Generationen hinweg verankert. Diese Empfindlichkeit führt regelmäßig dazu, dass das Brutgeschehens bei forstlichen Maßnahmen, bei intensivem Jagdbetrieb oder etwa zu vielen Besuchern aufgegeben wird.
Lösungen
So können wir die Seeadler schützen
Lösung 1: Einsatz gegen Wildtierkriminalität
Seeadler stehen unter strengem Schutz. Dennoch kommt es immer wieder zu Fällen illegaler Verfolgung. Wilderei darf nicht länger als Kavaliersdelikt gelten. Der WWF arbeitet gemeinsam mit Partnern daran, dass die illegale Verfolgung von streng geschützten Arten als gravierendes Problem erkannt und entsprechend bekämpft wird. Damit das passiert, muss unter anderem das Fachwissen bei den ermittelnden Behörden gesteigert werden. Der WWF setzt auch Maßnahmen um, damit Umweltdelikte verstärkt gemeldet werden. Außerdem arbeiten wir daran, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verurteilung von Straftätern verbessert werden. Aus Sicht des WWF ist es zudem wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Exekutive, Justiz und Wissenschaft bzw. Experten und Expertinnen auszubauen.
BRUTPAARE GIBT ES IN ÖSTERREICH
Lösung 2: Raumordnung und Zonierung
Um Kollisionen mit Windkraftanlagen zu vermeiden, ist es nötig bereits bei der Planung von neuen Anlagen auf sensible Arten Rücksicht zu nehmen. Wichtige Lebensräume für Greifvögel und andere Vogelarten sollten dabei ausgespart werden. Dies muss durch wissenschaftliche Untersuchungen und eine darauf basierende Raumordnung und Zonierung, idealerweise unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips, vor allem durch den Schutz zukünftiger Brutgebiete gewährleistet werden. Das Kollisionsrisiko mit Stromleitungen kann zum Beispiel durch Markierungen mit Vogelschutzfähnchen massiv reduziert werden.
Lösung 3: Schutzzonen und Bewusstseinsbildung
Damit die Störungen in der unmittelbaren Umgebung des Horstes möglichst vermieden werden, können zumindest in der Brutzeit Schutzzonen um die Horste ausgewiesen werden. Diese Schutzzonen können Betretungsverbote, das Verbot forstlicher Arbeiten oder ein Verbot der Jagdausübung beinhalten. Auch eine bessere Bewusstseinsbildung bei Grundbesitzern, Jagdausübungsberechtigen, Besuchern von Nationalparks etc. helfen auf die Sensibilität der Seeadler hinzuweisen und damit unbeabsichtigte Störungen zu verhindern.
Die Seeadler-Population befindet sich nach den erfolgreichen Brutsaisonen der letzten Jahre im Aufwind. Dennoch lauern zahlreiche Gefahren.
Projekte
So schützt der WWF den Seeadler
wildLIFEcrime
Aufdecken, aufklären und eingreifen – das ist der Leitspruch hinter dem Projekt „wildLIFEcrime“. Das Ziel des EU-LIFE-Projektes: Bis 2028 die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren. Dafür hat sich der WWF Österreich mit anderen NGOs wie etwa BirdLife sowie Behörden, Veterinärmedizin, Polizei und der Wissenschaft zusammengeschlossen. Durch eine verbesserte Zusammenarbeit sollen die Effizienz bei der Strafverfolgung erhöht und Wildtierkriminalität bei ausgewählten streng geschützten Arten in Deutschland und Österreich reduziert werden. Neben der Umsetzung von präventiven Maßnahmen fokussiert das Projekt darauf, dass Fälle entdeckt, effektiv bearbeitet, aufgeklärt und Täter:innen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Deswegen arbeiten die Projektpartner unter anderem an der Verbesserung forensischer Untersuchungen und bieten Fortbildungen für Polizei und Staatsanwaltschaften an.Neben der Umsetzung von präventiven Maßnahmen fokussiert das Projekt darauf, dass Fälle entdeckt, effektiv bearbeitet, aufgeklärt und Täter:innen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Deswegen arbeiten die Projektpartner unter anderem an der Verbesserung forensischer Untersuchungen und bieten Fortbildungen für Polizei und Staatsanwaltschaften an. Das Projekt soll als Informationsdrehscheibe zwischen den betroffenen Akteur:innen dienen.
