Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Ab 15. Juli verhandelt die internationale Meeresbodenbehörde (ISA) in Jamaika über das Schicksal der Tiefsee, die einen der artenreichsten und faszinierendsten Lebensräume der Welt darstellt. Bei der Versammlung diskutieren 168 Mitgliedsstaaten – darunter Österreich – über die Zukunft des kommerziellen Tiefseebergbaus. Die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) warnt im Vorfeld vor einer schrankenlosen Ausbeutung der Tiefsee und fordert im Sinne des Vorsorgeprinzips ein wirksames Moratorium bis alle Auswirkungen auf die Meeresumwelt wissenschaftlich bekannt sind: “Tiefseebergbau könnte verheerende Folgen für die Artenvielfalt und die Umwelt haben. Daher muss die Politik rasch die Stopptaste drücken, damit in der Tiefsee nicht die gleichen Fehler passieren wie an Land“, sagt WWF-Meeres-Experte Georg Scattolin.
Anstelle des Tiefsee-Bergbaus fordert der WWF eine bessere Nutzung der vorhandenen Metalle und Mineralien. “Wir müssen die vorhandenen Ressourcen sorgfältiger nutzen und die Kreislaufwirtschaft fördern, anstatt unseren Planeten komplett auszubeuten. Eine echte Wende beginnt beim Senken des viel zu hohen Verbrauchs. Auch beim Recycling gibt es noch sehr viel Luft nach oben”, sagt Georg Scattolin vom WWF. Auch die Dachorganisation der Europäischen Wissenschaftsakademien geht davon aus, dass für die Erreichung der Klimaziele bzw. für den Ausbau Erneuerbarer Energien die Aufnahme des kommerziellen Tiefseebergbaus nicht zwingend notwendig und daher verzichtbar ist.
Stilles Artensterben droht
Neben der direkten Zerstörung von Lebensräumen könnten beim Tiefseebergbau giftige Chemikalien und Abfallprodukte ins Meer gelangen. Zugleich würde eine zusätzliche Lärmbelastung für besonders sensible Lebewesen erzeugt. Dazu kommen potenziell negative Folgen für die Fischerei und zukünftige wissenschaftliche Entdeckungen. “90 Prozent der zuletzt gefundenen Arten in der Tiefsee sind neue Entdeckungen. Derzeit wissen wir weniger über die Tiefsee als über die Oberfläche des Mondes. Am Meeresgrund schlummern noch zahlreiche Geheimnisse, die wir keinesfalls durch eine ungezügelte Gier auf Rohstoffe gefährden dürfen”, sagt Georg Scattolin.
Der Meeresboden ist nicht nur von immensem Wert für die Biodiversität, sondern die Tiefsee ist auch ein riesiger CO₂-Speicher. Damit leistet sie einen großen Beitrag zum Klimaschutz. “Unsere Ozeane sind jetzt bereits am Limit. Sie stehen unter massivem Druck aufgrund der Überfischung und der eskalierenden Klimakrise. Wenn sich die Lage durch den Tiefseebergbau weiter verschärft, könnte das den Kollaps für Meeresökosysteme bedeuten”, warnt Georg Scattolin vom WWF Österreich.
Bilder und O-Töne hier.
Weitere Infos zum Thema Tiefseebergbau hier.
News
Aktuelle Beiträge
Artenschutz-Bilanz: WWF kürt “Gewinner und Verlierer des Tierreichs 2024”
Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF-Erfolge: Zahlreiche Tiger-Meilensteine aus 2024
Was für ein Jahr: Die Tiger kehren nach Kasachstan zurück, in Thailand steigen die Tiger-Zahlen und in Malaysia konnten aktive Schlingfallen um 98% verringert werden. Wir zeigen ein paar der Tigerschutz-Erfolge aus dem Jahr 2024.
Neue steirische Landesregierung: WWF kritisiert schwache Bodenschutz-Pläne
Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert