Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es um die Böden in Österreich steht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass...
WWF fordert Abrissplan: Unnötige Querbauwerke abreißen und Flüsse lebendiger machen
Wien, am 19. Mai 2020. Aufgrund des schlechten Zustands der heimischen Flüsse fordert der WWF Österreich einen bundesweiten Sanierungsplan inklusive des Abrisses veralteter und unnötiger Querbauwerke. Denn unsere Flüsse können nur mehr auf 17 Prozent des gesamten Gewässernetzes frei fließen. Mit rund 28.700 unpassierbaren Flussbarrieren gibt es im Schnitt laut Angaben des Umweltministeriums alle 900 Meter ein unpassierbares Hindernis. Zusammen mit der extrem hohen Wasserkraftnutzung sind Flussregulierungen eine massive Belastung für die Flussökosysteme. Bereits 60 Prozent aller Fischarten Österreichs gelten als gefährdet. „Der Abbau veralteter Querbauwerke schafft wertvollen Lebensraum in unseren Flüssen und kann den früheren Fischreichtum wiederherstellen“, sagt WWF-Gewässerökologin Bettina Urbanek. Die Umweltschutzorganisation wendet sich daher gegen Subventions-Forderungen der Kleinwasserkraft für den Umbau von Querbauwerken: „Neue Kraftwerke und Turbinen würden die ökologische Situation vor allem für Fische nochmals verschlechtern. Zudem würde die überfällige Sanierung der Gewässer wieder um Jahrzehnte verhindert werden. Fischaufstiegshilfen sind immer nur eine Notlösung“, warnt Urbanek.
Auch aus energiewirtschaftlicher Sicht sind Ökostrom-Förderungen in anderen Technologien weit besser angelegt, wie eine Studie des Energieinstituts der Johannes Kepler Universität Linz aus 2018 belegt. Demnach eignen sich von 9.148 untersuchten Querbauwerken Oberösterreichs nur 14 Prozent überhaupt für Umrüstungen. Alle potenziellen 1.300 Standorte könnten zusammen genommen gerade einmal soviel Energie erzeugen, wie ein einziges durchschnittliches Kleinkraftwerk (12,2 GWh bzw. Engpassleistung von 2,2 MW). Weiters ist an diesen Standorten noch nicht einmal geprüft, ob ein solcher Umbau überhaupt ohne ökologische Verschlechterungen möglich wäre. „Die bisher ventilierten Umbaupläne halten keiner vernünftigen Kosten-Nutzen-Rechnung stand und sollten somit schon gar nicht mit dem Geld der Stromkundinnen und Stromkunden gefördert werden“, sagt Bettina Urbanek mit Blick auf die die laufenden Gespräche über eine Reform der Ökostromförderung.
Die Möglichkeit, Gewässer durchwandern zu können, entscheidet über das Überleben zahlreicher Arten. Besonders betroffen von den tausenden Barrieren sind daher die Mittel- und Langdistanzwanderer unter den Fischarten, wie etwa Nase, Barbe oder Huchen. „Viele Querbauwerke sind inzwischen obsolet und könnten ohne negative Auswirkungen entfernt werden. Das betrifft auch Wasserkraftwerke, die nicht mehr in Betrieb sind und daher keinen Strom mehr produzieren. Laut der Studie von Pöyry für Österreichs Energie sind das über 1.100 Anlagen. Bei anderen Bauten eignet sich oft der Umbau zu einer so genannten aufgelösten Rampe, die eine Durchwanderbarkeit ermöglicht, ohne den Hochwasserschutz zu beinträchtigen“, sagt WWF-Expertin Urbanek. Vorbildprojekte aus Frankreich, Finnland, Dänemark und Deutschland zeigen, dass sich die gefährdete Gewässerfauna nach dem Abriss unnötiger Querbauwerke rasch erholen kann.
