Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
Tirol: Breiter Widerstand gegen Kraftwerkspläne an der Isel
Innsbruck, Mittwoch, 1. Februar 2012 – Mehr als 14 Kraftwerkprojekte sind in Osttirol geplant, davon zwei große Projekte an der Isel, dem letzen frei fließenden Gletscherfluss der Ostalpen. „Die Kraftwerkspläne würden die Isel als Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten für immer zerstören“, warnt Christoph Walder vom WWF. Die „Plattform Flüsse voller Leben“ setzt sich daher gemeinsam mit vier Bürgerinitiativen für den Schutz der Isel ein und die breite Widerstandsfront fordert den sofortigen Stopp aller Kraftwerksplanungen an der Isel. Der Februar wird daher vom WWF zum Isel-Monat erklärt. Durch intensive Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Aktionen soll auf die drohende Naturzerstörung aufmerksam gemacht werden.
Es werden immer mehr Stimmen in der Bevölkerung laut, die sich für den Schutz der Isel einsetzen. Neben der Bürgerinitiative Plattform „Netzwerk Wasser Osttirol“, dem Landschaftsschutzverein Osttirol, der Initiative gegen das Kraftwerk Virgental, sowie der Projektgruppe für das Naturerbe Prossegg-Klamm stellen sich nun auch die Organisationen der österreichweiten Plattform „Flüsse voller Leben“ gegen die Kraftwerkspläne. Diese Plattform besteht aus Naturschutzorganisationen wie WWF, Naturschutzbund, Alpin-, Fischerei- und Kajakverbänden.
„Diese breite Allianz gegen die Zerstörung der Isel soll den Behörden, Politikern und Kraftwerksplanern zeigen, dass diese Pläne nicht mehrheitsfähig und daher nicht genehmigungsfähig sind. Die Isel ist nicht nur die Lebensader Osttirols, sondern beherbergt mit den Umbalfällen Naturschönheiten, die für den Tourismus wichtig sind. Es wäre doch lächerlich, wenn wir bei den Umbalfällen auf die Unversehrtheit der Flüsse hinweisen, die Isel dann einige hundert Meter weiter aufstauen? Wo bleibt da die Ehrlichkeit?“ erklärt Adolf Berger von der Bürgerinitiative Virgental.
Die Isel als letzter ursprünglicher Gletscherfluss der Ostalpen fließt noch frei ohne Stau, Ausleitung oder größeren Schwall von der Quelle bis zur Mündung. „Der Fluss bietet Lebensraum für seltene Arten wie dem vom Aussterben bedrohten und europäisch geschützten Flussuferläufer oder der Deutschen Tamariske“, so Wolfgang Retter, Obmann des Landschaftsschutzvereines Osttirol und Sprecher der Plattform Netzwerk Wasser Osttirol.
Gleich zwei Kraftwerksprojekte bedrohen die Isel. Das größte Kraftwerk soll im Virgental errichtet werden. Dafür müsste die Isel auf zwölf Kilometern Länge in ein Rohr gezwängt und in ein Speicherbecken knapp unterhalb der berühmten Umbalfälle ausgeleitet werden – und das mitten in der Nationalparkregion Hohe Tauern. Dies würde eine massive Verschlechterung der ökologischen Qualität der Isel bedeuten und würde zu einer Verarmung besonders wertvoller – in den Alpen selten gewordener – Flusslebensräume führen. „Ebenso würde auch ein idyllischer Wanderweg, der auch für den Tourismus von großer Bedeutung ist, überflutet werden“, warnt Adolf Berger von der Bürgerinitiative Virgental.
Umweltministerium, Landwirtschaftsministerium und der WWF haben 1998 die Isel als Flussheiligtum ausgezeichnet und sich gemeinsam für ihren dauerhaften Schutz ausgesprochen. Trotzdem ist der Fluss durch die Ausbaupläne der E-Wirtschaft jetzt in Gefahr. „Die Isel muss als letzter frei fließender Gletscherfluss Österreichs in ihrer Ursprünglichkeit und Intaktheit als Natura 2000-Gebiet erhalten bleiben. Sie ist ein wertvoller Erlebnis – und Erholungsraum für die jetzige und die nächste Generation“, so Christoph Walder vom WWF.
Rückfragehinweis:
Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, Email: franko.petri@wwf.at.
Christoph Walder, WWF-Flussexperte, Email: walder@ecotone.at.
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