Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF Palmöl-Test 2015: wenige Positivbeispiele, großer Nachholbedarf
![Palmölpflanze palmoel-produkte-palmoelpflanze](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/548976e1db4ff.jpg)
Presseaussendung
Wien, 18. November 2015 – Der WWF veröffentlichte am Mittwoch, dem 18.11.2015, die neue WWF Palmöl Scorecard für den österreichischen Markt. Dabei wurden 66 Unternehmen zur ihrer Palmöl-Einkaufspolitik befragt. Positiv zu bewerten waren nur zwölf Unternehmen. Die vom WWF geforderten Zusatzkriterien werden nur von neun Unternehmen mitgetragen. Mehr als ein Drittel der Befragten nutzt laut eigenen Angaben bereits zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl. Die Transparenz bleibt aber ernüchternd: Trotz der vermehrten öffentlichen Diskussion des Themas stieg der Anteil der Unternehmen, die keine Auskunft gaben, von 45 Prozent im Jahr 2013 auf 55 Prozent im Jahr 2015.
66 Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich stellten sich heuer auf den Prüfstand und ließen ihre Palmöl-Einkaufspolitik vom WWF analysieren und bewerten.
Nur wenige Positivbeispiele – WWF ortet Nachholbedarf
Friederike Klein, Referentin für Nachhaltige Ernährung, WWF Österreich, zeigt auf: „Leider konnten wir heuer nur zwölf Unternehmen positiv bewerten. Dazu zählen die 11er Nahrungsmittel, BiologoN, Kuchen-Peter-Backwaren und die Vereinigte Fettwarenindustrie in der Kategorie Verarbeiter/Händler, gefolgt von Dr. Julius Pompe, Wewalka, Tante Fanny, Gutscher Mühle Traismauer, Wojnar‘s, Ulreich, JOMO und Landena Wels. Sie alle verwenden zumindest 100 Prozent ihres Palmöls für Eigenmarken nach physisch zertifizierten Lieferkettenmodellen wie Mass Balance und Segregiert.“ Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen in Österreich nutzen bereits zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl. Weitere 16 Unternehmen zeigen sich immerhin transparent, weisen jedoch einen dringenden Nachholbedarf in ihrer Palmöl-Einkaufspolitik auf.
Höhere Standards sind gefordert
„Bis spätestens Ende 2015 sollen Unternehmen zu 100 Prozent, also vollständig, auf physisch zertifiziertes Palmöl umstellen. In der Scorecard 2013 hatten nur acht österreichische Unternehmen dieses Ziel erreicht, aktuell stehen wir bei zwölf“, gibt Klein zu bedenken. Doch der RSPO gilt für den WWF als Mindeststandard. Denn jedes Jahr gehen weltweit etwa 13 Mio. Hektar Wald verloren – und Palmöl ist nach wie vor ein großer Treiber dieser Entwaldung. Daher fordert der WWF Zusatzkriterien wie das Verbot von gefährlichen Pestiziden, Plantagen auf Torfböden oder Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt, aber auch die aktive Unterstützung von Kleinbauern und Lieferanten, die sich an weiterführenden Standards orientieren. Als Vorreiter gelten hier Initiativen wie POIG (Palm Oil Innovators Group) und FONAP (Forum Nachhaltiges Palmöl).
Ergebnisse & Transparenz sind ernüchternd
Seit der letzten WWF Scorecard im Jahr 2013 nahm die Transparenz bei den Unternehmen weiter ab. 55 Prozent der Befragten verweigerten die Auskunft über ihre Palmöl-Einkaufspolitik (im Vergleich zu 45 Prozent im Jahr 2013). Dass Unternehmen – nach Jahren der öffentlichen Diskussion über das Thema – immer noch keine Auskunft über ihre Palmölpolitik geben, stimmt bedenklich. Der WWF fragt daher in den „Palmöl Scorecards“ regelmäßig bei Konsumgüterherstellern ihre Palmöl-Einkaufspolitik ab. Denn der Anbau und die Nutzung von Palmöl steht häufig unter Kritik. Der steigende Konsum hat enorme Folgen für die Umwelt in den Anbauländern wie Indonesien und Malaysien. Nicht zuletzt kostet der unbedachte Palmölkonsum seltenen Tieren und Pflanzen wie z.B. dem Orang-Utan, das Leben. Der WWF fordert einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Kurswechsel. Viele Palmölproduzenten, aber auch Palmölabnehmer lässt das – jedenfalls bisher – noch ungerührt.
Rückfragehinweis:
Theresa Gral MA, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. +43-1-48817-216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...