Besenderung von Seeadlern
Jedes Jahr stattet der WWF Österreich einige Jungvögel, kurz vor dem Ausfliegen aus dem Horst mit GPS-GSM-Sendern aus. Dadurch werden wertvolle Daten zu Forschungszwecken und der Verbesserung länderübergreifender Schutzmaßnahmen gesammelt. Jeweils im Mai werden die beinahe ausgewachsenen, aber noch flugunfähigen Vögel mit dem kleinen Telemetrie-Rucksack ausgestattet. Sobald sie ihre Horste verlassen, können wir anhand der Positionsdaten feststellen, wo die Adler umherstreifen, rasten und überwintern und somit passende Maßnahmen für ihren Schutz entwickeln. So helfen die Sender auch bei der Aufklärung und letztlich der Prävention von Vergiftungsfällen. Denn sie bestimmen die genaue Position der Seeadler und funken ihre Koordinaten in kurzen Abständen über das GSM-Handynetz an den WWF. Da die Sender auch mit einem Temperatursensor versehen sind, kann man rasch feststellen, wenn ein Tier nicht mehr am Leben ist.
Kooperation mit dem Verein Naturschutzhunde
Naturschutzhunde finden ein breites Feld an Einsatzmöglichkeiten und gewinnen weltweit in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Neben der Suche nach Wolf, Fledermaus, Borkenkäfern und Co., kommen Hunde auch bei der Suche nach Kadavern zum Einsatz. Um gewilderte oder vergiftete Tiere aufzufinden und damit Fälle illegaler Verfolgung sichtbar zu machen, wurden in letzter Zeit vor allem in Ostösterreich vermehrt Naturschutzhunde erfolgreich eingesetzt, um Tierkadaver aufzuspüren, die andernfalls vom Menschen nicht oder nur sehr schwer gefunden werden können. Ziel ist es, langfristig ein Netzwerk an geschulten und nach einheitlichen Standards ausgebildeten Mensch-Hund-Teams zur Verfügung zu schaffen, das zu einheitlichen Rahmenbedingungen für die Bekämpfung der Illegalen Verfolgung von Wildtieren in Österreich im Einsatz ist.
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Häufig gestellte Fragen zum Seeadler
Woran erkenne ich einen Seeadler?
Seeadler (Haliaetus albicilla) zählen zu den größten und eindrucksvollsten Greifvögeln Europas. Sie haben eine Körperlänge von etwa 77-95 cm. Davon entfallen etwa 30 cm auf den Schwanz. Die Flügelspannweite liegt beim Männchen bei ca. 210 cm und beim Weibchen bei ca. 230 cm. Das Männchen (ca. 4,4 kg) ist im Vergleich zum Weibchen (ca. 5,9 kg) leichter.
Im Flug ist der Seeadler an seiner auffallenden Größe an den breiten, brettartigen Flügeln, am weit vorgestreckten Kopf und am relativ kurzen, keilförmigen Schwanz zu erkennen. Letzterer ist bei Altvögeln bis auf die Basis schneeweiß, während er bei Jungvögeln zunächst dunkel ist. Bei Altvögeln fällt auch der mächtige, gelbe Hakenschnabel auf, dazu der hellbraune bis weißliche Kopf und Hals. Die sonstige Gefiederfärbung ist dunkelbraun bis fahlbraun. Jungvögel sind allgemein dunkler gefärbt als Altvögel.
Seeadler sind sehr ruffreudig, vor allem in der Balz- und Brutzeit. Das Männchen ruft ein lautes, ansteigendes „krick-rick-rickrick“, das Weibchen etwas tiefer „rack-rack-rack-rack“, oft zehn und mehr Rufe nacheinander.
Wo leben Seeadler bzw. wo halten sie sich auf?
Der Seeadler lebt an großen, fisch- und wasservogelreichen Gewässern, in deren Nähe Altbaumbestände oder Felsklippen liegen, die sich als Horststandorte eignen. Seeadler kommen in sehr unterschiedlichen Landschaften vor: man findet sie an den Meeresküsten Nordwesteuropas ebenso, wie an den Flüssen und Seen der Taiga, in den die Auwäldern Mittel- und Osteuropas oder in den Sümpfen und Flussmündungsgebieten Südosteuropas.
Die Schwerpunktgebiete der Verbreitung in Österreich sind die Donau-Auen westlich und östlich von Wien, die March-Thaya-Auen und das Waldviertel. Brutpaare gibt es aber auch in Oberösterreich, im Laaer Becken, im Seewinkel, im Süd-Burgenland sowie in der Ost- und Süd-Steiermark.
Was frisst der Seeadler und wie jagen sie?
