Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF schlägt Alarm: Größte Savanne der Welt bereits zur Hälfte zerstört
![Pressereise_Brasilien_2023(DJI_0330)-c-Myke Sena_WWF-Brazil](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2023/11/Pressereise_Brasilien_2023DJI_0330-c-Myke-Sena_WWF-Brazil.jpg)
Was haben Riesengürteltier, Mähnenwolf, Ameisenbär und Jaguar gemeinsam? Ihr Lebensraum im brasilianischen Cerrado hat sich seit den 1970er Jahren um die Hälfte verkleinert: Denn die größte und artenreichste Savanne der Welt schwindet im Rekordtempo – Schuld daran ist der zunehmende Fleischkonsum, für den immer größere Mengen an Futtermitteln für die Massentierhaltung benötigt werden: “Es ist längst nicht mehr nur der Amazonas-Regenwald, sondern vor allem die Cerrado-Savanne in Gefahr. Die Hälfte des Gebiets ist dem Agrarindustrie bereits zum Opfer gefallen. Wir müssen diese Zerstörung dringend stoppen!”, fordert Julia Haslinger, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung. Das Gebiet im Zentrum Brasiliens ist mit der afrikanischen Savanne vergleichbar und Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten. Neben dem Erhalt der Biodiversität ist der Cerrado als globaler Kohlenstoffspeicher und für die Wasserversorgung Brasiliens von enormer Bedeutung: Nicht nur der Amazonas-Regenwald selbst, sondern auch die Trinkwasserversorgung der brasilianischen Großstädte Rio de Janeiro und Sao Paolo hängen von ihm ab.
Dennoch werden jährlich etwa 100.000 Hektar der artenreichen Savanne zerstört, um Soja für die Tierfütterung anzubauen. Rund 16 Prozent des nach Europa importierten Sojas stammt heute aus dem Cerrado. “Während die Entwaldung im Amazonas erfreulicherweise sinkt, geht die Zerstörung fernab von öffentlichem Interesse im Cerrado aber im Rekordtempo weiter – mit dramatischen Auswirkungen auf Umwelt, lokale Bevölkerung und das Klima”, warnt Haslinger. So ist die Entwaldung im Amazonas im September um 60 Prozent im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres gesunken – die Rodungen im Cerrado allerdings um rund 150 Prozent gestiegen.
Für einen besseren Schutz wald-ähnlicher Ökosysteme, wie den Cerrado, fordert der WWF Österreich eine Nachschärfung des EU-Waldschutzgesetzes. Denn: “Das Gesetz muss auch wald-ähnliche Ökosysteme dringend besser schützen. Denn auch Feuchtgebiete und Savannen sind wahre Schatzkammern der Artenvielfalt und im Kampf gegen die Klimakrise essentiell”, sagt Haslinger. Das Ausklammern von wald-ähnlichen Ökosystemen aus dem Gesetz wäre ein Freifahrtschein für die Zerstörung dieser Gebiete, befürchtet der WWF. Es brauche daher eine umfassende Regelung, um sogenannte Spillover-Effekte zu vermeiden und Bewusstsein für die essentielle Bedeutung wald-ähnlicher Ökosysteme zu schaffen. “Jedes Schulkind lernt über die Bedeutung des Amazonas-Regenwaldes für unseren Planeten. Den Cerrado kennt kaum ein Erwachsener. Dabei ist er eine Ökoregion der Superlative, die für den Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität von elementarer Bedeutung ist”, sagt Haslinger.
Außerdem fordert der WWF Österreich vor allem die Ursachen der Naturzerstörung effizient zu bekämpfen – nämlich den weltweiten Fleischkonsum zu reduzieren, der für den Anbau von Futtermitteln und die damit verbundene Zerstörung verantwortlich ist. „Mit unserem Konsum tragen wir weltweit massiv zur Naturzerstörung bei. Mit einer Reduktion des Fleischkonsums haben wir eine echte Superpower im Kampf gegen Klimakrise und Artensterben in der Hand”, sagt WWF-Ernährungsexpertin Julia Haslinger. Vor allem die Politik ist gefordert, eine klima- und umweltschonende Ernährung zu erleichtern – etwa durch die Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Die wahren Kosten von Fleischprodukten müssen außerdem transparent abgebildet werden – vom Handel über die Gastronomie. “Dafür braucht es verpflichtende und klare Kennzeichnungen zu Herkunft und Produktionsbedingungen, sodass keine Naturzerstörung auf unseren Tellern landet”, fordert Julia Haslinger vom WWF Österreich.
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