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WWF: Neue Meinungsumfrage zeigt Zweidrittel-Mehrheit für den Wolf

Wien, Linz, am 19. Juli 2019– Zwei Jahre nach der letzten Befragung beauftragte der WWF Österreich das Linzer market-Institut mit einem Update der Untersuchung über das Wissen und die Einstellung der Österreicher zum Wolf in freier Wildbahn. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage (1.035 Befragte) zeigen laut market eine weitgehend unveränderte, positive Grundeinstellung der Bevölkerung zur Rückkehr des streng geschützten Wildtiers. Birgit Starmayr, Institutsvorstand von market, sagt: „Trotz recht unterschiedlicher Berichterstattung über das Thema Wölfe, die zum Teil auch recht kritisch ausgefallen ist, hat sich wenig in der Einstellung der Österreicher zum Wolf verändert. 69 Prozent der Bevölkerung sehen die Rückkehr des Wolfes nach Österreich positiv“, so Starmayr. Für Christian Pichler vom WWF Österreich, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: „Die Österreicher wollen keine Jagd auf bedrohte Arten wie den Wolf und keine aufgeheizte Stimmung, sie wollen den Weg des Miteinanders gehen. Allerdings erwarten sie sich von der Politik, dass sie dafür die Rahmenbedingungen schafft, zum Beispiel durch Aufklärung, Herdenschutz und unbürokratische Unterstützung der Weidetierhalter“, so der WWF-Biologe.
Insgesamt 69 Prozent der Bevölkerung stehen der natürlichen Rückkehr des Wolfes „sehr positiv“ oder „eher positiv“ gegenüber, obwohl manche Interessensvertreter in den vergangenen zwei Jahren bewusst negativ gegen das Wildtier Stimmung gemacht haben. Aus WWF-Sicht zeigt dieses Ergebnis, dass die häufigen Wortmeldungen einzelner Vertreter aus Jagd und Landwirtschaft an der Mehrheit der Menschen vorbei ins Leere zielen, denn die Zustimmung liegt im Vergleich zu 2017, wo sie 74 Prozentpunkte betrug, weiterhin hoch. Insgesamt 79 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ein friedliches Zusammenleben grundsätzlich möglich ist, wobei die jüngere Bevölkerungsschicht diesem Punkt stärker zustimmt als die ältere.

Ganz klar deklarieren sich die ÖsterreicherInnen in Sachen Herdenschutz: 89 Prozent fordern unbürokratische Hilfe für Weidetierhalter, die Schutzmaßnahmen ergreifen wollen. Der WWF interpretiert dies als klaren Auftrag an die Politik: „Die Finanzierung ist gesichert, die Fördertöpfe der EU für Herdenschutzmaßnahmen sind gefüllt – die Mittel müssen nur abgeholt und eingesetzt werden. Die Agrar- und Naturschutzreferenten sollten hier endlich ins Handeln kommen!“ fordert Pichler.
Auch der renommierte Verhaltensforscher und Biologe Prof. Kurt Kotrschal fordert mehr Sachlichkeit. „Das größte Problem ist doch, dass wir Menschen die Natur ausschließlich als Wirtschaftsraum sehen, in dem alles entfernt werden soll, was das Wachstum behindern könnte. Dabei wird übersehen, dass Beutegreifer wie der Wolf eine wertvolle Bereicherung für Ökosysteme sind! Als ‚Gesundheitspolizei’ sorgen sie für einen vitalen Wildbestand und eine ausgewogene Kleintierfauna, weil sie helfen Füchse oder Goldschakale in Schach zu halten.“ Was die Nützlichkeit des Wolfes anlangt, stimmen dieser Ansicht 83 Prozent der ÖsterreicherInnen zu, jeweils zur Hälfte „auf jeden Fall“, sowie „auch noch“.
Die Umfrage ergibt weiters, dass es nach wie vor großes Interesse am Wolf gibt. „Der Wunsch nach mehr Informationen hat sich von 2017 auf 2019 nochmals leicht erhöht. Damit ist der Wolf sicherlich ein Thema, bei dem man mitreden möchte“, so die Analyse von market-Meinungsforscherin Starmayr. Für WWF-Experte Pichler bedeutet das, dass der Wolf in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die Behörden seien nun noch viel mehr als bisher gefordert, dem Wunsch der Bevölkerung nach sachlicher Information, Aufklärung und Transparenz – etwa im Hinblick auf die aktuelle Verbreitung des Wolfes und die tatsächlich nachgewiesenen Nutztierrisse – nachzukommen. Ebenfalls bemerkenswert: Die Umfrage zeigt, dass dem Wolf Österreich weit und in allen Altersstufen Respekt (85 Prozent) entgegengebracht wird, gepaart mit Faszination (70 Prozent), Angst haben im Gegensatz dazu nur zehn Prozent.
Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Meinungsumfrage unter der Österreichischen Bevölkerung ab 16 Jahren (1.035 Befragte, zur Hälfte face-to-face und online) im Mai und Juni 2019 in allen Österreichischen Bundesländern.
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