Warum war der Seeadler in Österreich ausgestorben?
Über Jahrhunderte hat der Mensch im Adler immer nur den „Raubvogel“ gesehen und ihn rücksichtslos verfolgt und getötet. Seeadler waren einst über weite Gebiete des europäischen Tieflandes verbreitet – vor allem entlang der Meeresküsten, aber auch an großen Flüssen und Seen und in ausgedehnten Feuchtgebietslandschaften des Binnenlandes. Wie bei anderen Großgreifvögeln kam es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem dramatischen Bestandsrückgang, der vor allem durch direkte menschliche Verfolgung, durch Lebensraumverlust und im 20. Jahrhundert auch durch Biozide (DDT) verursacht worden ist. Mitte des 20. Jahrhunderts war der Seeadler in weiten Teilen Europas ausgerottet, nur im Norden, Osten und Südosten des Kontinents gab es ausgedünnte Restbestände. In Österreich – das mit der Donau über ein früheres Kerngebiet der mitteleuropäischen Seeadlerverbreitung verfügt – gelangen die letzten sicheren Brutnachweise knapp nach dem Zweiten Weltkrieg, einzelne brutverdächtige Paare wurden bis Anfang der 1960er Jahre beobachtet. Nach diesem Zeitpunkt galt der Seeadler auch in unserem Land als ausgestorben.
Dank intensiver Schutzmaßnahmen ist es gelungen, bei nord- und osteuropäischen Seeadlern eine Trendumkehr herbeizuführen. Der Bestandsrückgang konnte gestoppt und ein rasches Wachstum der Populationen bewirkt werden. Dies hat den Seeadlern auch eine Rückkehr nach Österreich ermöglicht – 2001 kam es zur ersten erfolgreichen Brut seit über 50 Jahren.
Wurden Seeadler bei uns wieder-angesiedelt?
Nein, der Seeadler ist selbständig wieder als Brutvogel nach Österreich zurückgekommen. Durch eine strengere Gesetzgebung, ein Verbot des Biozids DDT, sowie intensive Schutzbemühungen im Norden und Osten Europas kam es ab den 1980er Jahren zu einer Erholung der Bestände und zu einer natürlichen Wiederausbreitung. In Österreich machte sich die großräumig positive Bestandsentwicklung zunächst durch einen Anstieg der Winterbestände und durch einen (gescheiterten) Brutansiedlungsversuch im Jahr 1983 bemerkbar. Zur ersten tatsächlichen Brut kam es erst im Jahr 1999. Die erste erfolgreiche Brut gab es dann 2001 in den March-Thaya-Auen.
Wie viele Seeadler gibt es derzeit in Österreich?
Die Seeadler breiten sich in Österreich weiterhin aus. Mit Stand 2024 gibt es etwa 70 Brutpaare in Österreich. Viele der Paare brüten in Niederösterreich. Die Schwerpunktgebiete der Verbreitung in Österreich sind die Donau-Auen westlich und östlich von Wien, die March-Thaya-Auen und das Waldviertel. Brutpaare gibt es aber auch in Oberösterreich, im Laaer Becken, im Seewinkel, im Süd-Burgenland sowie in der Ost- und Süd-Steiermark.
Wie viele Seeadler haben in Österreich Platz?
Bereits eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in Zusammenarbeit mit dem WWF im Jahr 2011 zeigte, dass viele Regionen vor allem Ostösterreichs bestens als Lebensraum geeignet sind. Neuesten Erkennissen nach gehen wir davon aus, dass 100 Seeadler-Paare oder sogar mehr in Österreich Platz haben.
Müssen Seeadler nicht reguliert werden, wenn der Bestand ständig anwächst?
Warum verbringen Seeadler aus Nord- und Osteuropa den Winter in Österreich?
Zwischen 160-180 Seeadler verbringen den Winter bei uns. Der Winterbestand setzt sich aus den heimischen Brutpaaren und den Jungvögeln, die bei uns geboren wurden, sowie den Wintergästen aus Nord- und Osteuropa zusammen. In diesen Gebieten sind die Gewässer im Winter oft zugefroren. Weil die Adler aber Fische und Wasservögel als Hauptnahrungsquelle brauchen, machen sich vor allem junge Adler jedes Jahr im November und Dezember auf den Weg nach Mitteleuropa, um sich an eisfreien Gewässern niederzulassen. Die meisten Adler fliegen spätestens im März wieder zurück. Die Brutpaare bleiben jedoch bei uns.
