Gemeinsam mit über 100 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
WWF Bankenrating 2019: Schlechtes Zeugnis für Österreichs Banken bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Retailbanken im Umwelt- und Klimacheck des WWF Österreich – Alle bewerteten Banken haben großen Aufholbedarf – Nachhaltigkeit muss im Kerngeschäft der Banken ankommen
Wien, 4. Juli 2019. In einer neuen Studie hat der WWF Österreich gemeinsam mit der Ratingagentur ESG Plus die zehn größten österreichischen Retailbanken untersucht. Dabei wurde ihnen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Gemäß der fünfstufigen Bewertungsskala ist keine der analysierten Banken in Sachen Nachhaltigkeit „visionär“, „richtungsweisend“ oder „zeitgemäß“ aufgestellt. Besonders negativ wirkt sich die fehlende Verankerung der Nachhaltigkeit im Kerngeschäft aus. „Mit diesem Rating existiert erstmals in Österreich eine Übersicht, wie nachhaltig unser investiertes Geld, unsere Kredite und die sonstigen Finanzprodukte tatsächlich sind. Insgesamt ist der Handlungsbedarf riesig, die Banken müssen deutlich mehr für Klima- und Naturschutz tun“, sagt Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich.
Für die Studie haben ESG Plus und WWF Österreich die Bereiche Unternehmensführung, Sparen und Anlagen sowie Kredite und Finanzierungen bewertet. Die Ergebnisse basieren auf Fragebögen an die Banken, Interviews mit den Banken sowie eigenen Recherchen. „Mit einer konsolidierten Bilanzsumme von über 600 Milliarden Euro sowie ihren jeweiligen Veranlagungskriterien und Kreditbedingungen spielen die zehn größten Retailbanken eine Schlüsselrolle für eine ökologische Wirtschaft. Jeder nachhaltig investierte Euro wirkt sich positiv auf unsere Gesellschaft und auf unsere Umwelt aus. Daher müssen die Banken in Zukunft mehr ökologische Standards in ihrem Kerngeschäft verankern und in der Praxis anwenden“, fordert Johanides und verweist auf die gewaltige Herausforderung der Klimakrise und die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens.
Mehr Transparenz bei Sparen und Anlegen
Im Bereich Sparen und Anlegen herrscht besonders großer Handlungsbedarf: die Hälfte der Banken erhält im Zeugnis eine durchschnittliche Bewertung, während die andere Hälfte sogar nur „unterdurchschnittlich“ bzw. „intransparent“ abschneidet. Daran zeigt sich: Nachhaltige Anlageprodukte wie ethische oder grüne Fonds haben in Österreich zwar schon eine gewisse Tradition, allerdings ist der Markt nach wie vor vergleichsweise unterentwickelt. Es handelt sich größtenteils um Nischenprodukte. Eine wirksame Gegenmaßnahme wäre eine höhere Transparenz und bessere Aufklärung der Kundinnen und Kunden. „Die Banken müssen stärker kommunizieren, in welche umwelt- und nachhaltigkeitsrelevanten Aktivitäten und Branchen die veranlagten Gelder fließen. Damit kann auch gezielt das jeweils nachhaltigere Spar- und Anlageprodukt ausgewählt werden“, empfiehlt WWF-Chefin Johanides.
Kredite und Finanzierungen
Abgesehen von Unternehmenskrediten fehlt bei den österreichischen Retailbanken eine konsequente Berücksichtigung von Umweltaspekten im Kreditgeschäft. Mehr als die Hälfte der Banken schneidet hier nur „unterdurchschnittlich“ bzw. „intransparent“ ab, während vier Institute eine „durchschnittliche“ Bewertung erhalten.
Unternehmensführung bereits auf gutem Niveau
Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte sind bei den untersuchten Retailbanken bereits relativ gut in der Unternehmensführung verankert: Fünf Banken sind hier gemäß WWF-Rating „zeitgemäß“ aufgestellt, vier Banken „durchschnittlich“ und eine Bank unter dem Durchschnitt. Allerdings liegt der Fokus oft zu sehr auf reiner Betriebsökologie, also auf dem Einsparen von Energie und Ressourcen bei den Banken selbst, ohne dabei das Kerngeschäft neu auszurichten.
Die Ergebnisse des Gesamtratings „Nachhaltigkeit im Österreichischen Retailbanking 2018/2019“ sind zu finden unter: www.wwf.at/bankenrating2019
Rückfragehinweise:
Sarah Bimingstorfer, Pressesprecherin WWF Österreich
sarah.bimingstorfer@wwf.at, +43 676 83 488 216
Michael Ambacher, Projektleiter Sustainable Finance
michael.ambacher@wwf.at, +43 676 83 488 296
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltklimakonferenz: WWF fordert konkrete Deadlines für Kohle, Öl und Gas
Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken