Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF fordert Maßnahmenpaket für zukunftsfitte Wälder
Heimische Wälder leiden unter den extremen Wetterphänomenen der Klimakrise – Naturnahe Wälder erfüllen wichtige Klimaschutzfunktionen – WWF fordert besseren Schutz für Österreichs Wälder
Wien, am 4. August 2021 – Extreme Wetterereignisse werden aufgrund der Klimakrise immer häufiger – und bringen die heimischen Wälder zunehmend in Bedrängnis: „Trockenheit und Dürre sind erhebliche Stressfaktoren und machen den Wald anfälliger für Stürme und Schädlingsbefall“, erklärt Karin Enzenhofer, Waldexpertin beim WWF Österreich. Deshalb fordert die Naturschutzorganisation die Umsetzung eines Maßnahmenpakets, um Österreichs Wälder zukunftsfit zu machen: „Wir müssen naturnahe Waldgebiete besser schützen und diesen Schutz für Waldbesitzer attraktiv machen. Naturnahe Wälder speichern besonders viel CO2 und sind wesentlich widerstandsfähiger als die weit verbreiteten Monokulturen. Außerdem sind sie Hotspots der Artenvielfalt und Erholungsorte für die Bevölkerung.“
Naturnahe Wälder binden wesentlich länger und wesentlich mehr Kohlenstoff als intensiv bewirtschaftete Wälder. „Der Holzvorrat in Naturwäldern liegt im Schnitt bei über 600 Vorratsfestmetern pro Hektar. Im gesamten österreichischen Wald liegt der Durchschnitt bei nur 291 Festmetern, also bei weniger als der Hälfte. Dennoch will uns die Forst-Lobby weismachen, dass die Ressource Holz unerschöpflich ist und ruhig weiter ausgebeutet werden kann“, kritisiert Enzenhofer. „Damit unser Wald seine Funktion als Klimaanlage, Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für unzählige Organismen ausüben kann, müssen Politik und Forstwirtschaft aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und aufhören, die übermäßige Bewirtschaftung der Wälder als Klimaschutzmaßnahme zu betiteln“, fordert die Expertin.
Derzeit können nur elf Prozent der heimischen Wälder als natürlich oder sehr naturnah eingestuft werden und nur 0,8 Prozent sind effektiv geschützt. Gleichzeitig verstärkt die intensive Bewirtschaftung mit zu vielen Monokulturen, übermäßigen Entnahmen und einem wuchernden Forststraßenbau die Anfälligkeit der Wälder. Auf diese Weise werden die strapazierten Waldflächen leichter Opfer von Borkenkäfer und Hitze – und dadurch in weiterer Folge zu Kohlenstoff-Emittenten. Das liegt daran, dass die schadhaften Bäume aus dem betroffenen Gebiet geräumt und verbrannt werden, woraufhin aus dem ungeschützten Boden CO2 ausgast.
WWF-Maßnahmenpaket für zukunftsfitte Wälder:
- Klimaschutz ins Forstgesetz: Neben der Erholungs-, Wohlfahrts-, Schutz- und Wirtschaftsfunktion muss auch die Klimaschutzfunktion von Naturwäldern im Forstgesetz verankert werden. Dadurch erhalten alte naturnahe Wälder automatisch einen höheren Schutzwert als stark bewirtschaftete Wälder – und können ihrer Rolle als Kohlenstoffsenken besser gerecht werden.
- Näher an der Natur arbeiten: Das forstwirtschaftliche Bekenntnis zur Nachhaltigkeit bedeutet oft nichts anderes, als dass die Erntemenge den verbleibenden Holzvorrat im Wald nicht überschreiten darf. Wirklich nachhaltiges Arbeiten erfordert jedoch ein Mindestmaß an Natürlichkeit auf der gesamten Waldfläche – darunter fallen unter anderem der Erhalt und die Förderung von Biotopbäumen und Altholzinseln sowie der Verzicht auf ein zu dichtes Forststraßennetz und auf die Zucht exotischer Baumarten, die langfristig kontraproduktiv sind.
- Management von Schutzgebieten besser regeln: In vielen Fällen ist die Rechtssituation in Natura-2000-Gebieten intransparent, weil sowohl die Schutzziele, als auch die Zuständigkeiten dafür nur unklar oder unverständlich geregelt sind. Das hat zur Folge, dass ein effektiver Schutz in der Praxis nicht umgesetzt werden kann, weil die Ziele zu allgemein oder zu schwammig formuliert sind. Deshalb braucht es verbindliche Managementpläne für die Erreichung der Naturschutzziele sowie eine Überarbeitung der relevanten Rechtsmaterien, wie etwa des Forstgesetzes.
- Fördersystem neu ausrichten: Das Fördersystem muss auf die Klima- und Biodiversitätskrise ausgerichtet werden und jene Waldbesitzer, die sich schon jetzt aktiv für Klima- und Artenschutz einsetzen stärker unterstützen – ebenso wie jene, die gerne mehr machen würden, aber nicht die Mittel dazu haben. Derzeit sind die Förderungen für Naturschutz im Wald insgesamt viel zu gering und zu unattraktiv ausgelobt, was auch für den neuen Waldfonds gilt.
- Waldforschung stärker fördern: Die Daten zu natürlichen und naturnahen Wäldern sind lückenhaft und veraltet. Die aktuellste offizielle Erhebung zur Natürlichkeit von Österreichs Wäldern ist knapp 25 Jahre alt.
Rückfragehinweis:
Valentin Ladstätter
Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83488 257
valentin.ladstaetter@wwf.at
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