Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
WWF: Alle Klima- und Energiepläne der EU-Länder fallen in neuer Studie durch – Österreich schneidet besonders schlecht ab
Wien, Brüssel, am 16. Mai 2019. Europas Regierungen haben beim Klimaschutz nach wie vor enorme Probleme, vom Reden ins Handeln zu kommen. Laut einer neuen Studie im Auftrag der European Climate Foundation (ECF) befindet sich kein einziges EU-Mitgliedsland mit seinem derzeitigen Klima- und Energieplan auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050. Selbst Spanien, das im Ranking noch am besten abschneidet, erreicht auf der entsprechenden Skala nur 52,4 Prozent. Österreich liegt mit einem Wert von nur 23,5 Prozent auf dem miserablen 19. Platz unter 28 untersuchten Ländern und damit auch unter dem EU-Durchschnitt (29 Prozent). „Genau davor haben wir gewarnt: Der Entwurf der Bundesregierung ist völlig unzureichend und bei weitem nicht kompatibel mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Mut und Willen für ambitionierte Maßnahmen fehlen, die großen Hebel werden nicht angetastet. Das muss sich jetzt endlich ändern“, sagt Lisa Plattner, Klimaexpertin der Umweltschutzorganisation WWF Österreich, zu den Ergebnissen des 100-seitigen Reports, der von den Fachleuten von Ecologic Institut und Climact im Auftrag der ECF erstellt wurde.
Österreichs Defizite liegen gemäß Report vor allem im fehlenden Ausstiegsplan aus klimaschädlichen Subventionen in Milliardenhöhe, dem niedrigen Ambitionslevel bei der Reduktion der CO2-Emissionen sowie den oft noch zu vagen oder gänzlich fehlenden Informationen zum effizienteren Einsatz von Energie und dem Ausbau Erneuerbarer. Der WWF fordert daher eine echte Trendwende: „Österreich braucht eine echte ökologische Steuerreform, die umweltfreundliches Verhalten belohnt und fossile Energien ausbremst. Umweltschädliche Subventionen müssen rasch abgebaut und umweltfreundlich investiert werden. Parallel dazu braucht es ein großes Energiesparprogramm und eine Mobilitätswende samt massivem Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln und Radwegen. Zusätzlich muss der Gütertransport stärker von der Straße auf die Schiene“, sagt Lisa Plattner. Darüber hinaus müssen erneuerbare Energien naturverträglich ausgebaut werden. „Aufgrund der Klimakrise zählen intakte Ökosysteme zu den besten Versicherungen für Mensch und Natur. Ansonsten sägen wir am Ast, auf dem wir sitzen“, betont Plattner.
Besonders wichtig ist eine wirksame Einbindung der Öffentlichkeit in die Erstellung des nationalen Klima- und Energieplans: „Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Jugend müssen endlich ernsthaft eingebunden werden. Allein der enge Blickwinkel der Politik reicht für einen ambitionierten Klimaplan nicht aus. Denn ein integrativer, sozial gerechter Übergang zu Netto-Null-Emissionen muss gut geplant und breit abgestimmt werden“, argumentiert Lisa Plattner. Die Zeit dafür drängt: nach der bereits für Juni erwarteten Bewertung der EU-Kommission zu den Entwürfen müssen die EU-Länder bis Jahresende die endgültigen Versionen ihrer Klima- und Energiepläne sowie die langfristigen Strategien bis 2050 vorlegen.
Rückfragehinweis:
Sarah Bimingstorfer
WWF-Pressesprecherin
Mobil: +43 676 834 88 216
sarah.bimingstorfer@wwf.at
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