Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF kritisiert Verbauungswahn: Neue Bilder zeigen dramatische Naturzerstörung im Längental
Verbauung des Tiroler Längentals gestartet: Das naturnahe Hochtal soll hinter einer 113 Meter hohen Staumauer untergehen – WWF kritisiert zerstörerischen Umgang mit der Natur für Tiroler Energiepläne
Innsbruck / Wien, am 25. Mai 2020. Neue Fotos von Bauarbeiten im Längental zeigen die verheerenden Folgen des geplanten Speichersees für das Kraftwerk Kühtai. Laut den Plänen der Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) soll ein einzigartiger Lebensraum hinter einer 113 Meter hohen Staumauer verschwinden. Rund 70 Hektar Natur werden durch den Bau des Speichers zerstört, darunter sind viele besonders schützenswerte Lebensräume wie Moore, Quellfluren, mäandrierende Bachstrecken und artenreiche Weiden. Ein Großteil der letzten intakten Wildbäche des Ruhegebiets Stubaier Alpen wird verbaut und abgeleitet. „Das bedeutet nicht weniger als die Zerstörung des einzigartigen und besonders artenreichen Längentals. Dieser kurzsichtige Verbauungswahn muss endlich ein Ende haben“, sagt Bettina Urbanek, Gewässerschutzexpertin des WWF Österreich. „Gerade Wasserkraftwerke werden immer wieder mit fragwürdigen Ausnahmen durchgeboxt. Daher muss die Bundesregierung in Zukunft wirksame Naturschutz-Kriterien für die Energiewende verankern.“
Um die Bauarbeiten im Schutzgebiet zu ermöglichen, wurde zuvor eigens das Tiroler Naturschutzgesetz abgeändert und mit mehreren Ausnahmen versehen. „Tirol vermarktet sich derzeit im Ausland wieder als Naturland, aber die Realität sieht oft völlig anders aus. Aufgrund vieler Schlupflöcher werden immer wieder Naturjuwele zerstört“, kritisiert Bettina Urbanek. Besonders alarmierend: Bei den dramatischen Bildern von Erdumwälzungen und Entwurzelungen im Längental handelt es sich lediglich um erste Vorarbeiten. Wird das Projekt realisiert, wäre es die größte Hochgebirgs-Baustelle seit Jahrzehnten. Die Bauarbeiten würden zu massiven Beeinträchtigungen durch Lärm, Staub, Baustellenverkehr, offene Bodenwunden und Hubschrauberflüge führen. Zur Befüllung des Stausees sollen 80 Prozent des Wassers der Bäche Fernaubach, Daunkogelfernerbach und Unterbergbach aus dem Stubaital sowie der Bäche Fischbach, Schranbach und Winnebach aus Seitentälern des Ötztals in den Speicher gepumpt werden.
WWF fordert stärkeren Schutz für die Natur – Bundesregierung gefordert
Das Bauvorhaben im Längental zeigt einmal mehr, dass der Schutz ökologisch wertvoller Landschaften und der damit verbundenen Flüsse verstärkt werden muss. „Während für die Sanierung unserer Gewässer in Zukunft wieder 25 Millionen Euro pro Jahr fließen sollen, betragen allein die Kosten dieses jenseitigen TIWAG-Projekts über 800 Millionen Euro, das zum Teil sogar in einem strengen Schutzgebiet liegt. Das verdeutlicht, dass die Bundesregierung neben der Sanierung vor allem den vorbeugenden Schutz verbessern muss. Genau deshalb braucht es hohe Standards und wirksame Naturschutzkriterien im geplanten Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz. Neue Kraftwerke in Schutzgebieten darf es in Zukunft nicht mehr geben“, fordert Bettina Urbanek.
Die Fotos der aktuellen Bauarbeiten wurden dem WWF Österreich von Anna Schöpfer, Gewässerökologin der Universität Innsbruck zur Verfügung gestellt. Honorarfreie Verwendung unter Angabe des Foto-Credits: © Anna Schöpfer
Rückfragen und Kontakt:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel.: 0676 83488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Bettina Urbanek, Gewässerschutz-Expertin WWF Österreich, Tel. 0676 83488 275, E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.