Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Welt-Artenschutz-Tag: WWF-Reportzeigt 380 neue Arten im Mekong
Ein farbwechselnder Gecko, eine Fledermaus mit fleischigen Daumen und ein Baumfrosch mit moosartiger Haut – das sind nur drei von 380 neu entdeckten Arten in der “Greater Mekong”-Region, auf die der WWF am heutigen Tag der Artenvielfalt mit einem neuen Bericht aufmerksam macht. Demnach haben hunderte Wissenschaftler unterschiedlicher Forschungsinstitute zwischen 2021 und 2022 in Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam 209 Pflanzen, 19 Fische, 24 Amphibien, 46 Reptilien und ein Säugetier aufgespürt – ein deutliches Zeichen für die biologische Vielfalt in diesem einzigartigen Lebensraum: “Die Mekong-Region ist ein wahrer Biodiversitäts-Hotspot. Die verschiedenen Waldtypen, Überschwemmungsregionen und Mangroven sind Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten wie Flussdelfine, Gibbons oder Orchideen. Aber sie alle sind von menschlichen Aktivitäten sehr stark bedroht”, sagt Georg Scattolin, internationaler Artenschutzexperte beim WWF Österreich. So sterben möglicherweise viele Arten aus, bevor sie überhaupt entdeckt werden können. Andere können erst viele Jahre nach ihrem Aufspüren – etwa durch neue Technologien wie DNA-Tests – überhaupt als neue Arten klassifiziert werden. Durch die 380 neu entdeckten Arten steigt die Gesamtzahl der beschriebenen Gefäßpflanzen, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere in der “Greater Mekong”-Region seit 1997 auf 3.389. Der WWF fordert eine Ausweitung der Schutzgebiete: “In dieser Region schlummern noch viele biologische Geheimnisse. Wir müssen diese wertvollen Gebiete grenzüberschreitend und dauerhaft schützen, damit wir die verbleibenden Arten erhalten und auch in den nächsten Jahren einzigartige neue Arten entdecken können”, fordert Scattolin.
Besonders die Fischerei, die Abholzung, der Straßenbau, die illegale Jagd und die Umweltverschmutzung lasten schwer auf der Tier- und Pflanzenwelt der Region. Zerschneidung von Lebensräumen, wie die Veränderung der Wasserwege durch Staudämme, erschweren zudem den Gen-Austausch zwischen den Individuen einer Art. “Indem wir eine Art schützen, schützen wir viele andere – und letztlich unsere Lebensgrundlagen. Umgekehrt gerät ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht, wenn Arten wegfallen”, erklärt Georg Scattolin.
Um die verbleibenden Rückzugsgebiete seltener Tier- und Pflanzenarten zu schützen, arbeitet der WWF mit zahlreichen Partnern in den fünf Ländern der Mekong-Region zusammen. Gemeinsam werden dabei sogenannte Flaggschiff-Arten wie beispielsweise der asiatische Elefant, Irawaddy-Flussdelfine und Tiger, sowie die Wälder und Flüsse, auf die sie angewiesen sind, geschützt. Um das Artensterben zu verhindern, setzt sich der WWF für die Ausweitung von Schutzgebieten, gegen die grausame Schlingfallenkrise und die illegale Jagd, sowie Märkte und den (Online-)Handel mit geschützten Tierarten und deren Teilen ein.
Höhepunkte des Berichts sind:
-
- Die kambodschanische Blaukamm-Agame (Calotes goetzi), eine Echse, die zur Verteidigung ihre Farbe wechseln kann (Titelbild Report)
- Der spektakuläre Fund des Theloderma khoii, ein Baumfrosch, der sich mit seiner moos-ähnlichen Haut perfekt an seine Umgebung anpassen kann
- Der kambodschanische Phnom-Kulen-Gecko Cyrtodactylus kulenensis, mit seinen gebogenen Zehen
- Der nur 20mm kleine orange-rot gestreifte Chameleon-Fisch Dario tigris, der nur in den Ayeyarwady-Gebirgsbächen in Myanmar lebt
- Eine erst 20 Jahre nach ihrem Fund als neue Art identifizierte Fledermaus Myotis hayesi, mit mäuseartigen Ohren und ungewöhnlich dicken Daumen
- Dendrobium fuscifauicum, eine Miniatur-Orchidee, die mit ihrer knallig pinken und gelben Farbe an die “Mahna Mahna”-Muppets erinnert
Weitere Infos:
Der Report zum Download (in Englisch): https://asiapacific.panda.org/newspecies
Fotos: https://wwf-bilder.px.media/share/1684229977qpGxTGr90bK7Y0
News
Aktuelle Beiträge
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltklimakonferenz: WWF fordert konkrete Deadlines für Kohle, Öl und Gas
Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken
WWF fordert starkes Klimaschutz-Kapitel im neuen Regierungsprogramm
Neue ökosoziale Steuerreform, Reduktion des Energieverbrauchs und Klimaschutzgesetz als Kernpunkte – “Mehr Klimaschutz unverzichtbar für zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort”, sagt Ökonomin Sigrid Stagl