WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
WWF: 2022 wird Jahr des Bodenschutzes
Der massive Flächenfraß ist eine der dringlichsten Umweltkrisen unserer Zeit. Das Bewusstsein dafür ist im vergangenen Jahr in Österreich gestiegen – bei einem Gipfel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden im Oktober war der Bodenschutz das Top-Thema. Doch konkrete Maßnahmen wurden keine gesetzt. Ein dringend nötiger Bodenschutz-Vertrag für ganz Österreich wurde für Herbst 2022 angekündigt. Daher fordert die Naturschutzorganisation WWF Österreich im neuen Jahr höchste Priorität für die Bekämpfung des massiven Bodenverbrauchs. „2022 wird das Jahr des Bodenschutzes. Zu lange wurde nur geredet – jetzt müssen endlich konkrete und verbindliche Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Der Flächenfraß treibt das Artensterben und die Klimakrise voran, schadet unserer Gesundheit und gefährdet die Ernährungssicherheit Österreichs. Die Politik muss endlich ihrer Verantwortung nachkommen und die wertvolle Ressource Boden konsequent schützen“, fordert WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Gesunde Böden erfüllen viele entscheidende Aufgaben: Sie stellen Nahrung, Trinkwasser, saubere Luft und Lebensräume für Tiere und Pflanzen bereit, sorgen für Abkühlung, speichern CO2 und Nährstoffe und dienen nicht zuletzt als Erholungsraum und Rückzugsort für die Menschen.
Bereits vor knapp 20 Jahren hat sich die Bundesregierung ein Bodenverbrauchs-Ziel gesetzt – und es seither konsequent um ein Vielfaches überschritten. Der Bodenverbrauch ist in den letzten beiden Jahrzehnten rund dreimal so schnell gewachsen wie die Bevölkerung. „Die Folgen des Raubbaus an der Natur sind bereits deutlich spürbar. Die Bundesregierung, insbesondere Bundeskanzler Nehammer und die zuständige Landwirtschaftsministerin Köstinger, muss daher in der angekündigten Bodenschutz-Strategie konsequente und verbindliche Maßnahmen verankern“, fordert Schachinger. Insbesondere das im Oktober formulierte Versprechen, den Flächenfraß bis 2030 um mindestens 80 Prozent zu reduzieren, müsse mit höchster Priorität umgesetzt werden. Der dafür notwendige Bodenschutz-Vertrag, der aktuell von einer Arbeitsgruppe unter Leitung des Landwirtschaftsministeriums ausgearbeitet wird, muss spätestens im Herbst 2022 verbindlich von Bund, Ländern und Gemeinden unterzeichnet werden.
Fünf Maßnahmen gegen den Flächenfraß
- Verbindliche Obergrenze gegen den Flächenfraß: Bund, Länder und Gemeinden müssen den Bodenverbrauch bis 2030 verbindlich auf maximal einen Hektar pro Tag begrenzen. Die Bodenschutz-Strategie muss ein solches Ziel vertraglich verankern.
- Bundesweite Leerstandsdatenbank schaffen: Mehr als 40.000 Hektar an Gebäuden, Geschäften und bereits verbauten Flächen, was in etwa der Fläche Wiens entspricht, stehen laut Schätzungen des Umweltbundesamtes leer – aber eine Strategie dagegen fehlt. Daher braucht es rasch eine bundesweite Leerstandsdatenbank und ausreichend Förderungen zur Wiederverwertung und Modernisierung bereits verbauter Flächen.
- Raumordnung in allen Bundesländern ökologisieren: Die fortschreitende Zersiedelung treibt die hohe Bodenversiegelung zusätzlich an. Fixe Siedlungsgrenzen ohne Schlupflöcher zur Umwidmung auf der grünen Wiese sowie Förderungen für grüne, belebte Ortskerne und ausreichend Schutz für ökologisch besonders wertvolle Gebiete müssen gesetzlich festgeschrieben werden.
- Umweltschädliche Subventionen abbauen: Subventionen, die den Klima- und Biodiversitäts-Zielen entgegenwirken, müssen rasch abgebaut und ökologisch vernünftig investiert werden. Eine WIFO-Analyse der umweltschädlichen Subventionen ergab allein in den Bereichen Energie und Verkehr ein jährliches Volumen von 3,8 bis 4,7 Milliarden Euro.
- Zerstörte Lebensräume wiederherstellen: Überdimensionierte Straßen und ebenerdige Parkplätze von Gewerbeparks, Einkaufszentren und im öffentlichen Raum sollen rückgebaut und entsiegelt werden. Parallel dazu braucht es eine breite Naturschutz-Offensive und Investitionen in die Wiederherstellung degradierter Lebensräume, damit sich heimische Arten wieder besser entfalten können.
Massiver Treiber des Artensterbens
Österreich verliert nach wie vor jeden Tag 11,5 Hektar wertvollen Grünraums. Nur noch rund sieben Prozent der Landschaften gelten als unberührt von menschlichen Eingriffen. Heute sind nur noch 14 Prozent der heimischen Flüsse ökologisch intakt und nur noch rund elf Prozent der Wälder naturnah. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur weisen 83 Prozent der bewerteten Arten einen „mangelhaften“ bis „schlechten Zustand“ auf, womit Österreich nur auf dem vorletzten Platz von 28 untersuchten Ländern liegt. Zudem befinden sich 79 Prozent der bewerteten Lebensräume in mangelhaftem oder schlechtem Zustand – hier landet Österreich mit Platz 18 nur im hinteren Mittelfeld.
Verbraucht und versiegelt
Das Umweltbundesamt definiert Bodenverbrauch als den Verlust biologisch produktiver Böden durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen. Knapp die Hälfte davon (41 Prozent) gilt als versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht überzogen.
News
Aktuelle Beiträge
Schlechtes Zwischenzeugnis für Österreichs Renaturierungsplan
Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos










