WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF fordert Neuausrichtung der Tiwag

Anlässlich des Sonderlandtages zur Tiwag fordert die Naturschutzorganisation WWF eine völlige Neuausrichtung des Landesenergieversorgers. „Die Tiwag muss sich grundlegend wandeln und zu einem ökologischen, transparenten und sozial gerechten Energieversorger für Tirol werden”, fordert Bettina Urbanek vom WWF im Vorfeld des Sonderlandtages am Dienstag mit Blick auf die angekündigte Neubesetzung von zwei Tiwag-Vorständen. Insbesondere Landeshauptmann Anton Mattle sei gefordert, mit den neuen Tiwag-Vorständen auch eine naturverträgliche Energiestrategie der Tiwag zu beauftragen und die Notbremse bei den Plänen zum Mega-Ausbau des Kraftwerks Kaunertal zu ziehen. „Die Tiwag hat viel zu viel Geld in das völlig veraltete und fehlerhafte Kaunertal-Projekt gesteckt. Damit blockiert der Konzern eine umfassend naturverträgliche Energiewende”, sagt Urbanek.
Der WWF fordert vom Landesenergieversorger massive Investitionen in die Photovoltaik und die Energienetze, damit die Klimaziele bis 2030 naturverträglich erreicht werden können. „Allein mit der Überdachung von Tiroler Großparkplätzen wären 430 GWh Sonnenstrom pro Jahr möglich”, nennt Urbanek ein Beispiel. Hingegen würde das Kaunertal-Projekt eine inakzeptable Naturzerstörung bedeuten, weil der Ausbau nicht natur- und klimaverträglich realisiert werden kann. Auch nach 15 Jahren Planung fordern Gutachter:innen in 29 von 45 Fachbereichen zahlreiche Änderungen und weiterführende Untersuchungen.
Wertvolle hochalpine Moor- und Feuchtgebietsflächen in der Größe von neun Fußballfeldern würden für immer zerstört und dem Ötztal – bereits jetzt eines der trockensten Täler Tirols – in der Klimakrise jährlich mehr als 290 Millionen Kubikmeter Flusswasser entzogen, also rund der siebenfache Jahresbedarf Innsbrucks. Dadurch würden im Ötztal nicht nur die Wasserversorgung und Landwirtschaft ernsthaft gefährdet, sondern auch die Flora und Fauna der Ötztaler Ache massiv geschädigt und der Tourismus durch Wegfall der Kajak- und Raftingsportmöglichkeiten sowie Schädigung des gewohnten Talbildes existenziell beeinträchtigt.
Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal ist auch energiewirtschaftlich unnötig, trotz der gestiegenen Anforderungen in der Energiewende. Denn bereits heute gibt es im Wasserkraftsektor sehr hohe Kapazitäten bei Speicherkraftwerken mit einer Gesamtleistung von rund 4.800 Megawatt und Pumpspeicherkraftwerken mit rund 4.100 Megawatt, dazu sind weitere 1.100 Megawatt Leistung bereits in Planung oder in Genehmigungsverfahren.
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