Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF: Neue internationale Studie fordert Notfallplan gegen das Artensterben in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten
Aufgrund des rapiden Artensterbens fordert ein internationales Forschungsteam in der neuen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift BioScience einen raschen Notfallplan zum Schutz der Flüsse, Seen und Feuchtgebiete. Denn laut der Studie sind bereits mehr als ein Viertel aller Süßwasserarten weltweit vom Aussterben bedroht. „Dieser Trend muss dringend gestoppt werden. Mensch und Natur sind mehr denn je auf gesunde Ökosysteme angewiesen“, sagt WWF-Österreich-Expertin Bettina Urbanek zum Sechs-Punkte-Plan der Fachleute von mehreren wissenschaftlichen Forschungsinstituten, dem WWF, der Weltnaturschutzunion IUCN und Conservation International. Gefordert werden insbesondere Maßnahmen, um Flüsse natürlicher fließen zu lassen, Verschmutzung zu vermeiden, kritische Feuchtgebietslebensräume zu schützen, Überfischung und Übernutzung zu stoppen sowie invasive Arten zu kontrollieren. Besonders relevant ist demnach die Vermeidung von Staudämmen an den letzten frei fließenden Flüssen der Welt sowie der Ausbau von Schutzgebieten in Partnerschaft mit lokalen Gemeinschaften.
Auch in Österreich sind rund 60 Prozent der Flüsse dringend sanierungsbedürftig und weisen vor allem aufgrund der starken Verbauung und Übernutzung über 90 Prozent von 62 untersuchten Süßwasserarten keinen günstigen Erhaltungszustand auf. „Daher muss die Bundesregierung wie im Regierungsübereinkommen vereinbart die seit Jahren nahezu trocken gelegten Fördertöpfe für die ökologische Gewässersanierung wieder befüllen. Zusätzlich braucht es klare Naturschutzkriterien für die Vergabe der Ökostrom-Subventionen. Neue Kraftwerke in Schutzgebieten und an den letzten intakten Flussstrecken müssen wirksam verhindert werden“, fordert Bettina Urbanek angesichts des extrem hohen Ausbaugrades mit bereits über 5.200 Wasserkraftwerken.
Dazu kommt: Fast acht von zehn der bestehenden Wasserkraftwerke verfehlen die gesetzlichen ökologischen Mindeststandards. „Fischaufstiegshilfen sind mangelhaft, die Restwassermengen zu gering und die Schwallbelastung viel zu hoch. Ein Notfallplan für Österreich muss daher auch eine ambitionierte Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie umfassen. Hier ist Österreich schon beim nächsten Umweltrat am 5. März gefordert“, sagt WWF-Expertin Bettina Urbanek.
Zehn Prozent aller Arten in Flüssen, Seen und Feuchtgebieten
Flüsse, Seen und Feuchtgebiete machen zwar nur rund ein Prozent der Erdoberfläche aus, beherbergen aber zehn Prozent aller Arten. Gleichzeitig geht die Artenvielfalt in Süßwasser-Ökosystemen um zwei- oder dreimal schneller verloren als in Ozeanen und Land-Habitaten. Die Megafauna in diesen Lebensräumen ist in den letzten 50 Jahren sogar um 88 Prozent eingebrochen. Gleichzeitig erbringen gesunde Süßwasserökosysteme essentielle Leistungen für den Menschen, indem sie für Wasser, Nahrung sowie Schutz vor Überschwemmungen und Dürren sorgen.
Download von Grafiken und Bildmaterial
Link zur Studie: Bending the Curve of Global Freshwater Biodiversity Loss: An Emergency Recovery Plan
Rückfragen und Kontakt:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel. 0676 83488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Bettina Urbanek, Flussexpertin WWF Österreich, Tel. 01/48817-275, E-Mail: bettina.urbanek@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf
WWF-Report: Über 230 neue Arten in der Mekong-Region entdeckt
234 Funde entlang des Mekong: “Game of Thrones”-Eidechse, stachelloser Vampir-Igel, Krokodil-Molch – Region leidet unter Verschmutzung und Verbauung – WWF fordert besseren Schutz für “Schatzkiste der Artenvielfalt”
Steiermark: WWF fordert deutliche Kurskorrektur beim Bodenverbrauch
WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.