Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
WWF-Monitoring zeigt Stillstand beim Bodenschutz

Das vom WWF Österreich erstellte Bodenschutz-Barometer zeigt weiterhin große Lücken und Defizite: Von 22 Versprechen zum Bodenschutz im Regierungsprogramm stehen 15 immer noch auf Rot. Fortschritte gibt es laut dem WWF-Monitoring bei sieben Projekten, nur zwei davon stehen bereits auf Grün. Der WWF fordert daher mehr Tempo und einen umfassenden Bodenschutz-Vertrag. „Auch nach drei Jahren Regierungsarbeit sind 90 Prozent der versprochenen Vorhaben entweder gar nicht oder nur teilweise umgesetzt: Das muss sich dringend ändern”, sagt WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories. Besonders wichtig: “Die geplante Bodenschutz-Strategie muss ambitionierte Ziele und wirksame Maßnahmen enthalten, um die tägliche Zerstörung unserer Natur einzudämmen. Besonders der zuständige Landwirtschaftsminister ist hier gefordert“, sagt Pories. Angesichts eines Bodenverbrauchs von im Schnitt 11,3 Hektar pro Tag verfehlt die Bundesregierung ihr eigenes Nachhaltigkeitsziel (2,5 Hektar bis 2030) derzeit um mehr als das Vierfache.
Anhand eines Ampelsystems bewertet das WWF-Barometer den Stand der im Regierungsprogramm versprochenen Bodenschutz-Maßnahmen. Die Bewertung zeigt, inwiefern die Bundesregierung ihre eigenen Projekte wie angekündigt vollständig umgesetzt (grün), nur teilweise abgearbeitet (gelb) oder noch gar nicht erledigt hat (rot). Ausständig sind vor allem die versprochene „österreichweite Bodenschutzstrategie für sparsameren Flächenverbrauch“ sowie der „Zielpfad zur Reduktion des Bodenverbrauchs auf netto 2,5 Hektar pro Tag bis 2030“. Im Gegensatz dazu hat das Umweltministerium den versprochenen Biodiversitätsfonds eingerichtet und fördert das Brachflächen-Recyling. Zusätzlich hat das Ressort eine neue Biodiversitätsstrategie veröffentlicht, deren Praxistest aber noch aussteht. “Jetzt muss es einen konkreten Aktionsplan samt Budget geben, damit die Ziele auch erreicht werden können“, fordert WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories.
Immer noch komplett in der Warteschleife hängen das versprochene Leerstands-Management, die Stärkung der überregionalen Raumplanung, eine Ökologisierung der Wohnbauförderung sowie der „Vorrang von Nachverdichtung vor der Versiegelung grüner Wiesen“, wie sie der Koalitionspakt vorsieht. Genauso offen sind das angekündigte Schutzkonzept für alpine Freiräume sowie die Schaffung neuer und die Erweiterung bestehender Nationalparks. Parallel zu landwirtschaftlichen Produktionsflächen sieht das Regierungsprogramm auch die Ausweisung ökologischer Vorrangflächen vor. Die Bundesregierung hat das bisher aber nicht einmal im Planungsstadium getan. „Die Politik muss mehr auf den Naturschutz achten – sowohl im Bund als auch in den Bundesländern“, sagt WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories.
Weiterhin nur auf Gelb steht die Ökologisierung des Steuersystems. Denn der gewählte CO2-Preis entfaltet noch zu wenig Lenkungswirkung und wird von umweltschädlichen Subventionen im Ausmaß von fast sechs Milliarden Euro pro Jahr konterkariert. „Die Bundesregierung muss das Steuer- und Fördersystem grundlegend reformieren, um die vielen Treiber des Bodenverbrauchs zu bremsen“, fordert Simon Pories vom WWF. Ebenfalls kritisch sind die jahrelang verzögerten Verhandlungen über den künftigen Finanzausgleich, der unter anderem die Verteilung der Kommunalsteuer ökologisieren sollte. Denn derzeit gibt es hier mehrere falsche Anreize, die zu unnötigem Flächenfraß führen.
Bodenschutz-Vertrag gefordert
Unter dem Motto „Natur statt Beton” fordert der WWF einen Bodenschutz-Vertrag von Bund, Ländern und Gemeinden, um den Flächenfraß auf allen Ebenen einzudämmen. Darin muss neben einer verbindlichen Obergrenze auch die ambitionierte Ökologisierung der Raumordnung verankert werden. Genauso wichtig sind eine groß angelegte Naturschutz-Offensive und der rasche Abbau umweltschädlicher Subventionen. Neben der Bundesregierung sieht der WWF dafür auch Bundesländer und Gemeinden stark gefordert.
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen