WWF schlägt Alarm: Entwaldung in brasilianischer Savanne schnellt in die Höhe – Rückgang im Amazonas

19. März 2024 | Klima, Politische Arbeit, Presse-Aussendung

Entwaldung im Cerrado dramatisch gestiegen – Weltweiter Fleischkonsum als größter Treiber – Delegation aus Indigenenen und WWF fordert Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes

Im brasilianischen Cerrado ist die Waldzerstörung im Februar stark angestiegen. Darauf weisen aktuelle Daten des Nationalen Weltrauminstituts (INPE) hin, die bei den Entwaldungswarnungen eine Zunahme von 19 Prozent im Vergleich zum Februar des letzten Jahres verzeichnen. Für den Zeitraum zwischen August 2023 und Februar 2024 weist das Überwachungssystem des INPE damit einen Waldverlust von 3.798 Quadratkilometern aus. Das entspricht der neunfachen Fläche Wiens und markiert eine Zunahme von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Amazonas zeigt sich hingegen eine gegenteilige Entwicklung: Für den Februar vermeldete das brasilianische Weltrauminstitut einen Rückgang um 30 Prozent der Entwaldung. Für den Zeitraum seit August 2023 wird ein Waldverlust von 2.350 Quadratkilometern verzeichnet – minus 56 Prozent. „Die neuen Zahlen schreiben einen Trend fort, der im letzten Jahr einsetzte: Während die Schutzbemühungen im Amazonas greifen, wüten die Kettensägen jetzt umso schlimmer im Cerrado. Die Zerstörung wandert vom wichtigsten Regenwald des Planeten zur artenreichsten Savanne”, warnt Julia Haslinger, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich.

Jährlich werden etwa 100.000 Hektar des Cerrado zerstört, um Soja für die Tierfütterung anzubauen. Rund 16 Prozent des nach Europa importierten Sojas stammt heute aus dem Cerrado. “Die Hälfte des Gebiets, das etwa so groß ist wie Westeuropa, ist der Agrarindustrie bereits zum Opfer gefallen – mit dramatischen Auswirkungen auf die Umwelt, die lokale Bevölkerung und das Klima. Wir müssen diese Zerstörung dringend stoppen”, sagt Haslinger. Denn neben dem Erhalt der Biodiversität ist das Gebiet im Zentrum Brasiliens als globaler Kohlenstoffspeicher und für die Wasserversorgung Brasiliens von enormer Bedeutung: Nicht nur der Amazonas-Regenwald selbst, sondern auch die Trinkwasserversorgung der brasilianischen Großstädte Rio de Janeiro und Sao Paolo hängen von ihm ab.

Delegation aus Indigenen und WWF in Brüssel 
Um auf die alarmierende Entwicklung aufmerksam zu machen und die weitere Zerstörung zu stoppen, forderte eine Delegation aus Indigenen und WWF diese Woche auf einer Reise nach in Brüssel, Paris und Amsterdam eine Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes: “Das Gesetz muss auch wald-ähnliche Ökosysteme schützen. Denn auch Feuchtgebiete und Savannen sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt und im Kampf gegen die Klimakrise essenziell”, sagt Haslinger. Die Annahme, dass Savannen weniger wichtig sind als Wälder und daher höhere Entwaldungsraten zulassen, ist falsch und führt zu ernsthaften Umweltproblemen. Ein Ende der Entwaldung ist auch für den Klimaschutz von herausragender Bedeutung. “Ohne den Erhalt der Wälder und Savannen Brasiliens sind die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht zu erreichen”, sagt Haslinger. 

Hintergrund Cerrado
Der Cerrado, der auch als Brasiliens Wasserreservoir gilt, liefert rund 40 Prozent des gesamten Süßwassers in Brasilien. Er ist Heimat von etwa fünf Prozent aller Tier- und Pflanzenarten auf dem Planeten und ist damit einer der Orte mit der größten biologischen Vielfalt. In den letzten 36 Jahren hat sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Cerrado nahezu verfünffacht, auf mittlerweile rund 230.000 Quadratkilometer. Das entspricht der Größe Großbritanniens. Auf dieser Fläche findet heute fast die Hälfte der nationalen Produktion von Soja und Zuckerrohr sowie ein Großteil der Baumwolle statt.

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Alexa Lutteri
Pressesprecherin, WWF Österreich

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