Auch laut EU-Recht (Wasserrahmenrichtlinie) müssen Flusshindernisse saniert, gänzlich entfernt oder zumindest bestmöglich passierbar gemacht werden. In der ersten Periode des Nationalen Gewässerschutzplans 2009 bis 2015 wurden aber nur rund 1.000 Barrieren durchgängig gemacht. Bettina Urbanek: „Für gesunde klima-fitte Flüsse muss die Politik das Tempo jetzt deutlich erhöhen. Gewässersanierungen wirken sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus, sondern schaffen und sichern auch Arbeitsplätze.“
WWF fordert Rettungsplan für Flüsse
Laut einer aktuellen BOKU-Studie können Österreichs Flüsse nur noch auf rund 5.500 Kilometern von etwa 32.000 insgesamt frei fließen. Als Teil eines Rettungsplans fordert der WWF eine Wiederaufstockung der seit fünf Jahren fehlenden Finanzierung für die ökologische Gewässersanierung sowie die Etablierung von klaren Naturschutzkriterien für die Vergabe der Ökostrom-Subventionen. „Insbesondere Schutzgebiete und die letzten intakten Flussstrecken müssen frei von neuen Wasserkraftanlagen bleiben“, fordert Bettina Urbanek angesichts des hohen Ausbaugrades mit bereits über 5.200 Wasserkraftwerken sowie Plänen für hunderte neue Anlagen.
Rückfragehinweis:
Bettina Urbanek, WWF Österreich, Gewässerschutz-Expertin, Tel.: 0676 834 88 275, E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at
Vincent Sufiyan, WWF Österreich, Pressesprecher, Tel.: 0676 834 88 308,
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Luchsin Talìa hat Nachwuchs bekommen
Im Mai 2023 wurde Luchsdame Talìa freigelassen. Knapp ein Jahr später hat sie nun Nachwuchs bekommen – vermutlich nach einem Rendezvous mit Männchen Miha. Eine tolle Bestätigung für das Projekt „ULyCA2“.
WWF-Erfolg: Großer Uferschwalben-Brutplatz an der Drau geschützt
Kroatische Gemeinde Ðelekovec stellt seltenen Vogelarten ein Steilwandufer zur Verfügung. Einer der größten Brutplätze für Uferschwalben, Bienenfresser und Eisvögel an der Drau ist somit gesichert.
WWF-Bodenreport: Politik verfehlt Bodenziel um 110.000 Hektar
Umweltschutzorganisation warnt vor Versiegelung als Sicherheitsrisiko für Österreich – WWF fordert nationalen Schulterschluss mit “Bodenschutz-Vertrag”
WWF am Tag der Regenwälder alarmiert: Naturparadiese stehen vor dem Kollaps
Regenwälder weltweit in dramatischem Zustand – Umweltschutzorganisation warnt vor kritischen Kipp-Punkten in den artenreichsten Lebensräume der Erde
Good News: Iberische Luchse weniger gefährdet
In Spanien und Portugal ist die Anzahl der Iberischen Luchse seit 2022 um 21% gestiegen. Die Art wurde nun von der Roten Liste der IUCN im Gefährdungsstatus herabgestuft. Wir freuen uns, denn das bestätigt unsere Arbeit vor Ort.
Artenschutz im Urlaub: WWF warnt vor Souvenirs aus seltenen Tieren und Pflanzen
Umweltschutzorganisation warnt vor tierischen Urlaubsmitbringseln: “Bedrohte Arten haben im Koffer nichts zu suchen” – WWF-Souvenir-Ratgeber bietet Orientierung
WWF: Neues Renaturierungsgesetz ist “großer Sieg für die Natur”
Umweltschutzorganisation sieht Beschluss als wichtigen Fortschritt für Natur- und Klimaschutz – Umweltministerin Gewessler hat wertvolles EU-Gesetz gerettet
Good News: Europa sagt mit Renaturierungsgesetz Ja zur Natur
Ein historischer Fortschritt der europäischen Umweltpolitik: Das EU-Renaturierungsgesetz wurde beschlossen! Ein großer Sieg für die Natur – und damit ein Gewinn für uns alle.