Welche Gefahren lauern auf den Seeadler?
Todesursache Nummer eins ist nach wie vor die illegale Verfolgung. Von den tot aufgefundenen Seeadlern, die der WWF seit dem Beginn des Seeadlerschutzprogramms zur Untersuchung gebracht hat, war Vergiftung oder Abschuss die häufigste Todesursache. Dahinter folgen die Kollision mit Windkraftanlagen. Weitere Gefahren sind Schwermetallvergiftungen, die durch die Aufnahme bleihältiger Jagdmunition über die Nahrungskette entstehen sowie menschliche Störungen im Horstbereich. Es gibt auch natürliche Gefahren für den Seeadler. So starben nachweislich auch schon Seeadler durch Kämpfe um eine freies Revier mit Artgenossen.
Welche Maßnahmen unterstützen den Seeadler beim Comeback in seiner Heimat?
Gleichzeitig mit der Rückkehr des Seeadlers nach Österreich startete der WWF im Jahr 1999 ein Projekt zum Schutz des Wappenvogels. Ein Schwerpunkt des Projekts ist die genaue Überwachung des österreichischen Bestandes. Diese gibt Auskunft über die räumliche Verteilung, das Ansiedelungsverhalten sowie den Bruterfolg der Vögel. Der zweite Teil umfasst die Durchführung konkreter Maßnahmen, wie zum Beispiel den Schutz vor illegaler Verfolgung und Vergiftung. Denn die erfreuliche Rückkehr stößt auf gravierende Hindernisse. Noch immer werden vor allem im Winterhalbjahr illegale Giftköder zur Bekämpfung von Füchsen, Mardern und Greifvögeln von unverantwortlichen Personen ausgelegt. Den Giftködern, die meistens mit dem hochgiftigen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert sind fallen oft hochgradig gefährdete Arten, wie See- und Kaiseradler zum Opfer, weil diese sich im Winter verstärkt von Aas ernähren. In den letzten zehn Jahren wurden auch Abschüsse von Seeadlern nachgewiesen. Illegale Vergiftungen und Abschüsse gefährden nicht nur die rasche Erholung des heimischen Bestandes, sondern stellen auch die Erfolge anderer Länder beim Seeadlerschutz in Frage, da sie oft Vögel aus Nord- und Osteuropa betreffen, die bei uns überwintern. Aufgrund weiterer Gefahren, wie Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Hochspannungsleitung- und Windkraftanlagen-Bau in Seeadler-Revieren), menschliche Störungen im Horstbereich oder Schwermetallvergiftungen, die durch die Aufnahme von bleihältiger Jagdmunition über die Nahrungskette entstehen bedarf die langsame Wiederausbreitung des majestätischen Vogels einer ständigen Begleitung und Unterstützung seitens des Naturschutzes.
Warum werden Seeadler besendert?
Nur ein kleiner Teil der bei uns geborenen Seeadler erreicht das Erwachsenenalter. Neben natürlichen Sterblichkeitsursachen, stellen vor allem menschlich bedingte Ursachen eine Gefahr dar. Dazu zählt in erster Linie die direkte Verfolgung, aber auch die Kollision mit Windrädern oder tödliche Stromschläge an ungesicherten Strommasten. Um mehr über die Gefährdungsursachen herauszufinden hat sich der WWF entschlossen, seit 2015 einzelne Seeadler mit Sendern auszustatten. Dadurch ist es möglich die Tiere genau zu lokalisieren. Die Jungvögel werden dabei kurz vor dem Flügge besendert. Dazu besteigt ein Kletterer den Horstbaum und seilt die Adlerküken vorsichtig ab. Auf dem Waldboden werden sie anschließend von Biologen vermessen und ihnen sorgfältig der Sender – in Form eines Minirucksacks – angepasst, sowie ein Kennring und ein Farbring um den Fänge montiert. Zusätzlich werden die Tiere untersucht und vermessen. Danach geht die Reise wieder zurück in den Horst. Der 30 Gramm leichte Sender ist für einen Vogel mit einem Gewicht von bis zu sechs Kilogramm nicht belastend. Nach ein paar Jahren fällt der Sender von selbst wieder ab. Der Sender ist mit einem Solarpanel, einem Temperatur- sowie einem Aktivitätssensor ausgestattet. Dadurch lassen sich Aufenthaltsort, Flughöhe, Größe des Streifgebietes, Wanderrouten, Rastdauer, Lage der Horste, Paarungsverhalten, Überwinterungsplätze und vieles mehr eruieren.
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