Gemeinsam mit über 100 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
WWF-Bodenschutz-Barometer zeigt große Defizite beim Kampf gegen Flächenfraß
Laut aktueller Analyse hängen 18 von 22 Regierungsprojekten gegen Bodenverbrauch in der Luft - WWF fordert raschen Umsetzungsplan von Bundeskanzler Kurz und allen zuständigen Ressorts
Wien, am 28. Jänner 2021. Das neue Bodenschutz-Barometer der Naturschutzorganisation WWF Österreich zeigt große politische Defizite beim Kampf gegen den Flächenfraß. Von 22 untersuchten Bodenschutz-relevanten Punkten im Regierungsprogramm stehen 18 noch auf Rot und vier auf Gelb. Mehr als ein Jahr nach der Angelobung der Bundesregierung steht die Ampel bei keiner Maßnahme auf grün. Der WWF fordert daher einen raschen Umsetzungsplan von Bundeskanzler Sebastian Kurz und allen zuständigen Ressorts, um den überschießenden Bodenverbrauch einzudämmen. „Im Schatten der Coronakrise ist der Bodenschutz sträflich vernachlässigt worden. Ohne Trendwende nimmt die Politik massive Umweltprobleme in Kauf, riskiert unsere Ernährungssicherheit und gefährdet die Lebensqualität“, sagt WWF-Expertin Maria Schachinger. Derzeit verfehlt Österreich mit einer Verbauungsrate von umgerechnet 13 Hektar pro Tag selbst das eigene Nachhaltigkeitsziel (2,5 Hektar) um mehr als das Fünffache. Der Bodenverbrauch ist im langjährigen Vergleich deutlich schneller gewachsen als die Bevölkerung.
Die WWF-Auswertung zeigt anhand eines Ampelsystems den Stand der im Regierungsprogramm versprochenen Maßnahmen mit Bodenschutz-Relevanz. Das Barometer zeigt, inwiefern die Vorhaben entweder bereits erfolgreich und vollständig (grün), teilweise (gelb) oder noch gar nicht umgesetzt sind (rot). „Die Corona-Krise darf keine Ausrede dafür sein, dringend notwendige Maßnahmen gegen den Flächenfraß auf die lange Bank zu schieben. Gerade jetzt müssen wir eine intakte Natur als unsere Lebensgrundlage anerkennen und besser vor der Verbauung schützen“, fordert WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Besonders dringend umzusetzen sind die versprochene Strategie für sparsamen Flächenverbrauch sowie der Zielpfad zur Reduktion des Bodenverbrauchs auf netto 2,5 Hektar pro Tag bis 2030. „Diese Pläne müssen ambitioniert ausfallen und von konkreten Maßnahmen begleitet werden, um nicht wieder als Papiertiger zu enden“, sagt WWF-Expertin Maria Schachinger.
Der Koalitionspakt nennt zum Beispiel eine Leerstandsdatenbank, die Stärkung der überregionalen Raumplanung, eine Ökologisierung der Wohnbauförderung sowie einen „Vorrang von Nachverdichtung vor der Versiegelung grüner Wiesen“. Ebenfalls geplant wäre ein „verpflichtender und unabhängiger Klimacheck“, der bei neuen und bestehenden Gesetzen, Verordnungen und Bund-Länder-Vereinbarungen auch den Bodenverbrauch einbezieht. „Anspruch und Wirklichkeit klaffen derzeit noch weit auseinander. Das muss sich dringend ändern“, fordert Maria Schachinger. Das gilt auch für die versprochene Schaffung neuer und Erweiterung bestehender Nationalparks sowie weiterer Schutzgebiete gemeinsam mit den Bundesländern.
Einige kleinere Zwischenschritte gibt es aus WWF-Sicht bei der Erneuerung der Biodiversitätsstrategie, der öko-sozialen Steuerreform und dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, bei dem die Bundesregierung „strenge Kriterien in Bezug auf Ökologie und Naturverträglichkeit“ versprochen hat. „Das Bodenschutz-Barometer steht hier zwar schon auf gelb, aber für eine wirksame Umsetzung fehlt noch sehr viel“, sagt Maria Schachinger vom WWF.
Der WWF (World Wide Fund for Nature) Österreich fordert unter dem Motto “Natur statt Beton” einen umfassenden Bodenschutzvertrag von Bund und Ländern, um den Flächenfraß auf allen Ebenen einzudämmen. Besonders wichtig sind die ambitionierte Ökologisierung der Raumordnung und des Steuersystems, der rasche Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie eine Naturschutz-Offensive.
Das WWF-Bodenschutzbarometer zum Downloaden: (WWF-Bodenschutz-Barometer: Bewertung der Regierungsprojekte im Ampelsystem – Jänner 2021)
Rückfragehinweis:
Volker Hollenstein
Leitung Politik und Presse WWF Österreich
volker.hollenstein@wwf.at
+43 664 501 31 58
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltklimakonferenz: WWF fordert konkrete Deadlines für Kohle, Öl und Gas
Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken