Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
WWF-Report: Sojaproduktion für Europas Futtertröge befeuert Naturzerstörung in Südamerika

Mehr als 60 Kilogramm Soja konsumieren die Menschen in Europa durchschnittlich pro Kopf – doch den meisten ist das gar nicht bewusst. Denn 55 Kilogramm davon sind in Form von Futtermitteln in Fleisch, Eiern, Milch oder Fisch “versteckt”, wie ein neuer Report der Umweltschutzorganisation WWF zeigt. Das Problem: Der Großteil dieses Futtersojas stammt aus Südamerika und ist dort für massive Naturzerstörung verantwortlich. „Mit unserem Konsum in Europa tragen wir zur Zerstörung von Wäldern, Grasländern und Feuchtgebieten auf anderen Kontinenten bei. Es braucht daher ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten, das Wälder und Ökosysteme schützt“, fordert Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung.
Die Sojaproduktion in Südamerika hat sich in den letzten Jahrzehnten fast verdoppelt. Der Anbau von Soja ist ein Haupttreiber für die Zerstörung von Ökosystemen und setzt massiv Treibhausgase frei. Ein Ernährungswandel kann diese Entwicklung stoppen: „Mit einer Reduktion des österreichischen Fleischkonsums um ein Fünftel würden so viele Flächen frei werden, dass der gesamte Restbedarf an Soja-Futtermitteln hierzulande produziert werden kann“, rechnet WWF-Expertin Hannah-Heidi Schindler vor. Importe in Höhe von 500.000 Tonnen Soja würden dadurch wegfallen – und sogar noch eine Restfläche von 4.000 Hektar übrig bleiben.
Derzeit verhandeln die EU-Mitgliedsländer ein Gesetz, das die Entwaldung für in die Union importierte und innerhalb der EU gehandelte Güter stoppen soll. Der im November veröffentlichten Entwurf der Europäischen Kommission ist aber noch sehr lückenhaft – zum Beispiel wären viele Ökosysteme wie artenreiche Savannen von der Regelung ausgenommen. Im Rahmen der Initiative “Together4Forests” fordert der WWF daher Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger auf, sich für eine Nachschärfung des Entwurfs einzusetzen. „Ministerin Köstinger muss sich für ein wirksames Waldschutz-Gesetz stark machen. Produkte, für die Wälder zerstört werden, haben in unseren Supermarktregalen nichts verloren“, fordert Hannah-Heidi Schindler. „Alle relevanten Produkte und Lieferketten müssen rückverfolgbar und transparent sein. Darüber hinaus braucht es wirksame Kontrollen und Sanktionen bei Verstößen.“
Zum Report „Mapping the European Soy Supply Chain“:
Im Jahr 2020 konsumierten Menschen in Europa durchschnittlich 237 Eier, 117 Kilogramm verschiedener Milchprodukte, 58 Kilo Schweinefleisch, Geflügel, Rindfleisch und anderes Fleisch sowie 2 Kilo Zuchtfisch. In einigen Fällen, wie bei Huhn und Lachs, ist die Menge an Sojafutter fast gleich der des produzierten Lebensmittels. 95 Gramm Soja werden benötigt, um 100 Gramm Zuchtlachs und 96 Gramm Soja für 100 Gramm Hühnerbrust zu produzieren. Weitere Beispiele, in welchen Produkten Soja versteckt ist, finden sich hier online.
Hintergrund:
Der WWF setzt sich seit langem für EU-Rechtsvorschriften gegen Entwaldung ein. Im Rahmen der #Together4Forests-Kampagne haben der WWF und 160 weitere Umwelt-NGOs 1,2 Millionen Menschen mobilisiert, um im Dezember 2020 ein starkes EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten zu fordern. Darauf hat die Kommission im November 2021 eine Verordnung vorgeschlagen, um die von der EU verursachte Entwaldung und Waldschädigung einzudämmen. Für einen wirksamen Schutz muss der Entwurf aber noch deutlich verbessert werden, da wichtige Ökosysteme wie Savannen, Grasland und Torfgebiete durch den Vorschlag der Europäischen Kommission nicht geschützt werden. Ebenfalls erfasst werden müssen zumindest diese Produkte und Rohstoffe: Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao Kautschuk und Mais, Rindfleisch und andere Fleischsorten sowie insbesondere alle Holzprodukte.
Mit einer E-Mail-Aktion ruft der WWF gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen im Rahmen der Initiative „Together4Forests“ Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger dazu auf, sich für ein starkes EU-Waldschutz-Gesetz stark zu machen: www.wwf.at/together4forests-aktion
News
Aktuelle Beiträge
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten