WWF: Rio+20 war Erdgipfel der Schande für kommende Generationen

22. Juni 2012 | Presse-Aussendung

Rio de Janeiro, Freitag, 22. Juni 2012 – “Der Erdgipfel 2012 war ein Gipfel der Schande für kommende Generationen“, das ist das Resümee des WWF am heutigen Abschlusstag der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung. Weder haben die Staaten eine konkrete Vision verabschiedet, noch klare Ziele mit einem Zeitplan für deren Durchführung formuliert. „Brasilien hat einen Minimalkonsens […]

Rio de Janeiro, Freitag, 22. Juni 2012 – “Der Erdgipfel 2012 war ein Gipfel der Schande für kommende Generationen“, das ist das Resümee des WWF am heutigen Abschlusstag der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung. Weder haben die Staaten eine konkrete Vision verabschiedet, noch klare Ziele mit einem Zeitplan für deren Durchführung formuliert. „Brasilien hat einen Minimalkonsens durchgepeitscht um das Land nicht vor der Welt zu blamieren“, sagte heute WWF-Experte Alois Vedder in Rio de Janeiro. „Die Chance für nachhaltige Entwicklungsziele, für eine grüne Wirtschaft und den Schutz der Meere wurde vertan, die Staaten haben den Ernst der Lage zwar erkannt aber nicht nach ihrem besten Wissen und Gewissen gehandelt“, so Vedder. Wertvolle Zeit für konkrete Zugeständnisse wurde vergeudet, bedauert der WWF. Während die Spitzenpolitiker der Welt in Rio versagt haben, liegt es nun an den Gemeinden, Städten, Unternehmen und Initiativen von engagierten Menschen die Umwelt zu schützen, den Klimawandel zu begrenzen, die Armut zu bekämpfen und einen nachhaltigen Weg für die kommenden Generationen einzuschlagen.

March for appealing to Dilma Rousseff, © by  WWF/Marco Sarti
March for appealing to Dilma Rousseff, © by  WWF/Marco Sarti

Der Erdgipfel war dennoch nicht ganz umsonst, betont der WWF. Als Erfolg wertet der WWF die Ankündigung der britischen Regierung als erstes Land der Welt mehr als tausend Unternehmen des Landes zu einer Messung ihres ökologischen Fußabdrucks zu verpflichten. Weiters wollen acht der größten Entwicklungsbanken der Welt mehr als 150 Milliarden Euro in Initiativen für den öffentlichen Verkehr stecken, bei denen der Massentransport und der Fahrradverkehr ausgebaut werden. Die brasilianische Umweltministerin Izabella Teixeira kündigte gestern eine Initiative zum Schutz des Amazonasregenwaldes an. Dabei sollen im Rahmen des ARPA-Programms (Schutzgebietsnetz für die Amazonasregion) mehr als 200 Millionen Euro aus öffentlichen und privaten Geldern aufgestellt werden um zehn Prozent des brasilianischen Amazonaswaldes – rund 400.000 Quadratkilometer – dauerhaft zu schützen. Das Programm soll Vorbild für andere Amazonasstaaten werden. Außerdem will Brasilien einen Stopp der Netto-Entwaldung erreichen.

Statue Christ The Redeemer, Rio De Jeneiro, Brazil, © by Anand Gopal  WWF-Canon
Statue Christ The Redeemer, Rio De Jeneiro, Brazil, © by Anand Gopal  WWF-Canon

Der WWF kritisiert, dass besonders die EU bei den internationalen Verhandlungen immer mehr an Bedeutung verliert und muss sich wegen des veränderten globalen Machtgefüges strategisch neu orientieren. Die Europäer haben in den Vorverhandlungen noch einige positive Akzente etwa zum Schutz der Meere, zum Abbau umweltzerstörerischer Subventionen oder zu den Nachhaltigkeitszielen eingebracht. Im Abschlussdokument ist davon aber kaum etwas übriggeblieben. „Der Bedeutungsverlust ist auch auf einen Mangel an Glaubwürdigkeit zurückzuführen“, so die WWF-Analyse. Solange es bei Lippenbekenntnissen zu Nachhaltigkeit bleibt, während bei der Agrarreform oder bei einer Reform der europäischen Fischerei entgegengesetzte Tatsachen geschaffen werden, wird man international nicht ernst genommen, wenn man eine grüne Wirtschaftsweise einfordert. Im Gegenteil: „Das Beharren auf Subventionen für die EU-Landwirtschaft in Europa stellt sich als Schwachstelle bei der Diskussion um das Auslaufen von Subventionen für fossile Energien heraus“, so Vedder.

Für den weiteren Prozess internationaler Verhandlungen erwartet sich der WWF klare und messbare Nachhaltigkeitsziele für Wasser, Ernährung und Energie. Die Finanzierung dafür muss sichergestellt werden. Umwelt, Ökosysteme, die Artenvielfalt und soziale Kosten müssen in die ökonomische Rechnung der Staaten und Unternehmen einbezogen werden. Eine zukünftige ökologische Vollkostenrechnung soll Länder und Unternehmen vergleichbar machen. Die Internalisierung der externen Kosten kann Anreize für ökologisches Wirtschaften schaffen. Die Abschaffung umweltschädlicher Subventionen für fossile Energieträger und in der Agrarwirtschaft sollte oberste Priorität haben. Nachdem es in Rio nicht gelungen ist, einen wirksamen Schutz der Meere außerhalb der nationalen 200-Meilen-Zonen zu garantieren, fordert der WWF eine internationale politische Initiative für den Schutz der Hohen See. Der WWF unterstützt auch die Umwandlung des UN-Umweltprogramms UNEP zu einer eigenen Weltumweltorganisation.

Der WWF organisierte mit seinen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zahlreiche Informations-veranstaltungen am Konferenzgelände und im Stadtzentrum von Rio. Dabei wurden Themen wie Energie, Klima, die Entwicklung Afrikas, der Schutz der Ozeane, Flüsse und Wälder diskutiert. Die Umweltorganisation nahm auch sichtbar an den beiden großen Demonstrationen und anderen Aktionen im Stadtzentrum von Rio teil.

Weitere Informationen und Fotos:
MMag. Franko Petri, Leiter Medien WWF, vor Ort auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro, Tel. 0043-(0)676-83488231, Email: franko.petri@wwf.at, Blogs: http://blogs.wwf.at/rioplus20.

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