Where have all the flowers gone…

5. Dezember 2008 | Presse-Aussendung

Wien, am 5. Dezember 2008 – China ist berühmt-berüchtigt für seine oft bedenkliche Nutzung bedrohter Wildarten in Medizin und Ernährung. „Für die Herstellung von Arzneien werden nicht nur hinlänglich bekannte illegale Produkte aus zermalmten Tigerknochen oder Bärengalle verwendet, sondern vor allem auch tausende Pflanzenarten“, erklärt WWF-Artenschutzexpertin Jutta Jahrl. Das – auch in Österreich boomende – […]

Wien, am 5. Dezember 2008 – China ist berühmt-berüchtigt für seine oft bedenkliche Nutzung bedrohter Wildarten in Medizin und Ernährung. „Für die Herstellung von Arzneien werden nicht nur hinlänglich bekannte illegale Produkte aus zermalmten Tigerknochen oder Bärengalle verwendet, sondern vor allem auch tausende Pflanzenarten“, erklärt WWF-Artenschutzexpertin Jutta Jahrl. Das – auch in Österreich boomende – Geschäft mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat mit dazu beigetragen, dass bereits einige Pflanzenarten am Rand des Aussterbens stehen. „Wir begrüßen die Asiatische Medizin und Naturheilverfahren als wertvolle komplimentäre Behandlungsmethode, weisen aber darauf hin, dass bei der Gewinnung der Rohstoffe unbedingt auf den Artenschutz geachtet werden muss“, so Jahrl. Nicht nur die chinesischen Behörden müssen für verbesserte Handelskontrollen sorgen, sondern auch Importeure, Händler, Apotheker, Ärzte und Patienten in Europa tragen eine Mitverantwortung.

„Die TCM hat sich im Westen als wertvolle Ergänzung der klassischen Schulmedizin sehr gut etabliert“, erklärt Prof. Dr. Andrea Zauner-Dungl, Mitglied im Beirat des österreichischen Gesundheitsministeriums für traditionelle Asiatische Medizin. „Gerade weil mit Hilfe dieser uralten Rezepturen durchschlagende Erfolge etwa beim Schmerzsyndrom, bei chronischen Atemwegserkrankungen oder bei der Magen- und Darmstörungen erzielt werden können, muss die ökologische Nachhaltigkeit bei der Gewinnung der Rohstoffe im Zentrum der Bemühungen stehen!“

Die Traditionelle Chinesische Medizin wird als über 3.000 Jahre altes Heilkundesystem auch im Westen immer beliebter. Da die wichtigsten chinesischen Therapieformen nicht nur bekannte Methoden wie Akupunktur bilden, sondern die Behandlung mit Arzneien und Tees nach alten Rezepten aus Tier- und Pflanzenbestandteilen, steigt der Druck auf diese natürlichen Ressourcen.

WWF und Lebensministerium setzen im Rahmen einer Aufklärungsoffensive über die schonende Nutzung geschützter Heilpflanzen auf Information von Produzenten, Zwischenhändlern und Konsumenten. „Wir begrüßen die Initiative der TCM-Berufsverbände, die sich weltweit dazu verpflichtet haben, keine Bestandteile bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verwenden", erklärt Max Abensperg-Traun, Artenschutzexperte im Lebensministerium.
China verfügt wie kaum ein anderes Land über unvergleichliche Naturschätze und ist zugleich einer der weltgrößten Umschlagplätze für Produkte aus bedrohten Arten. Der Handel mit Rohstoffen für die TCM verzeichnet seit 2003 jährliche Zuwachsraten von 10 Prozent. Neben Asien und Nordamerika ist Europa mit einem jährlichen Importvolumen von 130 Millionen Euro einer der Hauptabnehmer. Dies geht aus dem aktuellen WWF-Report „The State of Wildlife Trade in China“ hervor.

Der WWF und seine Artenhandelsorganisation TRAFFIC haben gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN einen internationalen Standard mit Kriterien für eine nachhaltige Wildsammlung von Heil- und Aromapflanzen erstellt, der nun in zehn Projekten weltweit umgesetzt und optimiert werden soll.

Heilpflanzen-Folder zum Download und weitere Infos: www.wwf.at/Heilpflanzen.

Kontakt und Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 – 250

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