Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
WWF-Studie: 40 Prozent weniger Fisch durch wärmere Meere
Wichtige Meeresfischbestände drohen bis Ende des Jahrhunderts um 20 Prozent, in den Tropen um 40 Prozent einzubrechen – Klimakrise hat schwere Folgen für Kleinfischereien – WWF fordert Handeln gegen Erderhitzung und besseres Fischereimangement

Wien, 24.09.2020 – Die Weltmeere leiden zunehmend unter den Folgen der Erderhitzung. Laut einer neuen Studie der Umweltschutzorganisation WWF droht bis zum Ende des Jahrhunderts ein Rückgang ökonomisch wichtiger Meeresfischbestände um bis zu 20 Prozent, in tropischen Regionen sogar um bis zu 40 Prozent. Der marine Temperaturanstieg gefährdet nicht nur sensible Ökosysteme, sondern vor allem die Lebensgrundlage von weltweit über 800 Millionen Menschen, denen Fischerei ein Einkommen und Nahrung sichert. „Insbesondere Thunfisch-, Sardinen- und Sardellen-Populationen werden erheblich einbrechen. Diese Arten sind gerade für Kleinfischereien in Entwicklungsländern, deren Fänge die Hälfte des global gehandelten Fischs ausmachen, von existenzieller Bedeutung. Die Klimakrise der Meere wird fatale Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit und Armutsentwicklung haben, wenn wir nicht entschlossen gegensteuern“, warnt Simone Niedermüller, Meeresbiologin des WWF Österreich.
Je nach Klima-Szenario prognostizieren die Untersuchungen des WWF, der Agrocampus Ouest (Frankreich), University of British Columbia (Kanada), Charles Darwin Foundation (Galapagos) und des Instituto Nacional de Pesca (Ecuador) einen Rückgang der Fisch-Biomasse von mindestens fünf bis maximal 20 Prozent, in tropischen Meeren einen Einbruch zwischen 30 und 40 Prozent bis zum Jahr 2100. Selbst die Erreichung des Pariser Klimaziels – die Erderhitzung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen – setzt die untersuchten Fischbestände einem mittleren bis hohen Schwundrisiko aus. „Zudem ziehen Fische immer weiter weg von den Küsten in tiefere, kältere Gewässer. Dadurch sind sie für die kleinen Boote handwerklicher Fischerinnen und Fischer nur mehr schwer erreichbar. Es ist also keine Frage ob, sondern wie stark fischereiabhängige Küstenbewohner*innen durch die Klimakrise getroffen werden“, erklärt Niedermüller.
Philippinen, Ecuador und Südafrika schon jetzt betroffen
Fallstudien auf den Philippinen, in Ecuador und Südafrika zeigen bereits jetzt signifikante Klimafolgen für den Fischereisektor. Alle drei Länder sind von rückläufigen Fangmengen, ungewöhnlich hohen Meerestemperaturen, steigenden Extremwetterereignissen und sterbenden Korallenriffen betroffen. „In einigen Ländern werden sich die Fangmengen bis 2050 halbieren. Besonders äquatornahe Regionen wie die Philippinen müssen mit einem starken Rückgang rechnen. Aber der wirtschaftlich wichtige, traditionelle Thunfischfang mit Handleinen etwa ist nur schwer durch das Befischen anderer Arten zu ersetzen – sowohl was den hohen Nährwert für die lokale Bevölkerung als auch den Handelswert auf internationalen Märkten betrifft“, sagt die WWF-Meeresexpertin.
WWF fordert Maßnahmen gegen Klimakrise und besseres Fischereimanagement
Laut WWF können nur die Erfüllung der Pariser Klimaziele und ein besseres Fischereimanagement ein Kollabieren mariner Ökosysteme und damit des Fischereisektors verhindern. „Der ungezügelte CO2-Ausstoß muss drastisch eingebremst werden. Es braucht entschlossene Maßnahmen gegen Überfischung und illegale Fischerei, Investitionen in die Anpassung an die Klimakrise sowie einen Übergang zu mehr nachhaltiger und ressourcenschonender Aquakultur“, fordert Niedermüller. Kann die Erderhitzung auf 1,5 Grad Temperaturanstieg begrenzt und ein nachhaltiges Fischereimanagement implementiert werden, ist sogar eine Steigerung der Fisch-Biomasse in den Meeren möglich. „Derzeit befinden wir uns allerdings auf genau gegenteiligem Kurs. Um ein Massensterben in den Ozeanen zu verhindern und Fisch als Nahrungs- und Einkommensgrundlage für Millionen von Menschen zu retten, ist nicht weniger als eine radikale Trendwende notwendig“, so die WWF-Meeresbiologin.
Auch Verbraucher*innen in Europa – dem weltweit größten Importeur von Fisch – können dazu einen Beitrag leisten. Der WWF empfiehlt nachhaltige Fisch- und Meeresfrüchteprodukte, deren maßvollen Konsum sowie einen Blick in den WWF Fischratgeber.
Download der Studie ‚Wärmere Meere – weniger Fisch. Anpassungsstrategien der Kleinfischerei in Zeiten der Klimakrise‘: https://cutt.ly/2fLdYAl
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten