Gemeinsam mit über 100 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
WWF: Erster Fünf-Länder-Biosphärenpark der Welt anerkannt
Mit der heutigen UNESCO-Anerkennung des ersten fünf Länder übergreifenden Biosphärenparks der Welt entsteht Europas größtes Flussschutzgebiet. Es erstreckt sich über 700 Kilometer entlang der Mur, Drau und Donau, reicht von Österreich über Slowenien, Kroatien und Ungarn bis nach Serbien und umfasst eine Gesamtfläche von 930.000 Hektar. „Mit der Anerkennung schreiben die beteiligten Länder Naturschutzgeschichte. Der Biosphärenpark ist ein leuchtendes Erfolgsbeispiel für grenzüberschreitenden Naturschutz, der in Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens zur Überlebensfrage wird“, sagt Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich. Die Umweltschutzorganisation trieb die Etablierung des Schutzgebiets in den letzten 20 Jahren maßgeblich voran. Der sogenannte ‚Amazonas Europas‘ gilt als die wertvollste zusammenhängende Flusslandschaft des Kontinents. Das einzigartige Ökosystem beherbergt mit über 150 Brutpaaren die höchste Seeadlerdichte Europas und ist Rastplatz für mehr als eine Viertelmillion Wasservögel.
Das Herzstück des ‚5-Länder Biosphärenpark Mur-Drau-Donau‘ bilden die geschützten 280.000 Hektar Auenlandschaften entlang der Flüsse. Das Schutzgebiet entspricht weit mehr als der Gesamtfläche aller Nationalparks in Österreich oder der 30-fachen Fläche des Nationalparks Donau-Auen. Das Kerngebiet ist von einer Übergangszone im Ausmaß von rund 650.000 Hektar umgeben, die großes Potential für nachhaltige Land- und Forstwirtschaft sowie sanften Tourismus birgt. In der Region leben und arbeiten etwa 900.000 Menschen. Eine Abkehr von der Naturausbeutung – beispielsweise durch zerstörerische Wasserkraftprojekte und Flussregulierungen – bringt viele Vorteile: „Intakte Auen schützen Siedlungen vor Hochwasser, garantieren die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, bieten wertvollen Erholungsraum und sichern Einkommen durch nachhaltigen Tourismus“, erklärt WWF-Projektleiter Arno Mohl.
Modellregion für Naturschutz und nachhaltige Regionalentwicklung
„Die UNESCO-Anerkennung ist ein Meilenstein in der Entstehung einer mitteleuropäischen Modellregion, in der Naturschutz und nachhaltige Regionalentwicklung Hand in Hand gehen“, ist Mohl überzeugt. Projekte im Gesamtvolumen von rund 20 Millionen Euro werden bereits umgesetzt und von der Europäischen Union kofinanziert. So schaffen Flussrevitalisierungen wertvollen Lebens- und Erlebnisraum sowie Impulse für die lokale Wirtschaft – auch in ersten Pilotprojekten an der steirischen Mur. Die LifelineMDD-Initiative erarbeitet die fachlichen Grundlagen für eine länderübergreifende Revitalisierungs-Offensive. Im Oktober eröffnet der ‚Amazon of Europe Bike Trail‘. Der Radweg führt von Mureck in der Steiermark bis nach Serbien. Sport- und Naturinteressierte können Fahrradtouren inklusive Gepäcktransport sowie Exkursionen zu den Natur- und Kulturschätzen entlang der Mur, Drau und Donau buchen.
Hintergrund
Der WWF engagiert sich, mit Unterstützung der MAVA Stiftung und der Firma Asamer, in Zusammenarbeit mit regionalen Naturschutzpartnern seit den 1990er Jahren für den Erhalt der wertvollsten zusammenhängenden Flusslandschaft Europas. 2011 beschlossen die Umweltminister der fünf Länder die Gründung des Biosphärenparks. 2012 erhielten die Flussgebiete von Kroatien und Ungarn den Biosphärenpark-Status, gefolgt von Serbien (2017) und Slowenien (2018). 2019 wurden 13.000 Hektar Flusslandschaft der südoststeirischen Mur – getragen von den Gemeinden Bad Radkersburg, Halbenrain, Mureck und Murfeld – als ‚Biosphärenpark Unteres Murtal‘ ausgewiesen. Jetzt sind die einzelnen Biosphärenparks unter einem gemeinsamen Dach und UNESCO-Patronanz vereint. Österreich war beim Zustandekommen der Anerkennung federführend beteiligt – neben dem WWF das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, das Land Steiermark sowie das MAB-Nationalkomitee der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Der ‚5-Länder Biosphärenpark Mur-Drau-Donau‘ ist ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie. Bis 2030 hat sie unter anderem zum Ziel, 25.000 km Flüsse zu renaturieren und 30 Prozent der EU-Landfläche zu schützen.
Mehr Informationen: www.amazon-of-europe.com/de
Amazon of Europe Biketrail: aoebiketrail.com/de
LifelineMDD-Projekt: www.interreg-danube.eu/approved-projects/lifelinemdd
WWF-Projektleiter Mur-Drau-Donau:
DI Arno Mohl
+43 676 83 488 300
arno.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!
Weltklimakonferenz: WWF fordert konkrete Deadlines für Kohle, Öl und Gas
Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Was wir von der Klimakonferenz COP 29 erwarten
© adobestock/Jon Le BonZwei sehr wichtige Wochen für das Klima: Von 11. – 22. November 2024 findet die 29. Internationale Klimakonferenz in Baku/ Aserbaidschan statt. Dieser...
Weltnaturkonferenz: WWF kritisiert fehlende Fortschritte
Wichtige Beschlüsse zur Finanzierung ausständig, der Politik fehlen Ambition und Konsequenz – Vorläufiges Scheitern der Konferenz als “herbe Enttäuschung”
Neue Studie: Über 1.000 Flusskilometer mit hohem Renaturierungs-Potenzial in Österreich
Große heimische Flüsse auf Verbauungsgrad analysiert – WWF fordert Schwerpunkt auf Flüssen im österreichischen Renaturierungsplan und Schutz frei fließender Strecken